Das Monopol
und krachte, als die Stoßdämpfer aufsetzten. Carlton kam es vor, als würde ihm der Kopf von den Schultern gerissen. Nach einigen Schocksekunden trat er aufs Gaspedal. Der Motor lief noch! Er legte den dritten Gang ein und jagte weiter Richtung Nord-Maryland. Im Fahren blickte er sich noch einmal um: Ob der Ford ihm doch gefolgt war?
Die Limousine hatte nicht einmal die Rampe geschafft.
Umso besser!
Carlton schob ein frisches Magazin in die Glock. Dann murmelte er ein Dankgebet und eine Fürbitte, dass sein tapferer Cadillac und Erikas Taxi sie beide sicher nach Andrews bringen sollten.
Der Shark war tapfer, aber auch ein 58er Caddy hat seine Grenzen. Nach dem heftigen Aufprall auf der Zugbrücke und der starken Beschleunigung begann der V8-Motor zu stottern und erstarb schließlich. Carlton fuhr auf den Seitenstreifen und versuchte, die Maschine wieder zu starten. Wieder und wieder. Der Tank war noch ziemlich voll, wie die Anzeige erkennen ließ, aber der Wagen hatte Öl verloren, und der Motor war überhitzt. Carltons Startversuche entlockten dem Anlasser nur ein knirschendes Geräusch und riefen ein klägliches Heulen im Kühlschlauch hervor. Im Kofferraum hatte er einen Vorrat an Motor öl und Kühlwasser. Doch aus langer und leidvoller Erfahrung wusste Carlton, dass der Wagen auch mit Nachfüllen nicht mehr zum Leben erweckt werden konnte.
»Verdammt!«
Er hieb mit der flachen Hand aufs Lenkrad; gleichzeitig wurde ihm bewusst, wie viel Glück er bisher gehabt hatte. Ebenso gut hätte er in einer Blutlache in seiner Wohnung liegen können. Vielleicht hätten sie ihn auch auf dem Beltway erwischt, oder er wäre in den Tiefen des Potomac versunken. Aber er war am Leben. Am Straßenrand gestrandet, aber am Leben. Und er legte Wert darauf, dass es so blieb.
Carlton steckte die Glock in sein Schulterhalfter und stieg aus. Es war kalt. Und er musste zu Fuß weiter. Dem letzten Straßenschild zufolge waren es noch zehn Meilen bis zur Andrews Air Force Base, und dieses Schild lag schon ein ganzes Stück hinter ihm. Carlton schloss den Wagen ab, schlug den Kragen hoch, steckte die Hände tief in die Taschen seiner Uniformjacke und machte sich auf den Weg durch die stockfinstere Nacht.
Seltsamerweise machte ihm die Bedrohung durch Fress’ Söldner nicht mehr so sehr zu schaffen. Immerhin hatte er sich in seiner Wohnung und an der Brücke erfolgreich zur Wehr gesetzt. Sollen sie doch kommen. Doch das Herz schlug ihm noch immer bis zum Hals.
Er machte sich Sorgen um Erika. Auch sie war bestimmt verfolgt worden. Seine Feinde würden nicht zulassen, dass sie Andrews erreichte.
Vielleicht.
Es war ein »Vielleicht«, das er riskieren musste. Eine andere Möglichkeit blieb ihm nicht.
Carlton ging weiter.
Der schnelle Marsch durch die kalte Nacht verschaffte ihm einen klaren Kopf. Alles war so überstürzt geschehen! Der Mord an Mazursky. Die Drohung von Waterboer. Der Überfall in seiner Wohnung. Die Instruktionen MacLeans. Die Schießerei. Die Brücke. Er war entkommen. Er wusste sehr genau, vor wem er floh, aber wohin würde seine Flucht ihn führen? Zu Saunders, wie MacLean gesagt hatte. Aber wer, zum Teufel, war dieser Saunders?
Als Carlton merkte, dass er viele Fragen, aber kaum Antworten hatte, verscheuchte er die Grübeleien.
In diesem Augenblick blitzten hinter ihm Scheinwerfer auf. Der Wagen holte rasch auf. Carlton sah, wie sein eigener Schatten zu überproportionaler Größe anwuchs. Jäh überfiel ihn Panik, und beinahe wäre er stehen geblieben wie ein verängstigtes Wild. Am liebsten hätte er sich hinter die dichten Bäume keine drei Meter vom Straßenrand verkrochen. Doch er zwang sich weiterzulaufen, ohne nach hinten zu schauen. Er hoffte, der Wagen würde vorbeifahren.
Aber er wurde langsamer.
Nein.
Noch langsamer. Der Motor dröhnte. Carlton drehte sich in dem Moment um, als der Wagen auf Schritttempo verlangsamte. Es war ein allradgetriebener Armeejeep, ein Humvee in grüner und schwarzer Tarnfarbe, die vor dem weißen Hintergrund des verschneiten Waldes aber nicht viel nützte. Carlton zitterte vor Angst, bevor ihm wieder einfiel, dass er ja Uniform trug. Er blieb stehen. Der Humvee ebenfalls.
Ein schwarzer Sergeant in Arbeitsdienstkluft steckte den Kopf aus dem Seitenfenster und legte grüßend die Hand an die Mütze. »Sir. Ist das Ihr Wagen da hinten, Sir?«
»Ist mir auf dem Weg zum Stützpunkt verreckt«, antwortete Carlton und erwiderte den militärischen Gruß.
»Dann steigen
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