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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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Mazzara zu. »Bitte vergeben Sie Enzo. Er lässt sich bisweilen hinreißen.«
    Mazzara schnappte nach Luft und rieb sich die Hand. »Loyalität ist etwas sehr Wichtiges, Don Arcangelo. Ich freue mich, dass Sie so gut beschützt werden.«
    Arcangelo lächelte.
    »Ich wollte Ihnen eigentlich nur die Zahlen vorlegen.« Er zeigte auf den Diplomatenkoffer.
    Arcangelo winkte ab. »Nein, nein, Rafaele. So einen schönen Nachmittag wollen wir uns doch nicht mit Zahlen verderben. Ich habe Vertrauen zu Ihnen. Berichten Sie einfach.«
    »Wie Sie wünschen, Don Arcangelo.« Mazzara hielt inne, weil der Kellner ein gekühltes Glas Regaleali auf den Tisch stellte. Wasser perlte am Glas hinunter. Mazzara nahm einen vorsichtigen Schluck. »Ausgezeichnet. Vielen Dank.«
    Arcangelo neigte den Kopf.
    »Alles läuft sehr gut. Genau, wie Sie es geplant haben. Der Gewinn aus jeder Transaktion wurde wie gewünscht in der exakten Höhe auf das jeweilige Konto eingezahlt – genau zu dem Zeitpunkt, der laut den Regierungsverträgen für die Denkmalsanierung vorgeschrieben ist. Es bleibt nur noch eine Einzahlung, und die wird nächste Woche erfolgen.«
    »Perfetto. Sie haben wie immer an alles gedacht.«
    Mazzara strahlte vor Freude. »Grazie, Don Arcangelo.«
    »Erzählen Sie, Rafaele. Sie sind nervös. Was beunruhigt Sie?«
    »Ich … bitte vergeben Sie mir, Don Arcangelo.« Er schluckte. »Das hätten wir doch auch am Telefon bereden können. Ich …«
    Der Pate lächelte. »Sie sind ein kluger Mann. Keine Sorge, ich habe Ihnen nichts vorzuwerfen.« Mazzara fühlte, wie ihn Erleichterung durchströmte. Arcangelo spürte es. Es bereitete ihm immer wieder Vergnügen, mit den Menschen zu spielen. Mit Freundlichkeit schaffte man sich ergebene Freunde, doch man musste diese Freunde bei der Stange halten, indem man ihnen Furcht einflößte. Arcangelos Stärke beruhte darauf, dass er nach Belieben zwischen Freundlichkeit und Drohung hin und her schalten konnte. »Ich musste Sie persönlich sprechen, dottore, weil ich eine Bitte habe.«
    »Gewiss, Don Arcangelo. Was immer es ist.«
    »Ich bin ein wenig beunruhigt wegen Orlando Leonida. Unser Bürgermeister hat ja harmlos angefangen, hat nur hier und da ein paar Leute ins Gefängnis gesteckt. Und nur für kleine Vergehen. Dann für größere Vergehen. Das ist ganz normal. Ich muss ihm ein paar kleine Siege gönnen, damit er in seinem Amt eine gute Figur macht. Ehrlich gesagt, tut er mir damit sogar einen Gefallen. Das Gefängnis ist für meine Männer eine gute Schule. Wie die Universität für Ihresgleichen. Es gibt Dinge, die kann man nur von innen heraus lernen.« Er zwinkerte Mazzara zu. »Aber in letzter Zeit hat Leonida sich vollkommen still verhalten. Ich war erstaunt, als er letzte Woche nichts unternahm, um eine kleine Transaktion von mir zu unterbinden – immerhin hatte ich sie seinem Informanten auf einem Silbertablett serviert.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Da stimmt was nicht. Ich glaube, dass Leonida irgendetwas Großes vorhat. Ich weiß nicht, was, aber diese Nase«, er zeigte auf sein großes Riechorgan, »irrt sich nie.«
    »Was soll ich tun, Don Arcangelo? Commandi me.«
    »Ich will, dass Sie das Geld von den Konten in Palermo zur Zentrale der Banco Napolitana in Rom transferieren.«
    »Sind Sie sicher, Don Arcangelo?« Kaum dass er diese Frage gestellt hatte, durchlief es Mazzara eiskalt vor Angst. Man stellte die Entscheidungen eines Paten nicht in Frage.
    Doch zum Glück war Arcangelo in nachsichtiger Stimmung. Er nickte. »Ja. Sofort.«
    »Wie Don Arcangelo wünschen. Ich werde mich sogleich darum kümmern.« Mazzara stand auf, doch der Pate bedeutete ihm, sich wieder zu setzen.
    »Rafaele. Sie sind doch Sizilianer. Trinken Sie in Ruhe Ihren Wein. Genießen Sie den schönen Nachmittag. Den herrlichen Sonnenschein.« Er breitete die Arme aus. »Für alles andere haben Sie später noch Zeit genug. Lassen Sie uns über erfreulichere Dinge reden. Wie geht es Ihrer lieben Frau und den Kleinen?«

 
    50.

Der Einsatz
     
    Claire Sailing
    Barents-See
    421 Meilen nordöstlich von Murmansk, 6.32 Uhr
     
    Trotz der arktischen Temperaturen schwitzte Commander Ramey stark. Er wischte sich die Stirn und schaute über den dunklen Bug der Claire Sailing hinweg auf die Positionslichter des russischen Eisbrechers. »Alle Maschinen stopp!«
    Krebski betätigte die Umsteuerung; die Maschine lief rückwärts, das Schiff stoppte die Fahrt. »Alle Maschinen stopp, Sir.« »Sehr gut.«

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