Das Midas-Komplott - Thriller
Lastwagen.«
»Warum zurück zur Fähre? Noch eine Bombe?«
»Nein«, antwortete die Stimme.
Sie hatten gerade das Schild zum Steinbruch erreicht, als eine
gewaltige Druckwelle das Auto erschütterte. Instinktiv duckten sie sich. Grant trat so heftig aufs Gaspedal, dass der Kies hinter ihnen aufspritzte. Im Rückspiegel sah er, wie trotz des strömenden Regens eine schwarze Rauchwolke in den Himmel stieg. Die Explosion war mit Sicherheit meilenweit zu hören gewesen, aber vermutlich würde niemand sagen können, aus welcher Richtung der Knall gekommen war. Vielleicht hielt man ihn sogar für einen Donnerschlag, auch wenn Gewitter im Nordwesten des Pazifiks selten waren.
Grant fuhr weiter. Es gab keinen Grund, zu dem Lastwagen zurückzufahren. Sie würden nur Trümmer vorfinden. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn die Detonation das ganze Fahrzeug ins Wasser katapultiert hätte.
»Welche Sicherung ist denn bei Ihnen durchgebrannt?«, schrie Stacy.
»Gut«, meldete sich die Stimme. »Sie leben noch.«
»Wie fürsorglich Sie sind«, spottete Tyler.
»Hätte die Explosion Ihrer Meinung nach ausgereicht, um die Fähre zu versenken? Ich erwarte eine ehrliche Antwort.«
»Ja. Warum?«
»Also, Locke, wenn ich bereit bin, ein ganzes Schiff unschuldiger Menschen in die Luft zu jagen, was bin ich dann wohl bereit, mit Ihrem Vater anzustellen?«
10. KAPITEL
Tyler warf Grant einen Blick zu und sah denselben Schrecken über dessen Gesicht zucken, der ihm selbst gerade den Magen umdrehte.
»Was soll das heißen?«, fragte Stacy.
»Nun zu Ihrem Auftrag…«, fuhr Orr fort.
Tyler legte auf. Er musste seinen Vater warnen, auch wenn es wahrscheinlich bereits zu spät war. Orr hatte so siegesgewiss geklungen.
Er wählte die Nummer seines Vaters. Gleich beim zweiten Klingeln wurde abgehoben.
»Dad, hier spricht Tyler …«
»Fehlalarm«, sagte Orr. »Ich habe mir schon gedacht, dass Sie Ihren Vater warnen wollen, deshalb habe ich meine Kollegen gebeten, die Telefonate an mich weiterzuleiten.«
Beinahe hätte Tyler vor Wut sein Handy zerdrückt. »Wenn Sie meinem Vater auch nur ein Härchen krümmen, mache ich es mir zur Lebensaufgabe, Sie zur Strecke zu bringen und tropfenweise verbluten zu lassen.«
»Ich verstehe, dass Sie aufgebracht sind, aber ich werde ihm nichts tun, es sei denn, Sie weigern sich mir zu helfen. Oder Sie wenden sich an das FBI.«
»Wissen Sie überhaupt, wen Sie entführt haben?«
»Logo. Ich bin schließlich kein Vollidiot. Major Sherman Locke ist vor kurzem in den Ruhestand getreten und sucht Arbeit. Aus diesem Grund wird es eine Weile dauern, bis ihn jemand vermisst, wenn man von Ihnen einmal absieht.«
Tyler dachte über Orrs Worte nach. Der Mann hatte recht. Wäre sein Vater noch im Dienst gewesen, hätte das Pentagon innerhalb weniger Stunden das FBI hinzugezogen, weil er ein Offizier mit Zugang zu Geheiminformationen war. Aber nun gehörte er nicht mehr dazu, er war nur ein Zivilist unter vielen und konnte tun und lassen, was er wollte. Wenn er sich heimlich auf und davon machte, war das ganz allein seine Sache.
»Wie weiß ich, dass es ihm gut geht?«
»Im Augenblick wird er an einen sicheren Ort gebracht und kann deshalb nicht mit Ihnen sprechen, aber wenn er dort heil angekommen ist, schicke ich Ihnen einen Beweis.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Als Erstes, dass Sie das Telefon auf Lautsprecher stellen. Stacy sollte mithören.«
Tyler tat, wie befohlen.
»Ich habe getan, was Sie verlangt haben, Sie Dreckskerl«, schrie Stacy. »Nun müssen Sie Ihr Wort halten!«
»Ich kann Ihre Schwester noch nicht freilassen.«
Tyler und Grant sahen sich überrascht an. Dann blickten sie auf Stacy.
»Schwester?«, fragte Tyler.
»Gut. Sie haben dichtgehalten. Dafür darf Ihre Schwester ihre Finger behalten.«
»Sie lassen sie frei!«
»Immer schön langsam!«, erwiderte Orr. »Der Test ist bestanden. Nun kommt die eigentliche Aufgabe.«
»Was für eine Aufgabe?«, fragte Tyler.
»Finden Sie den Ort, an dem sich die Gabe des Midas befindet. «
Tyler war sich nicht sicher, was Orr meinte. »Ist das ein Code?«
»Kein Code, keine Metapher. Auch kein Firmenname. Ich meine die Gabe des Midas, mit der Gegenstände zu Gold verwandelt werden.«
Grant grunzte ungläubig. Tyler blieb der Mund offen. So etwas hatte er nicht erwartet. Er hatte sich vorgestellt, es ginge um Lösegeld oder, da er im Besitz der höchsten Unbedenklichkeitsstufe war, den Zugang zu Regierungsgeheimnissen. Aber
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