Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
Vom Netzwerk:
geführte Telefongespräch nach. Er hatte mit einem gewissen Pink gesprochen, dem Mann, der vom CIA-Vizechef vor Ort geschickt worden war. Der geheime russische Diamantenvorrat war in sämtlichen Geheimdiensten schon lange als eine Art moderne Sage bekannt; jeder hatte davon gehört, doch niemand hatte wirklich daran geglaubt. Selbst nach seinem ersten Gespräch mit Forbes vor wenigen Tagen hatte Jagoda noch große Zweifel gehegt. Nun aber schien es, als gäbe es die Diamanten wirklich, und mehr noch – die Amerikaner wussten, wo sie versteckt waren, und hatten ihr Wissen seiner eigenen Regierung mitgeteilt.
    Diese amerikanskii, sinnierte Jagoda. Zwar waren die USA lange Zeit sein politischer und militärischer Gegner gewesen, doch die führenden Persönlichkeiten bei DIA, CIA und NSA betrachtete er als alte Freunde. Und die Weltmacht auf der anderen Seite des Atlantiks versetzte ihn immer wieder in Erstaunen: Die Amerikaner waren so reich, dass nicht einmal die Geheimdienste versuchten, eine riesige Menge Diamanten zu stehlen.
    Ein lautes Klopfen an der Tür. »Da!«, rief Jagoda.
    Ein streng aussehender Mann um die vierzig trat ein, untadelig gekleidet in die olivgrüne Uniform des militärischen Geheimdienstes. Der Mann atmete schwer. Die goldenen Abzeichen auf den Schultern verrieten seinen Rang. »Major Gerasimow wie befohlen zur Stelle, towarisch General.« Er salutierte kurz und ließ den Arm erst wieder sinken, nachdem Jagoda den Gruß erwidert hatte.
    »Juri Nikolajewitsch. Vielen Dank, dass Sie so schnell kommen konnten.«
    »Ich bin so schnell gekommen wie möglich, towarisch General.«
    Jagoda zeigte auf eine große Seekarte mit dem Küstengebiet nördlich von Murmansk. Eine rote, mit Filzmarker gezogene Linie bezeichnete den Kurs der Rossija. »Ihre Einschätzung?«
    »Ihrem Bericht zufolge, towarisch General, könnte der Auftrag mit zehn Mann erledigt werden. Zwanzig wären allerdings besser. Wir könnten dem Team eines der U-Boote geben, aber in dieser Sache ist es wichtiger, dass wir rasch vor Ort sind, es muss nicht in aller Heimlichkeit geschehen. Hubschrauber wären am schnellsten, aber die Rossija ist schon zu weit draußen und könnte selbst von unseren Langstrecken-Helikoptern nicht mehr erreicht werden. Damit bleiben als letzte Möglichkeit zwei Hochgeschwindigkeits-Patrouillenboote, die jeweils zehn Soldaten aufnehmen können, die Kirow und die Omsk. Die Schiffe liegen bereits im Hafen.« Er deutete auf eine der Marinebasen in Murmansk. »Die Männer habe ich auch schon ausgewählt.«
    »Das überlasse ich ganz Ihnen. Wie schnell können Sie die Rossija einnehmen?«
    »Da diese Operation alleinige Angelegenheit des GRU ist, können wir nicht mit regulären Marinesoldaten arbeiten. Leider sind die Männer, die ich brauche, ziemlich weit von Murmansk entfernt. Sie dürften aber in spätestens zehn Stunden eintreffen. Um die Sache zu beschleunigen, bringen wir unsere eigene Ausrüstung mit. Bis dahin sind die Kirow und die Omsk voll getankt und zum Auslaufen bereit. Die Treibeisströmungen habe ich bereits überprüft. Nach dem Auslaufen sollten wir bis zur Rossija nicht mehr als acht Stunden brauchen. Gesamtzeit der Operation demnach achtzehn Stunden, towarisch General. Falls das Wetter nicht schlechter wird.«
    »Otschen charascho. Eine Sache müssen Sie aber noch wissen, Juri Nikolajewitsch. Ich habe Ihnen befohlen, die Rossija einzunehmen, aber Sie wissen noch nicht, aus welchem Grund.«
    »Es steht mir nicht zu, danach zu …« Jagoda winkte ab. »Wissen Sie, dass Leonid Pjaschinew verschwunden ist?«
    »Da, General. Oberst Kowanetz leitet die Ermittlung.«
    »So ist es. Pjaschinew war verantwortlich für die Diamantenproduktion unseres Landes. Er wusste viel, unter anderem auch, wohin ein gewisser Diamantenbestand geraten war, den der frühere KGB und andere apparatschiki vor dem Zusammenbruch 1991 versteckt hatten.«
    »Habe auch davon gehört, General. Aber ich dachte immer, das wäre bloß ein Gerücht aus dem Kalten Krieg.«
    »Ja, der Meinung war ich auch. Aber es ist offensichtlich kein Gerücht. Die CIA hat uns soeben mitgeteilt, dass die Diamanten sich auf der Rossija befinden. Und unsere eigenen Erkenntnisse bestätigen das.«
    Geramisow machte große Augen. »Die CIA?«
    »Einige ihrer Agenten werden bei Ihrer Ankunft an Bord sein. Ich habe jetzt keine Zeit, Ihnen Einzelheiten oder Begründungen zu nennen, aber Sie müssen diese Leute um jeden Preis beschützen. Sie müssen auf

Weitere Kostenlose Bücher