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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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zum Bootshaus.« Sie schien überrascht. »Wohin denn sonst?«
    Natürlich, wohin denn sonst. Das hast du wirklich fabelhaft gemacht, Calvert. Einfach fabelhaft. Du bist von Süden her in deinem Hubschrauber um Dubh Sgeir herumgeflogen, da hast du dir das Schloß und das Bootshaus angesehen und dabei feststellen können, daß die beiden nur um einige Handbreit durch die abfallenden Klippen voneinander getrennt sind, und da ist dir nicht ein einziges Mal der Gedanke gekommen, daß die beiden selbstverständlich irgendwo miteinander verbunden sein müssen.
    »Dort rechts, wo der Gang abzweigt, geht es da zu den Kellern?« Sie nickte. »Aber warum denn so tief unten? Das ist ein ziemlich weiter Weg, um den Schnaps raufzuholen.«
    »Das sind eigentlich keine Weinkeller. Die wurden früher als Wasserreservoire benutzt.«
    »Gibt es keinen anderen Weg dort hinunter?«
    »Nein, nur diesen.«
    »Wenn wir nur fünf Schritte hinunter machen, schießt der uns mit seinem Gewehr voller Löcher. Wissen Sie, wer es ist?«
    »Harry, seinen anderen Namen kenne ich nicht. Mein Vater sagt, daß er Armenier ist. Die Leute können seinen Zunamen nicht richtig aussprechen. Er ist jung, geschmeidig, ölig – und widerlich.«
    »Hat er etwa die Frechheit besessen, sich an die Tochter des Clanchefs heranzumachen?«
    »Ja, es war furchtbar.« Sie berührte ihre Lippen mit dem Handrücken. »Er stank nach Knoblauch.«
    »Ich kann ihm das eigentlich nicht übelnehmen. Ich hätte es vielleicht auch bei Ihnen versucht, wenn ich mich nicht schon dem Pensionsalter nähern würde. Rufen Sie ihn und entschuldigen Sie sich.«
    »Was?«
    »Sagen Sie ihm, daß es Ihnen leid tut. Sagen Sie ihm, daß Sie seinen edlen Charakter falsch beurteilt haben, sagen Sie ihm, daß Ihr Vater fort ist und dies Ihre erste Gelegenheit, mit ihm zu reden. Sagen Sie ihm, was Sie wollen.«
    »Nein!«
    »Sue!«
    »Er wird mir niemals glauben«, sagte sie wild.
    »Wenn er erst mal auf einen Meter an Sie herangekommen ist, wird er jegliche Überlegung aufgeben. Schließlich ist er doch ein Mann, oder?«
    »Sie sind auch ein Mann, und Sie sind nur wenige Zentimeter von mir entfernt.« Die ewig weibliche Logik.
    »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt. Mein Alter trennt uns beide. Also los, schnell!«
    Sie nickte widerwillig, und ich verschwand im Schatten des nächstliegenden Keller, den Lauf der geladenen Pistole in der Hand. Sie rief, und er kam, das Gewehr im Anschlag, angerannt. Als er sah, wer es war, vergaß er sein Gewehr. Susan begann zu reden, aber das hätte sie sich auch schenken können. Wenn nichts anderes, so war Harry auf jeden Fall ein ungestümer junger Mann. Es war wohl das wilde armenische Blut. Ich trat vor und brachte ihn mit einem Schlag zu Boden. Dann band ich ihn zusammen, und als ich keine Taschentücher mehr fand, riß ich einen Teil seiner Hemdbrust ab und benutzte sie als Knebel. Susan kicherte. Ein etwas hysterisches Kichern.
    »Was ist denn los?« fragte ich.
    »Es ist wegen Harry, er ist immer nach der letzten Mode angezogen. Das ist ein seidenes Hemd. Sie haben wirklich nicht sehr viel Respekt vor den Menschen, Mr. Calvert.«
    »Nicht vor Menschen wie diesem Harry. Ich gratuliere Ihnen. Das war doch gar nicht so schlimm?«
    »Es war trotzdem gräßlich.« Wieder wischte sie sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Er riecht aus allen Poren nach Whisky.«
    »Die jungen Leute von heute haben eigenartige Geschmäcker«, sagte ich freundlich. »Zumindest muß es doch angenehmer gewesen sein als der Knoblauchgestank.«
    Eigentlich war das Bootshaus überhaupt kein Bootshaus, es war eine große gewölbte Höhle. Am hinteren Ende der Höhle erstreckten sich nach beiden Seiten, parallel zur Küstenlinie, lange Tunnel, die so ausgedehnt waren, daß ihr Ende sich außerhalb der Reichweite meiner Stablampe befand. Von der Luft aus hatte man den Eindruck eines Bootshauses in einem kleinen künstlichen Hafen, eines Gebäudes von etwa sieben Quadratmetern, das auf keinen Fall mehr als zwei bis drei größere Ruderboote aufnehmen konnte. In der Tat war es groß genug, ein Schiff von der Größe der ›Firecrest‹ aufzunehmen und darüber hinaus noch über einigen Platz zu verfügen. Vier Poller waren an der östlichen Seite des Bootshauses angebracht. Man konnte erkennen, daß am hinteren Ende der Höhle noch kürzlich gearbeitet worden und diese in Richtung auf die Tunnel hin verlängert worden war, um die Aufnahmefähigkeit für Schiffe zu vergrößern und

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