Das Midas-Komplott - Thriller
übergehen. «
»Offensive?«, fragte sie.
»Wenn wir Orr das nächste Mal treffen, lassen wir ihn nicht entkommen.«
»Und was ist dann mit deinem Vater und Stacys Schwester?«, wollte Grant wissen.
Tyler holte tief Luft. »Wir tauschen. Sein Leben gegen ihres. Und dann holen wir das FBI.«
»Erzählen wir ihm doch einfach, wir hätten das Rätsel gelöst und treffen uns mit ihm in Neapel«, schlug Stacy vor. »Warum verausgaben wir uns derart?«
»Weil ich felsenfest davon überzeugt bin, dass Orr irgendwie weiß, ob wir lügen. Er muss sich abgesichert haben. Wir müssen etwas vorzuweisen haben. Er durchschaut es, wenn wir bluffen.«
»Und wie sieht unser Plan aus?«
»Wir müssen uns überlegen, wie wir Gia Cavano das Geolabium wieder abjagen können. Hören wir uns doch erst einmal die Aufzeichnung der Gespräche in ihrem Büro an, die
Aiden uns geschickt hat. Dann können wir uns immer noch den Kopf zerbrechen.«
Tyler öffnete die Datei. Die Stimmen waren gedämpft und wurden leiser oder lauter, je nachdem, wie sich die Sprechenden im Zimmer bewegten. Tyler hoffte, das Stacy genügend von der Unterhaltung verstehen würde.
Sie lauschte konzentriert und machte sich Notizen. Tyler war voller Bewunderung für sie. Nie beklagte sie sich, immer konzentrierte sie sich hundert Prozent auf die Aufgaben, die man ihr übertrug. Trotzdem, er konnte sehen, dass der Druck Spuren zu hinterlassen begann. Er kannte das Phänomen aus der Armee. Die Leute wollten stark bleiben für ihre Kameraden, aber ihr gehetzter Blick und ihre gerunzelte Stirn verrieten ihre Furcht.
Deshalb hatten er und Grant ihre Zuflucht zu Witzeleien gesucht, wenn die Lage ernst wurde. Einige ihrer Untergebenen wussten das zu schätzen, andere fühlten sich davon abgestoßen. Das waren jedoch diejenigen, um die sich Tyler die größten Sorgen machen musste. Bisher gab ihm Stacy dazu noch keinen Anlass.
Nachdem sie sich die Datei einige Male angehört hatte, schloss sie sie. »Ich habe das Folgende verstanden: Anfangs flucht Cavano wie ein Henker, dass du ihr Büro in ein Chaos verwandelt hast. Danach sagt ein Mann: ›Bleibt es morgen bei sechs Uhr zwanzig?‹ Sie antwortet: ›Nein, ändere meine Reservierung auf acht Uhr dreißig. Achte darauf, dass der Ferrari in Brüssel ist, wenn ich dort ankomme. Ich rufe Rödel morgen früh an und sage ihm, dass ich nicht vor vier bei Boerst eintreffe. Das Gespräch dürfte nicht länger als zwanzig Minuten dauern.‹« Stacy blickte auf. »Hat jemand von euch eine Ahnung, was das alles bedeuten könnte?«
»Sie fliegt anscheinend nach Brüssel«, sagte Tyler. »Vorher
hast du allerdings einmal gesagt, sie wollte nach München. «
»Sie könnte ja über Brüssel fliegen.«
»Ich suche den Flug«, sagte Grant und saß schon an seinem Laptop. Einige Minuten später kam es von ihm: »Kein Flug. Eurostar. Der Hochgeschwindigkeitszug durch den Tunnel. Fährt in St. Pancras ab.«
»Sie scheint bis Brüssel mit dem Zug zu fahren und von dort mit dem Auto nach München«, sagte Tyler. »Deshalb liegt auch das Geolabium im Kofferraum. Das Auto wird vorausgeschickt, weil man es durch den Tunnel verladen muss. Was haben Boerst und Rödel zu bedeuten?«
Grant suchte wieder. »Rödel finde ich nicht, aber Boerst ist eine deutsche Privatbank mit Sitz in München. Vielleicht arbeitet besagter Rödel dort.«
»Das lässt sich morgen feststellen. Hast du noch weitere Informationen über die Bank?«
»Sie scheint sich auf internationale Immobiliengeschäfte spezialisiert zu haben.«
Grant blätterte auf dem Bildschirm.
»Uninteressant… uninteressant… uninteressant… Hier, warte. Ist das vielleicht cool! Der neue Sitz ist mitten in München und verfügt über eine hochmoderne automatisierte Tiefgarage. «
»Und was ist das?«, fragte Stacy.
Tyler sagte mit verklärtem Gesicht: »Man fährt hinein und stellt sein Auto auf eine bewegliche Plattform. Man steigt aus, nimmt sein Ticket, und die Plattform verschwindet automatisch zu einem unbesetzten Parkplatz in der Garage. Kein Fremder berührt dein Auto. Es ist die perfekte Antwort auf die Parkplatznot in den Innenstadtgebieten.«
»Denkst du, was ich denke?«, fragte Grant.
Tyler nickte. »Falls sie das Geolabium im Auto lässt, wenn sie zu ihrem Termin geht, bietet uns München eine großartige Chance, es wieder in unseren Besitz zu bringen.«
»Fliegen wir noch heute Abend oder erst morgen Vormittag? «, fragte Grant.
»Es war ein langer Tag«,
Weitere Kostenlose Bücher