Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht
Schmuckproduktion verwendet, ein paar Drähte herzustellen.
Sein Toaster sah nach einem halben Jahr intensiver Arbeit und Recherche schließlich aus wie ein angebrannter Geburtstagskuchen aus einer obszönen Kunstausstellung. Beim ersten Betriebsversuch nahm er eine Batterie als Energiespender. Der Toaster wärmte das Brot ein wenig an. Als er danach das Ding an das Stromnetz anschloss, zerschmolz und explodierte es gleichzeitig. Ende des Experiments.
Thwaites’ Experiment ist ein wunderbarer Versuch, Globalisierung nachzuspielen. Ein Toaster, so einfach er auch sein mag, ist Ergebnis eines gigantischen Verknüpfungsprozesses, der sich seit Tausenden von Jahren abspielt. Dabei treffen viele, viele Menschen aufeinander, die in arbeitsteiligen Funktionen jeweils das, was sie am besten können und worüber sie verfügen, miteinander austauschen, optimieren und koordinieren. Rohstoffe aus allen Kontinenten kommen zum Einsatz. Fertigkeiten von Bergleuten, Technikern, Maschinenbauern, Prozessspezialisten, Arbeitern, Lageristen,
Spediteuren. Drahtziehern, Formenbauern kommen zum Einsatz. Verkehrsmittel, Verteilsysteme, Frachtkontingente werden genutzt. Über Generationen akkumuliertes Wissen. Wie man aus Erzen biegbare Metalle macht, haben unsere Vorfahren in vielen mühsamen Schritten herausgefunden.
Wer koordiniert diese unzähligen Planungsprozesse, Arbeitsschritte, Investitionen, den Austausch von Wissen? Auch wenn die Firma, die den Toaster herstellt, der Dirigent sein mag: Der Toaster ist das Produkt eines »blinden« Prozesses der Selbstkoordination, die der gute alte Adam Smith in seinem Werk schon vor 250 Jahren als Prinzip der »unsichtbaren Hand« beschrieb. Sämtliche an diesem Spiel Beteiligten handeln aus Eigennutz. Aber das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit ist erstaunlich, ja geradezu wundervoll. Geröstetes Brot ist, wer wollte das bezweifeln, eine Errungenschaft der Zivilisation.
Das unbeschriebene Blatt
Falls der neue Star und Guru der Globalisierung, Hans Rosling, recht hat, wissen wir über die Globalisierung weniger als Schimpansen.
Hans Rosling ist ein wuseliger, witziger Statistik- und Gesundheitswissenschaftler aus Stockholm, der an den weißhaarigen Professor in »Zurück in die Zukunft« erinnert, der ständig mit weißem Kittel und wehenden Haaren durch die Zeitzonen rast, um die (von ihm selbst mitverantworteten) Paradoxien zu verhindern. Auch Hans Rosling ist von einer Mission getrieben. Er möchte, dass wir die Welt in ihrem Wandel verstehen. Dass wir Informationen in ihren Zusammenhängen begreifen, nicht nur in ihren Erregungskomponenten.
Zu diesem Zweck hat er »Gapminder« entwickelt – ein dynamisches Datenbank-System, auf dem sich die Entwicklungswege aller Nationen und Regionen der Erde in animierten Grafiken nachvollziehen lassen. Aller Fortschritt – oder Rückschritt – in den fundamentalen Parametern der Wohlstandsentwicklung, von Gesundheit, Lebenserwartung, Armut, Demokratie, materiellem
Besitz, Geburtenraten, Tuberkulosebefall und Scheidungsquote bis hin zu Zigarettenkonsum und CO 2 -Ausstoß, lässt sich mit diesem Wunderinstrument darstellen und verfolgen.
Was wissen wir über die Globalisierung und ihre Folgen? Wie entwickelt sich unser Planet? Ab und zu macht sich Rosling, der auch schon mal auf offener Bühne ein Schwert verschluckt, um zu beweisen, »dass das Unmögliche möglich ist« (zum Beispiel die weltweite Armut zu überwinden), einen Spaß mit seinen Studenten. So legte er den Anwärtern, die internationales Gesundheitswesen studieren wollten, eine Liste vor:
»In diesen Vergleichspaaren ist die Säuglingssterblichkeit jeweils in einem Land doppelt so hoch wie im anderen. In welchem?
Sri Lanka oder Türkei?
Polen oder Südkorea?
Malaysia oder Russland?
Pakistan oder Vietnam?
Thailand oder Südafrika?«
Es sind die Länder, die man im inneren Koordinatensystem immer noch als »Dritte Welt« einordnet, in denen sich in den letzten Jahren die Säuglingssterblichkeit radikal verbessert hat. Sri Lanka hat heute eine halb so hohe Kindersterblichkeit wie die Türkei. Südkoreas Säuglinge sind besser dran als die in Polen. Malaysia schlägt Russland, Vietnam schlägt Pakistan, und in Thailand ist die Gesundheit der Kinder viel besser als in Südafrika.
»Meine Studenten wissen über die Welt und ihren Wandel viel weniger als Schimpansen«, sagt Rosling deshalb mit Schalk in den Augen. »Ihre Trefferquote liegt niedriger, als wenn ein Affe zufällig auf eine
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