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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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zweifelnd zu Leonida auf. »Orlando, du weißt, wie gern ich ihn verhaften würde, aber die bloße Tatsache, dass Arcangelo Bankkonten hat, heißt noch nicht, dass …«
    »Diesmal ist es anders, Vittorio. Schau mal genau hin, was das für Konten sind. Sie wurden nur zu dem Zweck eröffnet, Gelder aus fünf Regierungsverträgen für die Restaurierung öffentlicher Baudenkmäler darauf einzuzahlen. Natürlich wurden die Bauarbeiten nie aufgenommen – ein Umstand, der uns nicht neu ist.«
    Die im Laufe der Jahre erfolgten Zahlungen der Regierung für Sanierungen von Baudenkmälern in Palermo hätten ausgereicht, um palazzi von Sizilien bis nach China zu bauen. Fast alle Denkmäler waren nicht mal mit einem Pinsel in Berührung gekommen. Die Gelder wanderten in die Kassen Mafia-eigener Baufirmen, und an den Baudenkmälern blieben bis in alle Ewigkeit Schilder hängen mit der Aufschrift: e chiuso per il restauro.
    »Aber jetzt liegen die Dinge anders. Wir haben uns Kopien der ursprünglichen Regierungsverträge beschafft; sie liegen der Akte bei. Der Punkt ist der: Obwohl die Guthaben auf den fünf Konten den vertraglich vereinbarten Summen entsprechen, kann das Geld nicht von der Behörde stammen – denn die hat noch gar keine Zahlungen an Arcangelos Firmen veranlasst.«
    Umberto bekam große Augen.
    »Verstehst du?« Leonida setzte sich und zündete sich eine Zigarette an.
    »Santa Lucia«, flüsterte Umberto.
    Leonida blies einen Rauchkringel aus, der zur Decke stieg. »Die Behörde hat also bisher keinerlei Zahlungen veranlasst. Aber der Betrag auf diesen fünf Konten entspricht exakt den Summen, die bei fünf groß angelegten Gaunereien und Entführungen gezahlt wurden, die im Auftrag Arcangelos in verschiedenen Teilen unseres Landes stattgefunden haben. Das wissen wir auf Grund der elektronischen Überwachungssysteme, die uns die Amerikaner freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.« Tief inhalierte er den Rauch seiner Zigarette.
    »Ich hätte nie die genaue Bedeutung dieses Details erkannt, wenn ich nicht auf etwas Ungewöhnliches gewartet hätte. Und dann hat Arcangelo schließlich einen Fehler gemacht.« Leonida stieß den Rauch aus und entfernte einen Tabakkrümel, der sich zwischen seinen kräftigen weißen Zähnen festgesetzt hatte. »Er hat sein Geld von der Zweigstelle in Palermo nach Rom transferiert.«
    Direktor Umberto wollte seinen Augen und Ohren noch immer nicht trauen. »Diese Summen belaufen sich auf …« Er schaute erst Leonida an, dann auf die Akte, dann wieder Leonida. »Das müssen ja …«
    »Ungefähr 100 Millionen Euro.«
    »Willst du damit etwa sagen, die Banco Napolitana Lucchese hat …«
    »Hundert Millionen Euro Lösegeld für Arcangelo gewaschen, si. Genau das will ich damit sagen.« Wieder blies er eine Rauchwolke zur Decke. »Und das sage ich nicht nur, die Unterlagen beweisen es. Nach dem Piola-Torre-Gesetz kann deine Guarda …«
    »Ich weiß.« Umberto drückte bereits den Knopf auf seinem Telefon.
    »Pronto«, meldete sich eine Frauenstimme.
    »Kommen Sie bitte sofort herein.«
    Zwanzig Sekunden später betrat eine gut gekleidete Frau das Büro durch einen Seiteneingang. Sie sah glänzend aus und bewegte sich wie ein Model, doch die meisten Angestellten bei der Guarda di Finanza ließen sich nicht davon blenden. Sie wussten um die Fähigkeiten dieser Frau. Als Umbertos rechte Hand war Simona Calfio verantwortlich für die Außeneinsätze der Guarda. In der Behörde wurde sie »die Stählerne« genannt. Simona Calfio verneigte sich leicht vor Leonida, dann wandte sie sich Umberto zu.
    »Simona«, begann ihr Chef und warf einen Blick auf die antike Uhr auf seinem Schreibtisch. »Endlich können wir etwas gegen Arcangelo unternehmen. Heute Nachmittag um zwei Uhr will ich die Hauptstelle der Banco Napolitana Lucchese geschlossen sehen. Geschlossen, versiegelt und rund um die Uhr bewacht. Ich will, dass jeder Kontoauszug, jede Computerdiskette, jedes Schließfach und jeder Fetzen Papier gründlich überprüft werden. Ich will diese Bank so gut versiegelt und so streng bewacht sehen, dass nicht einmal mehr die Pflanzen Luft bekommen.«
    »Si, direttore.« Simona Calfio drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Büro.
    Umberto schaute Leonida an. »Ich glaub, du hast es endlich geschafft, Orlando. Santa Lucia, ich glaube, du hast es wirklich geschafft!«
    »Sei nicht zu sicher. Ich würde das Beten an deiner Stelle noch nicht aufgeben.«
    Als Bürgermeister Leonida zehn

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