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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Boden aufgekommen, da richtete sich die Waffe schon auf die Zielperson. Den Umschlag durfte er nicht treffen. Er wusste zwar nicht, was er enthielt, aber man hatte ihm eingeschärft, dass er wohlbehalten zurückkommen müsse. Wenn er ihn traf, würden die Kugeln den Inhalt zerfetzen. Ein Kopfschuss würde zwar mehr Sauerei verursachen, aber es gab keine andere Lösung. Er machte einen Schritt und trat in etwas Klebriges.
    Instinktiv blickte er zu Boden und sah eine Lache aus geronnenem schwarzem Blut. Auf so etwas nicht zu achten, darauf war er eigentlich trainiert. Als er noch beim Mossad war, hätte er sich nicht ablenken lassen.
    Der kurze Moment des Zögerns jedoch genügte Markus, um seine rechte Faust gegen die Wange des Fremden schnellen zu lassen. Es war sein Lieblingsschlag, ein mächtiger Jab, der den Gegner in aller Regel sofort in die Knie zwang. Die Mischung aus Kraft und Effet ließ den weichen Knochen unter dem Auge splittern und ins Fleisch eindringen. Es war ein extrem schmerzhafter Schlag, der völlige Desorientierung hervorrief.
    Isaiah verlor das Gleichgewicht und stürzte rücklings durch die Tür. Im Fallen hob er den Arm und feuerte eine Salve auf die Zielperson, die er nur verschwommen erkennen konnte und die hinter den Umzugskisten Deckung suchte. Holz splitterte, Papierfetzen flogen durch die Luft. Das Ziel hechtete ins Treppenhaus hinaus, mit sicherlich stechenden Schmerzen in der Schulter, in der Holzsplitter steckten. Isaiah taumelte ihm hastig hinterher, schoss erneut und traf die Glasscheibe in der Tür zum Notausstieg.
    Markus nutzte die Öffnung und sprang hindurch. Seine Schritte hallten laut auf der metallenen Feuertreppe.
    Isaiah spähte auf die Straße hinunter – überall Menschen, Passanten, Mütter, die ihre Kinder aus ihren Autos holten. Es war eine Sache, in einer Wohnung Chaos anzurichten – das konnte Jacob später beseitigen –, aber jemanden auf offener Straße zu erschießen war etwas ganz anderes. Er sah zu, wie die Zielperson in einen Wagen stieg und wegfuhr, und merkte sich das Kennzeichen.
    Â»Was ist bei dir los? Gibt es was Neues von Charlie, over?«
    Isaiah hörte Jacobs Stimme in seinem Ohrstöpsel und sprach gedämpft in das kleine Funkmikro, das er am Hals trug. »Charlie ist tot. Und es gab ein weiteres Opfer. Wir werden hier aufräumen müssen«, sagte er auf dem Weg zurück in das Fotostudio, wo er die Leiche des Rastamanns neben die von Charlie zog.
    Â»Stell einen Peilsender auf das Handy der Zielperson ein und blockiere alle ausgehenden Anrufe, bevor du raufkommst. Sobald wir hier Ordnung gemacht haben, schnappen wir ihn uns.«

9
    Markus nahm die Außentreppe halb springend, halb schlitternd. Am Boden angekommen fischte er mit zitternden Fingern seine Autoschlüssel aus der Tasche. Das Aufschließen war nicht einfach, weil seine rechte Hand von dem Punch ganz taub war – vielleicht hatte er sich dabei sogar einen Finger gebrochen. Schließlich stieg er ein und ließ den Motor an. Der alte Peugeot 205 GT i startete mit quietschenden Reifen. Markus umkurvte schlingernd Passanten, die die Straße überquerten, und sah dann in den Rückspiegel.
    In einer engen Seitengasse blieb er mit dem Außenspiegel an einem geparkten Wagen hängen. Wohin er fuhr, war ihm egal – nur weg, möglichst schnell weg. Am besten zum Fluss, nach Limehouse im Osten der Stadt. Die Gegend kannte er gut. Er würde das Auto irgendwo unter einem Bahnbogen stehen lassen und von einem Café aus die Polizei rufen. Die sollten ihn abholen und dann gleich nach Albert sehen. Oh Mann. Albert, der Gedanke an sein Gesicht, die totale Arglosigkeit in seiner Miene, als sich der Angreifer umdrehte. Die Erkenntnis in seinen Augen, Sekundenbruchteile vor dem Schuss.
    Sein Gehirn spielte ihm die ganze Szene noch einmal vor, Bild für Bild, als würde es selbst wie eine Kamera funktionieren. Einen weißen Fleck gab es, wie eine Linsenreflexion. Hinter der Waffe. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte sich nicht an das Gesicht des Mannes erinnern. Nur an den Lauf der Waffe, die auf seinen Kopf gerichtet war. Dahinter war nur weißes Licht. Er blickte erneut in den Rückspiegel. Hinter ihm fuhr ein Ford Focus, eine Frau am Steuer. Er begann sich etwas zu entspannen, und das Zittern seiner Hände ließ nach. Er zog sein Handy heraus und wählte die Nummer der Polizei. Das

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