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Das mohnrote Meer - Roman

Das mohnrote Meer - Roman

Titel: Das mohnrote Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amitav Ghosh
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müssen mir glauben: Ich habe Bethel aus freien Stücken verlassen. Es war meine eigene Impulsion zu fliehen.«
    Der Gumashta beugte sich näher zu ihr. »Sie können ruhig zugeben. Bei mir Förmlichkeit nicht muss sein. Keuschheit ist dezimiert, nein? Jungfernhäutchen ist perforiert, nein?«
    »Keineswegs, Nob Kissin Babu«, sagte Paulette entrüstet. »Wie können Sie so etwas denken?«
    Der Gumashta erwog ihre Worte für einen Moment, dann beugte er sich verstohlen vor, als wollte er einen Gedanken in Worte fassen, den er kaum über die Lippen brachte. »Dann sagen: Ist wegen Herr, dass Sie verschwinden?«
    Paulette lüftete ihren ghūnghat , sodass er ihre Augen sehen konnte, und schaute ihm gerade ins Gesicht. »Vielleicht.«
    »O weh, weh!« Der Gumashta fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Dann wohl Techtelmechtel gewesen?«
    Ganz offensichtlich schwelte in dem Gumashta ein heftiges Verlangen, etwas über die geheimen Triebe seines Arbeitgebers zu erfahren. Wie er von diesem Wissen Gebrauch machen würde, wusste Paulette nicht, aber sie begriff, dass seine Neugier ihr zum Vorteil gereichen konnte. »Mehr kann ich nicht sagen, Nob Kissin Babu. Es sei denn …«
    »Ja. Bitte fortfahren.«
    »Es sei denn, Sie wären in der Lage, mir eine petite Hilfe zu verschaffen.«
    Immer wachsam, wenn sich ein gutes Geschäft andeutete, war der Babu plötzlich auf der Hut. »Und welche Hilfe ist benötigt? Bitte aussprechen.«

    Paulette bedachte ihn mit einem langen, ruhigen Blick. »Babu Nob Kissin«, sagte sie. »Wissen Sie noch, warum mein Vater zu Ihnen gekommen ist? Und wann?«
    »Kurz vor Auffahrt in Himmel, nein?«, antwortete der Gumashta. »Wie ich kann vergessen, Miss Lambert? Sie denken, ich bin Dussel? Was sterbender Atem sagt, nicht leicht man wird los.«
    »Sie erinnern sich, dass er mir eine Passage nach Mauritius besorgen wollte?«
    »Natürlich. Diesen Punkt ich selbst habe übermittelt, nein?« Paulettes geschlossene rechte Hand schob sich langsam aus ihrem Sari hervor. »Und Sie haben ihm gesagt, nicht wahr, dass Sie es im Tausch gegen das hier tun könnten?« Sie öffnete die Hand und hielt ihm das Medaillon hin, das er ihr wenige Wochen zuvor übergeben hatte.
    Babu Nob Kissin warf einen kurzen Blick darauf. »Ist korrekt, was Sie deuten an. Aber Relevanz ich nicht sehe.«
    Paulette holte tief Luft. »Babu Nob Kissin, ich möchte Sie beim Wort nehmen. Im Tausch gegen dieses Medaillon will ich eine Passage auf der Ibis .«
    »Ibis! « Dem Gumashta blieb der Mund offen. »Sie verrückt sind, oder was? Wie Sie sollen gehen auf Ibis? Nur Kulis und Gefangene dürfen auf Schiff einquartieren. Passagierverkehr nicht existiert.«
    »Das macht mir nichts«, sagte Paulette. »Wenn ich mit den Arbeitern reisen könnte, wäre ich schon zufrieden. Sind nicht Sie responsabel für sie? Niemand wird avisiert, wenn Sie noch einen Namen dazutun.«
    »Miss Lambert«, erwiderte der Gumashta frostig, »ich vermute, Sie mich nehmen auf Arme. Wie Sie können solchen Vorschlag machen, ich nicht erkenne. Sofort Sie müssen verwerfen.«

    »Aber Babu Nob Kissin«, flehte Paulette, »sagen Sie mir: Welche Differenz macht es für Sie, wenn Sie einen Namen mehr auf die Liste setzen? Sie sind der Gumashta, und es sind so viele Arbeiter. Einer mehr wird nicht notiert werden. Und wie Sie sehen, hätten nicht einmal Sie selbst mich im Sari erkannt. Niemand wird meine Identität erfahren, da brauchen Sie keine Angst zu haben, das versichere ich Ihnen. Und als Revanche bekommen Sie das Medaillon.«
    »Nein, bei Jupiter!« Babu Nob Kissin schüttelte so heftig den Kopf, dass seine riesigen Ohren flatterten wie Farnwedel im Wind. »Sie wissen, was Herr macht, wenn Plan kommt heraus und ich schuldig entdeckt? Zerbricht mir Kopf. Und Kapitän Chillingworth ist zu bewusst von Farbe. Wenn er entdeckt, ich nehme Memsahib als Kuli, er stranguliert und übergibt Haien. Bābā re … nein, nein, nein …«
    Der Gumashta drehte sich um und brach durch den Vorhang aus herabhängenden Wurzeln. Paulette hörte ihn noch, als seine Schritte sich entfernten. »… nein, nein, Plan nur bringt großes, großes Unheil. Muss sofort zunichte …«
    »Ach bitte, Babu Nob Kissin …«
    Paulette hatte all ihre Hoffnung in dieses Treffen gesetzt, und ihre Lippen begannen zu zittern, als sie nun das Scheitern ihres Plans vor sich sah. Gerade als die ersten Tränen aus ihren Augen tropften, hörte sie Babu Nob Kissins schwere Schritte durch das Dickicht

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