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Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht

Titel: Das Megatrend-Prinzip - wie die Welt von morgen entsteht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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zweiten Hügel – 25 Prozent der Seouler sind Katholiken, die Stadt ist religiös multikulturell und dennoch ethnisch weitgehend homogen. Ein dichtes U-Bahn-Netz und ein preußisch funktionierender öffentlicher Nahverkehr, inzwischen zum großen Teil mit Wasserstoffbussen betrieben, machen die Stadt zu einem Mekka für urbane Organisatoren. Seouls Bevölkerung hat eine der höchsten Bildungsraten der Welt, zwei Drittel der Bewohner verfügen über Breitband-Internet mit Download-Geschwindigkeiten, von denen die Bewohner Londons, New Yorks oder Berlins nur träumen können.
    »Umwelt« ist inzwischen das Megathema in der Megastadt. Ein junger, engagierter Bürgermeister, Oh Se-hoon, der seine Inspirationen aus dem grünen Europa, seine Entschlossenheit aber aus dem asiatischen Organisationssinn bezieht, hat eines der ehrgeizigsten grünen Stadtsanierungsprogramme initiiert. Er kann sich dabei auf zivile Tugenden berufen, die in anderen wildwüchsigen Städten rar sind. Die Recyclingquote ist mit Sicherheit noch höher als in Tuttlingen im Schwabenland. Seouls Bürger sind kooperativ, diszipliniert und in typisch asiatischer Weise obrigkeitsfreundlich.
Der Cheonggyecheon-Fluss im Zentrum der Stadt, im Zuge der Automobilisierung mit einer hässlichen Betonrampe für den Autoverkehr zugedeckt, wurde freigelegt und dient heute als grüne Freizeitader. Am Han-Fluss, der wie in so vielen gewucherten Städten eher als Gelegenheit zur Entsorgung des Abwassers genutzt wurde, entstehen riesige Grünareale für Sport und Naturerleben sowie schwimmende »Solarinseln«. Hinzu kommen ambitionierte Kulturprojekte, wie das 2011 eingeweihte Designzentrum der Architektin Zaha Hadid, ein riesiger organischer Walfisch, auf dessen Dach man in einem Park spazieren gehen kann.
    Der urbane Mythos
    Städte sind, wie man so schön sagt, die Wiege der Menschheit. Aber sie sind auch die Nuss, die die menschliche Zivilisation ständig knacken muss. Als sich im Delta des Euphrat vor rund 8000 Jahren die ersten Siedlungsballungen mit mehr als 10 000 Einwohnern bildeten, mussten sich die Menschen etwas einfallen lassen. Das Zusammenleben von Individuen, die sich nicht mehr kennen können, benötigte neue soziale Organisationsformen: Institutionen, Architekturen, die den Einzelnen entlasten und gleichzeitig disziplinieren. Wer in Städten lebt, braucht so etwas wie Polizei, Verwaltung, Gerichtsbarkeit. Und Tempel oder Kathedralen.
    Jericho und Babylon sind die ersten »Metropolen«, von denen uns die Geschichtsschreibung Zeugnis gibt. Der historische Mythos dieser Ur-Städte transportiert noch viel von dem Skandalon, das mit dem Städtischen seit jeher verbunden ist. Mit Bildern des Exzesses, des »Unnatürlichen«, der Völlerei und Sünde, der geistigen und moralischen Entfremdung »von den Wurzeln«. Städte riefen die ganze Geschichte hindurch Phantasien von ihrem Niedergang wach, vom katastrophalen Zerfall der ihnen innewohnenden Komplexität.
    Fritz Langs mythologischer Film »Metropolis« zeigt die Stadt als seelenlose Massen- und Klassengesellschaft, in der Maschinen und Bösewichte regieren (und schöne Helden durch mystische Frauenwesen gerettet werden müssen). »Blade Runner« eröffnete
den Reigen der Zukunftsvisionen, in denen Technologie zur finalen Elendsentfremdung führt. In »Eyes Wide Shut«, dem letzten Kubrik-Film, bildet die Stadt eine ewige Kulisse für Dekadenz, Begierden, Irrwege der Seele. Die Metaphern und Handlungsstränge folgen immer wieder den gleichen Mustern:
    1. Die Stadt verwirrt ihre Bewohner: Sie führt zu einer Missinterpretation von Zeichen und Kommunikationen, weil sie dem menschlichen Maß nicht entspricht.
    2. Die Stadt führt zu Spaltungen und Mutationen: Die Fremden, die »Lemuren«, übernehmen irgendwann die Macht. Die Armen und »Mutanten« wimmeln in der Kanalisation wie Ratten, sie zerstören die Stadt »von unten«.
    3. Die Stadt ist der Hort übermäßiger Macht. Oben in den Hochhäusern sitzen die Schmarotzer und die Verderber des Menschlichen. Unten kämpfen brave Familien um ihr Überleben.
    4. Die Stadt befördert exzessives Verhalten. Ihre Bewohner sind drogensüchtig und geil, sie ist ein Ansteckungsort von Hurerei, Völlerei, Missbrauch und grenzenloser Geldgier.
    5. Die Stadt macht krank. Sie befindet sich im Kriegszustand mit der Natur, und deshalb wird sie zusammenfallen und davongeschwemmt werden (hohe Türme fallen tief).
    Man muss schon ein hartgesottener Ignorant sein, um hier nicht

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