Das Monopol
Russisch?«
»Rossija. Und ich wette, es gibt eine Menge russischer Schiffe mit Namen Rossija. Gibt ja auch unzählige Schiffe, die ›America‹ oder ›California‹ heißen.«
»Glaubst du, dass die ›Rossija‹ in Pjaschinews Nachricht ein Schiff ist?«, fragte Erika.
»Warum nicht? Wollen doch mal sehen, was wir bisher haben.« Carl ton zählte an den Fingern der linken Hand ab. »Erstens, Pjaschinew hatte die Verfügungsgewalt über den russischen Diamantenbestand. Zweitens, er wollte diesen Bestand vor der Regierung Orlow geheim halten, was ihm – drittens – offenbar sehr gut gelungen ist, da die Regierung Orlow nichts darüber weiß. Viertens …« Er hielt inne, um seine Gedanken zu ordnen. »Viertens war er verrückt nach Schiffen. Fünftens hinterließ er eine rätselhafte Notiz zum Abschied, worin stand, dass ›sie‹ die Rossija nicht in die Hände bekommen dürften.« Nun machte er mit dem rechten Daumen weiter. »Sechstens: Es muss Schiffe mit Namen Rossija geben, das haben Sie bestätigt. Siebtens: Ausgehend von dem, was Sie uns seit vorgestern erzählen, gibt es keine anderen Hinweise. Es ist ja nicht so, dass wir verbissen dieser einen Spur folgen und alle anderen ignorieren. Nach Tagen mühevoller Nachforschung ist das alles, nicht wahr? Und der GRU hat auch nicht mehr.«
»Ja, okay. Aber es gibt viele Schiffe mit Namen Rossija. Was schlagen Sie vor? Sollen wir die alle auf hoher See suchen und uns mit Augenklappen und Enterhaken bewaffnet an Bord schwingen?« »Es wäre doch immerhin der Mühe wert, dass man nachforscht. Außerdem haben wir keine anderen Hinweise, wie ich schon sagte.«
Pink stand auf, um seine langen Beine zu strecken. »Na, von hier aus gibt’s dann nur noch eine Möglichkeit, wie ich herankomme.«
Er schaltete seinen Macintosh-Computer ein und steckte das Telefonkabel der Claire in einen der Anschlüsse des Rechners. Dazwischen schaltete er ein kleines Verschlüsselungsgerät.
»Sie wollen doch wohl nicht Langley anrufen?«
»Bücher bei Amazon will ich bestimmt nicht bestellen.«
»Tom, Fress hat seine Augen und Ohren überall. Deshalb haben sie uns ja auf der Star gefunden. Er wird nicht ruhen, bis …«
»Nein, das schafft er nicht. Die NSA ist zwar mächtig, aber nicht allmächtig. Ich schicke die Nachricht über Saunders’ Computer, dann weiter über unsere Dienststelle in L. A. Außerdem ist sie verschlüsselt. Bevor ich abgereist bin, haben Forbes und ich einen gemeinsamen Code ausgesucht, den kein anderer benutzt. Höchste Sicherheitsstufe der CIA. Wird durch zufällige atmosphärische Muster generiert. Sehen Sie’s?« Pink hob das Telefonkabel hoch. Bevor es in den Port am Computer mündete, musste es zuerst durch ein Aluminiumkästchen, nicht größer als Carltons Feuerzeug, mit dem er soeben seine Zigarre wieder anzündete.
»Ach so.«
Pink stöpselte das Modem ein. Er wartete kurz, während die Datenbank im CIA-Hauptcomputer angewählt wurde, dann gab er auswendig sämtliche Identifikationscodes und Passwörter ein, bis die Meldung kam, dass das CIA-System bereit war. Pink gab den Suchbefehl ein.
Seeschiffe (militärisch und zivil!) UND (Russland! UND Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken UND UdSSR) UND! Rossija!
Mehr als vierhundert Meilen westlich, in Nordvirginia, ging der Befehl ein, und die »sieben Zwerge« – superschnelle Cray-Computer – durchsuchten die gewaltige elektronische Datenbank der CIA. Sekunden später erschien die Meldung, dass die Suche vierzig Seiten Information ergeben habe. Pink gab den Druckbefehl und zog das Telefonkabel heraus, während der Laserdrucker die Seiten auszuspucken begann. »Jetzt werden wir ja sehen.«
Er stapelte die Blätter, beugte sich tief darüber und begann zu lesen.
»Sagen Sie mir, wenn Sie was gefunden haben. Ich bin solange auf der Brücke.«
»Ich werde einfach dem Gestank folgen. Jetzt setzen Sie mir nicht länger mit diesem Krebsstängel zu. Lassen Sie mich in Ruhe lesen.«
Mit dramatischer Geste wedelte Pink die blauen Rauchwolken beiseite und begann über den Blättern zu brüten, wobei er wichtige Passagen mit einem gelben Textmarker anstrich.
Eine halbe Stunde später erschien er auf der Brücke und reichte Carlton den Stoß Papier. »Sie hatten Recht.«
Carlton las die gelb markierten Abschnitte. »Sieht so aus, als gäbe es zwanzig Rossijas.«
»Achtzehn sind gesunken oder abgewrackt worden.«
»Und die zwei, die noch übrig bleiben?«
»Eins war schon vor
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