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Das Midas-Kartell

Das Midas-Kartell

Titel: Das Midas-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Richtung erwähnt hat, ist er verpflichtet, uns darüber zu informieren. Und ehrlich gesagt bin ich froh, dass das so ist.«
    Laudon sank in seinen Sessel zurück. »Wenn du meinst.«
    Pieter drehte sich um und verließ sein Arbeitszimmer, um über den Flur in den Ostflügel des Hauses zu gehen. Er brauchte jetzt ein wenig Zeit zum Nachdenken. Immer wieder vergaß er, wie sehr sein Bruder ihm zusetzte. Er nahm sein Handy aus der Tasche und legte es auf den Tisch. Für die nächsten fünfzehn Minuten würde er für niemanden erreichbar sein. Er würde seine Schrotflinte holen, zum See hinuntergehen und ein paar Vögel schießen, die die Förster anschließend für ihn abhängen sollten. Er pfiff nach den Labradoren, die aus ihren Hundehütten geschossen kamen und begeistert an ihm hochsprangen.
    Sie folgten ihrem Herrchen bis zum Wasser und warteten geduldig, während er die Waffe zum Himmel hob. Dann preschten sie los und apportierten die erlegten Tiere. Pieter versuchte nach Kräften, sämtliche Gedanken an Alphonse Ramirez aus seinem Kopf zu verbannen, aber es funktionierte nicht. Das Bild des klein gewachsenen Mannes in Leinenanzug und goldfarbener Krawatte hielt sich hartnäckig vor seinem inneren Auge.
    Er hatte ihn vor zwei Jahren zum ersten Mal getroffen. Es war auf der Rennbahn in Ascot gewesen, einer seiner Investmentbanker hatte Pieter den Mann vorgestellt – als Freund eines Freundes, der Investitionsmöglichkeiten suchte und der ihnen vielleicht sogar aus der prekären Lage helfen konnte, in die Laudon sie gebracht hatte. Ein Mann mit beträchtlichen Kapitalüberschüssen, die er gewinnbringend anlegen wollte. Pieter hatte genickt und sein übliches Small-Talk-Programm durchgezogen, Lächeln, ein Scherz hier und da, eingestreute eloquente Bemerkungen. Dabei beschlich ihn der leise Eindruck, dass der Mann ihn mehr beobachtete, als dass er ihm zuhörte – ein sonderbares Gefühl. Der Mann im hellen Anzug hatte seine Karte entgegengenommen und vorgeschlagen, einen Gesprächstermin zu vereinbaren, um über das Geschäft zu reden. Pieter hatte bereitwillig zugestimmt. Die Schulden, die durch Laudons hochriskante Deals entstanden waren, hatten zwei Drittel ihres Geschäftskapitals aufgefressen, und sie waren nur zur Hälfte gedeckt. Wenn die andere Hälfte vor Ablauf des Monats eingefordert würde, wäre die Bank am Ende.
    Am nächsten Morgen fand er Alphonse Ramirez um Punkt neun Uhr vor seinem Büro, den Schnurrbart frisch gewachst, das weiße Haar aus der hohen Stirn gekämmt. Sein Handschlag war weich, wahrscheinlich ein Ausdruck falsch verstandener pseudoaristokratischer Zurückhaltung. Heute trug er einen taubengrauen Dreiteiler, und man musste nicht Pieters Blick für Maßanzüge haben, um die Qualität des Stücks zu erkennen.
    Â»Pieter, ich hoffe, Sie nehmen mir nicht übel, dass ich Sie so überfalle, aber ich habe nicht viel Zeit, da ich nur für ein paar Tage in London bin.«
    Â»Oh, keineswegs, kommen Sie doch mit in mein Büro. Möchten Sie einen Kaffee?«
    Â»Nein, danke.«
    Pieter öffnete die Tür für ihn und bedeutete ihm mit einer Handbewegung voranzugehen. Señor Ramirez blieb vor der bronzenen Tänzerin von Degas stehen.
    Â»Wunderschön. Ich besitze zwei von seinen frühen Arbeiten. Ich hätte gerne noch mehr davon, aber seine Stücke sind auf dem freien Markt kaum zu bekommen.«
    Â»Mein Großvater hat direkt bei Degas’ Händler eingekauft. Die meisten Stücke der Sammlung befinden sich auf unserem Landsitz; ich hole nur hin und wieder etwas hierher, um ein bisschen Glanz in die Räume zu bringen.« Er deutete beiläufig auf die Monets und Cézannes an den Wänden. »Was kann ich für Sie tun, Señor Ramirez? Beim Rennen erwähnten Sie, dass Sie Investitionsmöglichkeiten suchen. Überlegen Sie, ein Depot bei uns zu eröffnen?«
    Der weißhaarige Mann setzte ein vorsichtiges Lächeln auf. »Nicht direkt. Meine Geschäfte bringen sehr hohe Gewinne ein. Massive Summen. Da wären ziemlich viele Depots nötig.«
    Pieter blinzelte. Er hatte schon solche Anfragen gehabt. Einmal von einem italienischstämmigen Amerikaner, der sich als Casinobetreiber vorstellte, und einmal von einem Briten, der in Spanien angeblich ein Bauunternehmen führte. Beide hatten erklärt, dass ihr

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