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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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nicht großartig, ich fühlte mich hundemüde und war äußerst besorgt, denn selbst mit der besten Planung der Welt gab es zuviel, was nicht vorauszusehen war. Und was die Ereignisse der nächsten vierundzwanzig Stunden betraf, so war ich nicht bereit, auch nur einen Penny zu verwetten. Meine Besorgnis und Erregung ließ etwas nach, als ich meinen beiden Gefangenen einen Tritt versetzte, um sie hochzubringen.
    Wir gingen langsam den ausgewaschenen, gefährlichen Weg im Gänsemarsch hinunter. Ich selbst als letzter, die Taschenlampe in der Hand, den Strick straff, aber nicht zu straff in meiner rechten Hand. Während wir abstiegen, fragte ich mich wirklich, warum ich eigentlich nicht Harry geritzt hatte. Es wäre doch viel passender gewesen, Harrys Blut auf Harrys Bajonett.
    »Ich hoffe, Sie haben einen schönen Ausflug gemacht, oder?« fragte Hutchinson höflich.
    »Es war nicht langweilig, Sie hätten sich gut amüsiert.«
    Ich beobachtete, wie Hutchinson die ›Firecrest‹ durch den Nebel und die Dunkelheit steuerte. »Verraten Sie mir ein Berufsgeheimnis. Wie, um alles in der Welt, ist es Ihnen heute nacht gelungen, den Weg zu diesem Pier zurückzufinden? Der Nebel ist zweimal so dicht wie vorher. Sie kreuzen stundenlang hier herum, ohne in der Lage zu sein, Ihre Position zu bestimmen. Außerdem gibt es die Brecher, die Gezeiten, Nebel, Strömungen, und trotzdem sind Sie hier direkt vor meiner Nase und auf die Minute pünktlich. Das gibt es einfach nicht.«
    »Es war eine wirklich ganz großartige Navigationsleistung«, sagte Hutchinson feierlich. »Wissen Sie, Calvert, es gibt Seekarten, und wenn Sie eine mit einem großen Maßstab für dieses Gebiet hier nehmen, dann werden Sie in einer Tiefe von acht Faden eine Bank entdecken, ungefähr einhundertfünfundachtzig Meter lang, die etwa in einer Entfernung von zweihundertachtzig Metern westlich vom alten Pier liegt. Infolgedessen bin ich direkt dem Wind und der Flut entgegengedampft, wartete, bis das Echolot mir zeigte, daß ich mich über der Bank befand, und dann warf ich den Anker aus. Zum vereinbarten Zeitpunkt hievt der große Navigator den Anker und läßt sich von Wind und Flut hereintreiben. Nicht viele hätten eine solche Tat vollbringen können.«
    »Ich bin bitter enttäuscht«, sagte ich. »Niemals mehr werde ich so große Stücke von Ihnen halten wie bisher. Ich nehme an, daß Sie ungefähr mit der gleichen Technik auch das erstemal hierhergekommen sind?«
    »Mehr oder weniger. Lediglich, daß ich dabei eine Gruppe von fünf Banken und Flecken benutzte. Meine Geheimnisse sind ein für allemal dahin. Wohin jetzt?«
    »Hat Ihnen Onkel Arthur das nicht gesagt?«
    »Da beurteilen Sie Onkel Arthur aber falsch. Er sagt, daß er sich niemals in – wie war das doch – die Ausführung einer von Ihnen gestarteten Operation einmischt. ›Ich plane‹, sagte er, ›ich wirke mit. Und Calvert führt die Sache zu Ende …‹«
    »Er ist wirklich manchmal ganz bescheiden«, mußte ich zugeben.
    »Er hat mir in der vergangenen Stunde ein paar Geschichten von Ihnen erzählt. Ich glaube, es ist eine Ehre, mit dabei zu sein.«
    »Abgesehen von den vierhunderttausend Pfund oder wieviel es sein wird.«
    »Abgesehen von den grünen Scheinchen, genau wie Sie sagen. Wohin jetzt, Calvert?«
    »Nach Hause, falls Sie es überhaupt finden können.«
    »Craigmore? Das kann ich finden.« Er zog an seiner Zigarre und hielt das Ende dicht vor die Augen. »Ich glaube, ich sollte sie ausmachen. Es wird jetzt langsam so, daß ich den Rand der Scheiben im Steuerhaus nicht mehr erkennen kann, geschweige denn etwas dahinter. Onkel Arthur läßt sich ziemlich viel Zeit, finden Sie nicht?«
    »Onkel Arthur verhört die Gefangenen.«
    »Ich glaube kaum, daß er aus den beiden etwas herauskriegen wird.«
    »Das glaube ich auch nicht. Außerdem sind sie nicht gerade guter Laune.«
    »Nun ja, es war auch ein ziemlich schwieriger Sprung vom Pier aufs Vorderdeck. Besonders weil das Boot so stark schwankte. Und vor allen Dingen, weil ihre Arme hinter dem Rücken zusammengebunden waren.«
    »Ein gebrochener Knöchel und ein gebrochener Unterarm«, sagte ich. »Es hätte schlimmer sein können. Sie hätten das Deck überhaupt verfehlen können.«
    »Das ist auch ein Standpunkt«, stimmte Hutchinson zu. Er steckte seinen Kopf aus dem Seitenfenster und zog ihn gleich wieder zurück. »Es hat nichts mit der Zigarre zu tun«, verkündete er, »also kein Grund, mit Rauchen aufzuhören. Die Sicht

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