Das Midas-Komplott - Thriller
München. Hans Rödel, Vizepräsident von Boerst Investments, war ihr Strohmann beim Kauf des Gesundheitsministeriums an der Piazza Cavour. Sie hatte sich für ein ausländisches Unternehmen entschieden, damit die italienischen Behörden keine Lunte rochen. Seit sechs Jahren war sie hinter dem Gebäude her. Die Transaktion stand kurz vor dem Abschluss. Rödel würde ihr helfen, das Gold zu verkaufen. Es musste ohne Aufsehen geschehen, damit die italienische Regierung den Schatz nicht als nationales Kulturgut beanspruchte und sie mit einem Taschengeld abspeiste. Aber sie war wild entschlossen, bis zum Äußersten zu gehen, um das zu verhindern.
Sie verpackte das Gerät wieder und überlegte, was sie mit Tyler, Benedict und Westfield anstellen sollte. Cousin Jordan hatte fähige Leute aufgetrieben, das musste sie ihm lassen, aber er hatte offensichtlich damit hinter dem Berg gehalten, dass es zwischen ihnen eine Verbindung gab. Der Ingenieur schien ihr zu gewitzt zu sein, um ausgerechnet bei ihr aufzukreuzen, wenn er eine Ahnung gehabt hätte, wer sie war.
Sie musste die drei finden! Sie stellten eine tödliche Bedrohung für sie dar. Und sie musste sie dazu bringen, ihr zu verraten, wo sich Jordan aufhielt. Wenn ihr das nicht gelang, würde sie die drei einfach auspusten. Dann stünde es um Jordans Chancen, sich ihr rechtmäßiges Eigentum anzueignen, ein ganzes Stück schlechter.
Eine knappe Woche noch musste sie ihn in Schach halten. Am Montag würde man mit dem Durchbruch beginnen. Zwei Tage sollte sie wohl dafür veranschlagen. War sie aber erst einmal im Besitz des Goldschatzes, wäre das Rennen gelaufen. Es wäre egal, wo Jordan und seine Freunde sich versteckten. Sie würde über unbegrenzte Mittel verfügen, um ihren Rachefeldzug zu führen. Sie würde auf jede einzelne ihrer Leichen spucken.
Ihre toten Feinde waren ein Beweis dafür, dass niemand ungestraft zum Verräter an Gia Cavano wurde.
30. KAPITEL
Während Tyler sich mit dem Beifahrersitz begnügte, steuerte Grant den Audi, den sie dank Gordian Engineering zur Verfügung hatten, vom Münchener Flughafen über die A92 in Richtung Innenstadt. Stacy ging die Ausdrucke der Inschrift auf den Wachstafeln durch. Der Flug hatte keine zwei Stunden gedauert. Es blieb ihnen reichlich Zeit, zum Hauptsitz der Bank zu
fahren und sich umzusehen, bevor Gia Cavano eintraf. Tyler war froh, dass seine Firma das Geld hatte, sein Abenteuer zu finanzieren. Ob Orr auch diesen Faktor berücksichtigt hatte, als seine Wahl auf Tyler fiel?
Stacy hatte während des Fluges über den Tafeln des Archimedes gebrütet. Das Bienenwachs hatte sie, so gut es unter den Umständen möglich war, abgekratzt. Alles in ihr hatte sich dagegen gesträubt, aber sie hätten sonst einen Kernspintomographen einsetzen müssen, und dazu sei keine Zeit, hatte Tyler eingewendet.
Selbst nach zwei Jahrtausenden war die Schrift auf dem nackten Holz durch den Schutz der Wachsschicht bemerkenswert frisch. Sie machten Aufnahmen davon und schickten sie sicherheitshalber an Aiden.
Sie hatten darüber diskutiert, ob sie die Tafeln mitnehmen sollten, wenn sie in die Stadt fuhren. Nach der Erfahrung mit dem Geolabium entschieden sie sich aber dagegen und ließen sie bei den Piloten, die in Bereitschaft blieben. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte Miles gegen die hohen Kosten einer Bereitschaft protestiert, aber da das Leben Sherman Lockes gefährdet war und nun auch noch die Bedrohung durch Strontium-90 im Raum stand, hatte er widerspruchslos zugestimmt.
»Bist du so weit?«, fragte Tyler.
Stacy kritzelte gerade noch ein paar Zeilen auf ihren Block.
»Okay«, sagte sie. »Ich bin so weit.«
»Lass mich raten«, sagte Grant. »Wir müssen irgendwo ein altes Dokument finden.«
»Noch weiter ab vom Schuss könntest du gar nicht liegen«, sagte sie, als sie Tyler ihre Übersetzung reichte.
König Hierons Kundschafter brachte uns ein Geschenk, durch das sich das Kriegsglück zu unseren Gunsten wenden kann. Bei
der Suche nach einem unterirdischen Zugang in die Stadt stieß er in einem Gewölbe aus reinem Gold auf den Schatz des König Midas. Als Beweis brachte er eine goldene Hand von so erlesener Gestalt, dass sie keines Menschen Werk sein kann. Drei Schlüssel, diese Tafeln, eine Handschrift und der Parthenon, bilden den Wegweiser zu dem Schatz, der nicht in die Hände der Römer fallen darf, da sie sonst die gesamte Welt und alle ihre Bewohner beherrschen werden.
Grant sah Tyler, der die Inschrift
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