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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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verladen, ohne es irgendeinem Menschen zu sagen. Die Bank ist in hellem Aufruhr. Und ich muß es ausbaden.«
    Und jetzt war er hierhergekommen, damit ich es ausbaden sollte. »Sie hätten mir Bescheid geben sollen. Ich meine, daß Sie hierherkommen würden.«
    »Das habe ich auch versucht. Sie waren heute mittag nicht am Sender, und das ist eine der elementarsten und der ernstesten Sünden, Calvert! Sie haben versäumt, eine Verabredung einzuhalten. Sie oder Hunslett. In dem Augenblick wußte ich, daß die Situation sich noch verschlechtert hatte. Ich wußte, daß ich jetzt selbst den Befehl übernehmen mußte. Also nahm ich mir ein Flugzeug und ein Rettungsboot der Royal Air Force.« Dabei dürfte es sich um die schnelle Jacht gehandelt haben, die ich im Sund gesehen hatte und die schwer gegen die See ankämpfen mußte, als wir auf die Bucht zuflogen. »Wo ist Hunslett?«
    »Ich weiß es nicht, Sir.«
    »Sie wissen es nicht?« Er sprach jetzt mit einer ruhigen, ausdruckslosen Stimme, die ich ganz und gar nicht leiden konnte. »Sie sind in dieser Geschichte nicht mehr Herr der Lage, Calvert, stimmt das oder nicht?«
    »Ja, Sir. Ich fürchte, daß man ihn mit Gewalt fortgebracht hat, ich bin mir noch nicht sicher, wie. Was haben Sie in den letzten zwei Stunden getan, Sir?«
    »Reden Sie erst einmal.« Ich wünschte nur, daß er aufhören würde, sich das verdammte Monokel andauernd ins Auge zu klemmen. Das Monokel war keine Angabe, er war auf diesem Auge fast blind, trotzdem war es ein Manierismus, der mich irritierte. In diesem Augenblick würde mich überhaupt alles irritiert haben.
    »Die Rettungsjacht der RAF, die Sie gerade hier abgesetzt hat, hätte mindestens schon vor zwei Stunden hier sein sollen. Warum sind Sie dann nicht an Bord gekommen?«
    »Das bin ich ja. Wir haben die ›Firecrest‹ in der Dunkelheit fast in Grund und Boden gebohrt, als wir vom Festland herkamen. Niemand war da. Infolgedessen ging ich wieder, um etwas zu essen. Auf diesem verdammten Schiff hier gibt es ja nichts anderes als gebackene Bohnen, soweit ich mich davon überzeugen konnte.«
    »Das Columba-Hotel würde Ihnen auch nicht mehr bieten. Vielleicht noch einen Toast zu den Bohnen, wenn Sie Glück haben.« Das Columba-Hotel war das einzige Hotel in Torbay.
    »Ich aß geräucherte Forelle, ein Filet Mignon und trank eine ausgezeichnete Flasche Rheinwein. Ich habe an Bord der ›Shangri-la‹ zu Abend gegessen.« Er sagte dies mit einem winzigen Lächeln. Wieder zeigte sich Onkel Arthurs Achillesferse. Er liebte einen Lord wie sonst nichts auf der Welt, und ein Baron mit einem siebenstelligen Einkommen im Jahr war für ihn so gut wie ein Lord.
    »Auf der ›Shangri-la‹?« Ich starrte ihn an, und dann erinnerte ich mich. »Ach ja, Sie haben mir ja gesagt, daß Sie Lady Skouras gut kennen, nein, Sie sagten vielmehr, Sie kennen sie sehr gut und ihren Mann ganz gut. Wie geht es dem lieben Sir Anthony?«
    »Ausgezeichnet«, sagte er kalt. Onkel Arthur besaß Humor, aber auf abfällige Bemerkungen über Adlige reagierte er ausgesprochen sauer.
    »Und Lady Skouras?«
    »Nun, gut …«
    »Gar nicht so gut. Bleich, in sich zusammengefallen, unglücklich, mit dunklen Ringen unter den Augen. Meinem Anblick nicht unähnlich. Ihr Mann behandelt sie schlecht, sogar sehr schlecht. Sowohl psychisch als auch physisch. Er hat sie vor einer Gruppe von Männern in der vergangenen Nacht herabgesetzt. Sie hat Wundmale von Stricken an ihren Armen. Warum wohl hat sie solche Wundmale, Sir Arthur?«
    »Das ist unmöglich. Einfach phantastisch. Ich kannte auch die frühere Lady Skouras, ich meine die, die in diesem Jahr in einem Krankenhaus gestorben ist. Sie …«
    »Sie war zur Behandlung in einem Sanatorium für Geisteskranke. So ungefähr hat es mir Skouras erzählt.«
    »Das spielt keine Rolle. Sie bewunderte ihn. Er bewunderte sie. Ein Mann kann sich nicht so ändern. Sir Anthony … Sir Anthony ist einfach ein Gentleman.«
    »Wirklich? Dann erzählen Sie mir doch, wie er seine ersten Millionen verdient hat. Sie haben doch Lady Skouras gesehen oder nicht?«
    »Ich habe sie gesehen«, sagte er langsam. »Sie kam zu spät. Sie kam zusammen mit dem Filet Mignon.« Er fand absolut nichts Komisches an dieser Bemerkung. »Sie sah nicht sehr gut aus, und ich hatte den Eindruck, daß sie eine Schramme an der rechten Schläfe hat. Sie war gefallen, als sie vom Beiboot an Bord ging, und hatte sich dabei den Kopf an der Reling angeschlagen.«
    »Ich würde

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