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Das Mitternachtskleid

Das Mitternachtskleid

Titel: Das Mitternachtskleid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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warst. Dass man aus einem Laut ein Wort malen kann. Wie Kuckuck zum Beispiel oder klappern oder…?«
    »Klirren«, rutschte es Tiffany heraus.
    »Genau. Ich weiß noch, dass ich dich gefragt habe, was für ein Geräusch die Langeweile macht, und du hast gesagt, sie brummt. Wie eine müde alte Fliege an der Scheibe eines geschlossenen Dachbodenfensters an einem glühend heißen Sommertag. Das war mir zu hoch. So was ergibt für mich keinen Sinn, aber du bist klug: Du verstehst das. Ich glaube, für solche Gedanken braucht man eine ganz besondere Art von Kopf. Eine besondere Art von Klugheit. Und so einen Kopf habe ich nicht.«
    »Was für ein Geräusch macht die Freundlichkeit?«, fragte Tiffany.
    »Ich weiß, was Freundlichkeit bedeutet, aber dass sie ein Geräusch machen soll, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Jetzt fängst du schon wieder damit an! Mein Kopf taugt nun einmal nicht für eine Welt, in der die Freundlichkeit ein eigenes Geräusch hat. Mein Kopf gehört in eine Welt, in der zwei plus zwei vier ergeben. Das klingt ja alles ganz spannend, und ich beneide dich wirklich sehr. Aber bei Lätitia habe ich das Gefühl, dass ich sie verstehe. Sie ist eben nicht so kompliziert.«
    Das Mädchen, das einen lärmenden Klosettgeist vertrieben hat, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt?, dachte Tiffany. Na, da kann ich dir nur viel Glück wünschen. Doch diese Gedanken behielt sie für sich. Sie sagte: »Ich glaube, du hast eine sehr weise Wahl getroffen, Roland.« Zu ihrer Überraschung machte er ein erleichtertes Gesicht. Er trat wieder hinter seinen Schreibtisch, wie ein Soldat, der hinter den Burgzinnen in Deckung geht.
    »Heute Nachmittag werden die ersten der von weiter her anreisenden Trauergäste eintreffen. Einige bleiben bis zur Hochzeit. Wie es der gütige Himmel will« – noch ein kleiner Besenstielrest –, »befindet sich Pastor Ei zurzeit auf der Durchreise im Kreideland. Er hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, meinen Vater bei der Bestattung mit den passenden Worten zu würdigen. Anschließend bleibt er als Gast auf der Burg, um die Trauung vorzunehmen. Er gehört einer modernen omnianischen Glaubensgemeinschaft an. Da meine zukünftige Schwiegermutter zwar die Omnianer, aber leider nicht diesen Zweig ihrer Kirche akzeptiert, ist es bereits zu leichten Spannungen gekommen.« Er verdrehte die Augen. »Außerdem kommt er, wenn ich es richtig verstehe, direkt aus der Stadt, und wie du weißt, haben Stadtprediger auf dem Land manchmal keinen leichten Stand. 27
    Ich würde es als eine große Gefälligkeit deinerseits erachten, wenn du dich in den schwierigen Tagen, die vor uns liegen, um eventuell auftretende kleinere Störungen und Probleme kümmern könntest, vor allem um solche, die okkulter Natur sind. Bitte. Es wird schon genug geredet.«
    Tiffany, der nach ihrem rätselhaften Gefühlsausbruch noch immer die Schamröte im Gesicht stand, nickte und stammelte: »Hör mal, was ich da eben gesagt habe …«
    Roland hob die Hand. »Es ist für uns alle eine verwirrende Zeit. Kein Wunder, dass der Aberglaube fröhliche Urständ feiert. Die Tage rund um eine Hochzeit und eine Bestattung sind für alle Beteiligten sehr belastend. Natürlich mit Ausnahme des Hauptbeteiligten bei der Bestattung«, ergänzte er. »Gehen wir das Ganze also mit Ruhe und Vorsicht an. Ich freue mich sehr, dass Lätitia dich mag. Ich glaube, sie hat nicht viele Freunde. Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich habe noch einige Vorkehrungen zu treffen. «
     
    Als Tiffany die Studierstube verließ, spukte ihr der unerklärliche Satz mit der Liebe, den sie von sich gegeben hatte, noch immer im Kopf herum. Wo war der so plötzlich hergekommen? Sicher, sie hatte immer geglaubt, dass sie eines Tages Hand in Hand mit ihm durchs Feuer gehen würde. Zumindest, als sie noch ein bisschen jünger gewesen war. Aber darüber war sie inzwischen ja längst hinaus. Oder etwa nicht? Doch, natürlich! Wie peinlich , mit so einem kitschigen Quatsch herauszuplatzen.
    Gut, und was stand nun als Nächstes auf dem Programm? Ach, irgendwo gab es immer etwas zu tun. Irgendwo wurde sie immer gebraucht. Sie war schon halb durch den Rittersaal, als sie von einer nervösen Zofe angesprochen wurde, die ihr mitteilte, dass Fräulein Lätitia sie auf ihrem Zimmer zu sehen wünschte.
    Die Braut saß auf dem Bett und wrang ein Taschentuch – zur Abwechslung mal ein unbenutztes, wie Tiffany erfreut feststellte. Sie machte ein

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