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Das Mitternachtskleid

Das Mitternachtskleid

Titel: Das Mitternachtskleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ich bedenke, dass es offenbar ein Leichtes für dich war, unserem kleinen Verlies zu entkommen. Äh …«
    Am liebsten hätte Tiffany ihn angeschrien: »Roland, erinnerst du dich noch, wie wir uns kennengelernt haben? Ich war vier, und du warst sieben, zwei Hemdenmatze, die zusammen im Dreck gespielt haben. Ich konnte dich besser leiden, als du noch nicht so geschwollen dahergeredet hast wie ein Anwalt, dem man einen Besenstiel in den Hintern gesteckt hat. Du klingst wie ein Redner, der eine öffentliche Ansprache hält.« Doch sie sagte nur: »Hat dir Lätitia alles erzählt?«
    Roland schaute dumm aus der Wäsche. »Ich vermute, das darf ich bezweifeln, Tiffany. Aber sie hat kein Blatt vor den Mund genommen. Ich möchte sogar behaupten, dass sie ihre Sache mit Nachdruck vertreten hat.« Tiffany konnte sich gerade noch ein Lächeln verkneifen. Er sah aus wie ein Mann, dem allmählich die Realitäten des Ehelebens dämmerten. Er räusperte sich. »Sie hat mir berichtet, dass wir von einer magischen Krankheit befallen waren, die zurzeit in einem Buch auf Avec Souvenir gefangen ist?« Es klang wie eine Frage, und Tiffany konnte es ihm nicht verdenken, dass er verwirrt war.
    »Ja, das stimmt.«
    »Und … jetzt ist offenbar wieder alles in Ordnung, weil sie deinen Kopf aus einem Eimer mit Sand gezogen hat.« Nun kam er überhaupt nicht mehr mit. Kein Wunder.
    »Möglich, dass du da einiges durcheinanderbringst«, antwortete sie diplomatisch.
    »Außerdem hat sie mir eröffnet, dass sie Hexe werden will.« Er sah aus wie ein Häufchen Elend. Tiffany hatte Mitleid mit ihm, aber nicht zu viel.
    »Ich denke, die Grundvoraussetzungen bringt sie mit. Es liegt an ihr, was sie daraus machen will.«
    »Was wird bloß ihre Mutter dazu sagen?«
    Tiffany lachte. »Du kannst der Herzogin ausrichten, dass Königin Magrat von Lancre eine Hexe ist. Das ist kein Geheimnis. Natürlich hat das Zepterschwingen Vorrang, aber was Heiltränke angeht, macht ihr so leicht keiner was vor.«
    »Tatsächlich?«, sagte Roland. »Der König und die Königin von Lancre haben freundlicherweise die Einladung zu unserer Vermählung angenommen.« Tiffany sah ihm an, wie es in seinem Kopf zu arbeiten begann. Bei dem seltsamen Schachspiel, das sich Aristokratie nannte, schlug eine echte Königin praktisch jede andere Figur, und das bedeutete, dass die Herzogin knicksen musste, bis ihre Knie knacksten. Sie sah die Schlupfwörter: Das wäre natürlich jammerschade. Unglaublich: Roland hatte sogar seine Schlupfwörter im Griff. Ein kleines Grinsen konnte er aber trotzdem nicht verbergen.
    »Dein Vater hat mir fünfzehn Ankh-Morpork Dollar aus echtem Gold gegeben. Als Geschenk. Glaubst du mir?«
    Er sah ihr in die Augen und zögerte keine Sekunde: »Ja!«
    »Gut«, sagte Tiffany. »Dann finde heraus, wohin die Pflegerin verschwunden ist.«
    Anscheinend steckte doch noch ein kleines Stückchen Besenstiel in Rolands Hinterteil, denn er fragte: »Glaubst du, mein Vater war sich des wahren Wertes seines Geschenks überhaupt bewusst?«
    »Er war bis zum Ende bei klarem Verstand, das weißt du. Du kannst ihm vertrauen, so wie du auch mir vertrauen kannst. So wie du mir auch jetzt vertrauen kannst, wenn ich dir sage, dass ich für die Liebe Hand in Hand mit dir durchs Feuer gehen werde!«
    Ihre Hand landete eine Sekunde zu spät auf ihrem Mund. Wo war denn dieser Satz hergekommen? Roland sah genauso geschockt aus, wie sie sich fühlte.
    Mit lauter, fester Stimme brach er als Erster das peinliche Schweigen. »Das möchte ich jetzt lieber überhört haben, Tiffany … Ich vermute, die Belastungen der letzten Tage haben dein Gefühlsleben etwas angegriffen. Es wäre wahrscheinlich für uns alle das Beste, wenn du einmal richtig ausspannen könntest. Weißt du, ich … ich liebe Lätitia. Sie ist nicht so … nun ja, kompliziert, aber ich würde alles für sie tun. Es macht mich glücklich, sie glücklich zu sehen. Und in der Regel stehe ich mit dem Glück ja ein bisschen auf Kriegsfuß.« Eine Träne lief ihm über das Gesicht. Automatisch reichte sie ihm ein verhältnismäßig sauberes Taschentuch. Weinend und lachend zugleich putzte er sich die Nase. »Und du, Tiffany … ich hab dich gern, sehr gern … aber bei dir ist es immer so, als ob du für die ganze Welt ein Taschentuch bereithältst. Du bist klug. Nein, schüttle nicht den Kopf. Das bist du. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie fasziniert du schon als kleines Mädchen von dem Wort ›Onomatopöie‹

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