Das Monopol
muss weit weg vom GIUK- Gebiet geschehen.«
»Warum bringt ihr die Diamanten nicht direkt zu Waterboers Niederlassung in England?«
»Wie denn?«
»Wie groß ist die Reichweite der Jets, die wir ihnen während ihrer Kriegsspielchen stehlen wollen?«
»Eine ausgezeichnete Idee, Molotok. Dann können wir auch die Puschkin nutzen. Wir lassen die Jets zur Puschkin fliegen und von dort direkt nach England. Die Flieger schaffen zwar nicht den ganzen Weg von Island, aber NATO-Kampfjets werden ja sowieso auf halber Strecke in der Luft aufgetankt. Wird eine Herausforderung für meine Piloten sein, die Steine sicher nach England zu bringen. Wir wissen zwar immer noch nicht, wie viele Diamanten es eigentlich sind, aber ich werde mir schon etwas ausdenken.« Obwohl Uljanows Boss kein erfahrener Soldat war und dazu noch ein Säufer, musste man ihm zugestehen, dass er hin und wieder taktische Voraussicht bewies.
»Ich setze mich mit dem südafrikanischen Blutsauger in Verbindung und höre nach, wo die Piloten seine Leute treffen sollen.«
»Wir haben nur noch wenige Stunden, Molotok.«
»Und gefährliche dazu.«
49.
Der Don
Acquasanta, Sizilien
Acht Meilen nördlich von Palermo, 13.04 Uhr
Im Allgemeinen mochte Rafaele Mazzara den Lärm und Staub im Zentrum von Palermo. Aber an einem glühend heißen Tag wie diesem begrüßte er die Gelegenheit, sein sorgfältig restauriertes Büro in der Banco Napolitana Lucchese verlassen und an die See fahren zu können, wo eine sanfte Brise vom Tyrrhenischen Meer wehte. Der Wind trieb Smog und Staub davon, und die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel.
Mazzaras metallicblauer BMW rollte über gewundene sizilianische Landstraßen zum Hauptportal des feudalen Grand Hotels Villa Igea. Der Chauffeur beeilte sich, zur Fondtür des Wagens zu kommen, und hielt sie seinem Chef auf.
Als Mazzara die ausladende Treppe zur prächtigen Hotelhalle hinaufstieg, sah er mehrere Männer, die angestrengt vorgaben, ihn nicht zu beachten. Zwei standen am Kopf der Treppe, andere in der Halle und in dem kleinen Garten zwischen Oleander und Jasmin. Mazzara brauchte keine Hilfe, um den Mann zu finden, der ihn hierher bestellt hatte: Vier Leibwächter umstanden ihn an seinem Platz unter einer großen afrikanischen Palme. Trotz der Hitze konnte Mazzara einen Schauder nicht unterdrücken, als er den Mann am Tisch erblickte.
»Don Arcangelo«, sagte er leise, da er keine Aufmerksamkeit erregen wollte. Sein Lächeln drückte Furcht aus, nicht Wiedersehensfreude.
Ein vierschrötiger Mann mit Adlernase und grausamen Augen sah zu Mazzara auf. Don Arcangelo kontrollierte den größten Teil des Ackerbaus, des Immobiliengeschäfts, des Baugewerbes und des Glücksspiels in Süditalien, von Drogen, Prostitution und Sklavenhandel mit illegalen Einwanderern gar nicht erst zu reden. Mazzara brach vor Nervosität der Schweiß aus.
»Sie müssen beileibe nicht flüstern, dottore.« Don Arcangelo lächelte. »Wir sind hier unter Freunden.« Er wies mit schwungvoller Geste in den Garten, deutete dann auf einen Stuhl. »Bitte, dottore. Nehmen Sie Platz.« Er drehte sich zu einem Kellner um, der in weiser Voraussicht ein paar Meter hinter dem Paten Posten bezogen hatte, um auf die Bestellung zu warten. »Alfredo! Bring ein Glas Regaleali für den dottore. Aber gut gekühlt!« Er drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger, wandte sich dann wieder an Mazzara. »Danke für Ihr Kommen, Rafaele.«
Mazzara, dem das Lächeln auf dem Gesicht eingefroren war, neigte leicht den Kopf. »Nichts zu danken, Don Arcangelo.«
»Wie gehen die Geschäfte? Gefällt Ihnen Ihr neues Büro?«
»Si, si. Grazie, Don Arcangelo.« Mazzara kniff Daumen und Zeigefinger wie eine Zange zusammen. »Sie sind wirklich zu großzügig, Don Arcangelo.«
Der Pate zuckte die Achseln. »Freunde sollten einander helfen, finden Sie nicht?«
»Certo, certo, Don Arcangelo.«
»Wo wir gerade davon reden, dass Freunde einander helfen – sagen Sie mir doch bitte, wie es läuft.«
Nervös streckte Mazzara die Hand nach seinem Diplomatenkoffer aus. Plötzlich schoss eine behaarte Hand vor und packte sein Handgelenk. Mazzara zuckte vor Schmerz zusammen.
»Enzo!«, rief Don Arcangelo. »Pazzo! Was tust du da? Bist du verrückt geworden? Weißt du denn nicht, wer das ist?« Sofort wurde der Griff gelockert. »Das ist dottore Mazzara, Direktor der Banco Napolitana Lucchese. Verstanden?« Er wedelte leicht mit der Hand. »Piano, piano.« Entschuldigend nickte er
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