Das Monopol
in einer Sache nicht: beim Geld. Deshalb war es Geld, auf das sich der gegenwärtige Ordensleiter, Kardinal Pedro Altiplano, besonders konzentrierte.
Als erfahrener Spieler in der Römischen Kurie war Pedro Altiplano ein Meister der Täuschung und Verwirrung. Er hatte dasselbe Ziel wie die Ordensführer vor zwei Jahrhunderten, zumal nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den Sechzigerjahren: Er wollte das Papsttum zerstören. Doch zu der Zeit, als Altiplano zum Leiter des Ordens ernannt wurde, war es dem polnischen Papst bereits gelungen, dem Orden fast alle Kampfwege zu verbauen – nur der Weg über das Geld war geblieben. Jahre vor seiner Ernennung hatte Altiplano bereits gemerkt, dass jährlich mehr als eine Milliarde Dollar durch die Kassen seines Ordens flossen – als Spenden an die unzähligen Schulen, Universitäten und Krankenhäuser der Bruderschaft. Als Führer des Ordens konnte Altiplano praktisch jederzeit darauf zugreifen, zumindest theoretisch. Praktisch sah es hingegen so aus, dass die Gelder von einzelnen Individuen kontrolliert wurden, den Kanzlern und sonstigen Bevollmächtigten: Sie sammelten das Geld, sie investierten es oder zahlten es aus, je nach Gutdünken. Altiplanos Plan war einfach, aber genial: Um dem Orden Gutes zu tun, würde er sämtliche Spenden auf ein zentrales Konto leiten lassen, aus dem nur nach seiner Zustimmung und gemäß höchster Dringlichkeit ausgezahlt werden durfte. Diese Maßnahme würde ihm auch das Wohlwollen der Öffentlichkeit einbringen, denn er nahm das Geld von den Reichen und gab es den Armen. Nur eine Hand voll Ordensmitglieder widersetzte sich seinem Plan. Was daraufhin geschah, hatte mit dem vor der Öffentlichkeit vorgestellten Wohltätigkeitsplan wenig zu tun. Indem er die alleinige Kontrolle über die gesamten Gelder des Ordens übernahm, gewann Altiplano die Macht über einen riesigen Fonds, mit dem er den Krieg des Ordens gegen das Papsttum erst richtig entfesseln konnte. Altiplano wusste zwar, dass er bei einem Glaubensstreit vor den Kardinälen niemals gegen den polnischen Papst gewinnen konnte, aber wenn er seine Karten richtig ausspielte, konnte Altiplano nach eigener Überzeugung die wichtigsten Stimmberechtigten des Kardinalkollegs beeinflussen, wenn es sich in der Konklave versammelte, um den Nachfolger Johannes Paul II. zu wählen.
Altiplano wollte die erfolgreiche Formel der besonderen Interessen verwenden, mit der auch in Washington gearbeitet wurde. Er würde den wichtigsten Kardinälen eine Finanzierung ihrer Lieblingsprojekte versprechen, damit sie den von ihm gewählten Kandidaten unterstützten: ihn selbst. Und wenn er erst einmal zum Papst gewählt war, wollte Altiplano das Papsttum von innen aushöhlen – durch Edikte, die er selbst erließ.
Aber wie sollte er Gelder an die Kirchenfürsten übermitteln in einem Zeitalter der Elektronik, in dem es so einfach war, den Strom des Geldes zu verfolgen? Altiplano musste einen Teil des Fonds, den er nun kontrollierte, in eine Währung verwandeln, die leicht zu verbergen, zu verkaufen und überdies beweglich war.
Diamanten.
Rasch setzte er seinen Plan in die Tat um. Gewaltige Summen wurden von den Zentralkonten auf geheime Offshore-Konten transferiert. Die Spenden wurden durch andere Spenden ersetzt, die der Orden mit seinem guten, in Gold gefassten Namen zu immens hohen Zinsen geliehen hatte. Schuldscheine wurden insgeheim aus- und zugestellt. Gehorsame Agenten des Ordens, die unter Androhung der Exkommunikation auf Geheimhaltung geschworen hatten, wurden in alle Welt geschickt, um Diamanten außerhalb der Kontrolle des Waterboer-Monopols zu erwerben. Die Steine wurden in einer der führenden Banken Italiens deponiert; der Lieblingsneffe des Bankdirektors wurde von Altiplano zum Priester im Orden befördert, obwohl allgemein bekannt war, dass der junge Mann Frauen sammelte wie andere Leute Briefmarken. Hauptbücher wurden gefälscht.
Doch Altiplano stützte sein Vorhaben auf fehlerhafte Annahmen. Erstens war es fraglich, ob genügend stimmberechtigte Kardinäle in der Konklave eine Bestechung annehmen und in seinem Sinne stimmen würden. Obwohl viele Projekte der Kirche dringend Geld benötigten und die Kirchenfürsten sich mit dürftigen Gehältern zufrieden geben mussten, waren diese Männer nicht aus Raffgier Kardinäle geworden. Der Einfluss, den sie besaßen, glich das magere Salär aus. Altiplanos zweite fehlerhafte Annahme war die, dass die Bewegung auf dem Diamantmarkt nicht
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