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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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die Diamanten aufpassen, aber auch auf die Amerikaner. Haben Sie verstanden? In dieser Sache sind sie unsere Verbündeten.«
    »Wir garantieren für ihre Sicherheit, towarisch General.«
    »Verständigen Sie mich, sobald Sie die Rossija eingenommen und ihre Fracht geprüft haben. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, Major, dass dieser Auftrag unseren beiden Karrieren förderlich sein kann.«
    »Da, towarisch General.« Gerasimow salutierte, machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer. Rasch stieg er die vereisten Stufen vor dem Portal des Gebäudes hinab und ging zu seinem Wagen. Dicke Schneeflocken fielen lautlos aus einem schwarzen Himmel. Gerasimow ließ den Motor seines hässlichen Armee-Lada an und fuhr zum Militärflugplatz.
    Auf halbem Weg fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, Jagoda zu fragen, wie viele Diamanten es eigentlich waren. Sein Team hatte zwar keinen Befehl, die Steine mitzunehmen, musste es aber tun, wenn die Umstände es erforderten. Gerasimow musste auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Er wählte die Nummer von Jagoda, legte dann aber schnell wieder auf. Jagoda wusste wahrscheinlich selbst nicht, wie groß die Menge der Diamanten war. Er hatte ja selbst erst kürzlich von der Existenz der Steine erfahren.
    Gerasimow wählte eine andere Nummer. Oberst Kowanetz würde es wissen, schließlich leitete er die Ermittlungen im Fall Pjaschinew. Wahrscheinlich besaß er die meisten Informationen über die Diamanten.
    »Kowanetz.«
    »Hier spricht Major Gerasimow, towarisch Oberst.«
    »Da.«
    »Verzeihen Sie, dass ich so spät noch anrufe, aber ich würde gern etwas erfahren, und Sie könnten mir dabei helfen.«
    »Was wollen Sie wissen?«
    »Was es mit den Diamanten von Pjaschinew auf sich hat.«
     

48.

Die Übung
     
    Stützpunkt der volki
    131 Meilen nördlich von St. Petersburg
    (ehemals Leningrad)
    Karelien, Russland, 00.35 Uhr
     
    Uljanow trug einen olivgrünen Armeeparka und eine Fellmütze. Er horchte auf das Knirschen seiner kniehohen Lederstiefel im Schnee. Vor ihm war das Birkenwäldchen; die verschneiten Bäume wurden von gleißenden Scheinwerfern erleuchtet. Uljanow blieb stehen, fischte eine Zigarette aus seiner zerdrückten Packung und zündete sie mit einem Aluminiumfeuerzeug an. Das zerkratzte Metall und der verblichene rote Stern erinnerten ihn an vergangene Zeiten, als er und seine speznaz die Heilige Mutter Russland beschützt hatten.
    Russland war schon lange nicht mehr heilig zu nennen und erinnerte inzwischen eher an eine Großmutter. Aber das würde sich bald ändern. Bis dahin mussten er und die volki sich in Geduld üben. Uljanow richtete den Blick wieder auf die Birken, horchte auf den Wind, der im verschneiten Wald wie ein Seufzer klang. »So kalt, so still«, murmelte er und blies eine Rauchwolke aus, die sich in der eisigen Luft in winzige Eiskristalle verwandelte.
    Uljanow hatte seine volki von ihrem Hauptstützpunkt in der Nähe von Molotoks Datscha zu einem geheimen Flugplatz verlegt, der für die Öffentlichkeit nicht zugänglich war. Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatte einer der krestnii otets, der Russkost und Molotok eng verbunden war, das Kommando über bestimmte Lagerhäuser der Regierung gehabt. 1992 hatte die neue Regierung ihn seiner Ämter enthoben, konnte ihm aber nicht seine Macht nehmen. Jetzt nutzte er seinen Einfluss, um den volki einen strategisch wichtigen Ort zu sichern, einen Flughafen mit vielen Hangars und Lagerhäusern, die man zu Kasernen umgebaut hatte. Der Stützpunkt lag einsam und gut geschützt auf dem Land; zugleich waren St. Petersburg, Moskau und Ziele in Westeuropa mit Helikoptern und Jets leicht zu erreichen. Die Flugzeuge hatte ein anderer krestnii otet beschafft, indem er immer wieder Maschinen von Luftwaffenstützpunkten in ganz Russland verschwinden ließ.
    Uljanow war nervös. In den nächsten Wochen sollten die volki mehrere Anschläge auf öffentliche Betriebe und Regierungseinrichtungen verüben. Die verschiedenen Operationen bereiteten ihm wenig Sorgen – sie waren bestens geplant. Seine Männer kannten die Ziele, die An- und Abfahrtswege und die möglichen Fluchtrouten. Doch Uljanow wusste nicht, wie er die riesige Menge Diamanten sichern und abtransportieren sollte. Eine Planung in dieser Sache war unmöglich, weil er keinen Schimmer hatte, wo die Diamanten sich befanden und auf welche Weise sie bewacht wurden, falls überhaupt. Er hatte verschiedene Pläne entworfen und auch die Fluchtmöglichkeiten

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