Das Monopol
standen an seiner Seite und gaben dem Enterkommando Feuerschutz. Unbewegt beobachteten sie die Besatzung der Puschkin durch die Zielfernrohre ihrer Robar-Gewehre, bereit, jeden bei der geringsten falschen Bewegung zu erschießen. Im Zweiten Weltkrieg waren Unterseeboote mit Kanonen auf Deck ausgestattet gewesen, heutzutage gab es das nicht mehr. Das änderte jedoch nichts am Ernst der Lage: Die Besatzung der Puschkin musste sich entweder ergeben oder sterben.
Als Chef des Bootskommandos war Tadeusz »Tad« Pulaski der Älteste an Bord. Ein Bär von einem Mann, direkter Nachkomme des polnischen Generals Casimir Pulaski, der im Unabhängigkeitskrieg an der Seite George Washingtons gekämpft hatte. Tad Pulaski war ein erfahrener Kämpfer. Er saß am Bug des ersten Zodiac und schaute abwechselnd zu Carlton und Pink, die Colts bei sich trugen, und zu drei der SEALs, die mit Steyr-AUG-Halbautomatikpistolen und Kampfmessern bewaffnet waren. Kugelsichere Westen schützten sie vor den Geschossen des Feindes. Rosshaargefütterte Schwimmwesten und Trockentauchanzüge waren der beste Schutz gegen Erfrierungstod im eisigen Nordpolarmeer. Zufrieden wandte Pulaski sich wieder nach vorn zum dunklen Rumpf der Puschkin, der jetzt nur noch zwanzig Yards entfernt war. Er signalisierte dem Fahrer des anderen Bootes, sich in großem Bogen zu nähern.
Sofort änderten die beiden Zodiacs den Kurs. Pulaski und das erste Team mit Carlton und Pink fuhren zum Bug der Puschkin, das zweite Team näherte sich dem Heck. Zugleich trafen die Schlauchboote am Schiff ein. Unter den wachsamen Blicken ihrer Scharfschützenkameraden kletterten die sechs SEALs mit geübten Bewegungen den Rumpf der Puschkin hinauf und halfen dann Carlton und Pink, die Wandung zu erklimmen.
Pulaski sah aufmerksam zu, wie die SEALs die Besatzung der Puschkin nach Waffen durchsuchten. Doch was er sah, gefiel ihm nicht. Erstens standen nur dreißig Mann an Deck – ein Drittel der regulären Crew. Zweitens war keiner der Männer jünger als dreißig, doch die meisten Matrosen hätten knapp unter zwanzig Jahre oder um Weniges darüber sein müssen. Drittens verrieten die Augen der Männer keine Überraschung, Furcht oder Hass, wie man es von überrumpelten Soldaten erwartet hätte. Ihren Blicken war nur zu entnehmen, dass sie gescheitert waren und ihr Scheitern akzeptierten. Pulaski spürte eine schwelende Bedrohung. Die Situation war viel gefährlicher, als er erwartet hatte. Er wappnete sich, um auf alles vorbereitet zu sein. Zum Beispiel auf einen vorgetäuschten Reaktorunfall. Oder auf den Versuch, das Schiff zu versenken. Für den Augenblick jedoch bewahrten die Russen feindliches Schweigen.
»Okay, Sir. Alle sauber«, meldete einer der SEALs.
Pulaski bedeutete den Männern mit einer Handbewegung, die Stellung zu halten und wachsam zu bleiben.
Als er fertig war, trat Carlton an ihn heran. »Was ist los?«
»Mir gefällt das nicht, Sir«, erwiderte Pulaski. »Überhaupt nicht. Da ist irgendwas im Busch.« Er spuckte aus und zählte auf, was er beobachtet hatte, wobei er sich mit dem Lauf seines Colts am Kinn kratzte. »Nein, Sir. Das gefällt mir überhaupt nicht.« Er gab zwei SEALs ein Zeichen. »Los!«
Während vier SEALs die Besatzung der Puschkin bewachten, kletterten zwei andere zusammen mit Pulaski, Carlton und Pink an den Handgriffen entlang zum höchsten Punkt des Rumpfes. Obwohl es in der Marine vorgeschrieben war, dass kapitulierende Offiziere den Siegern salutierten, rührten die beiden dienstälteren Offiziere an Deck keinen Finger, noch gaben sie einen Laut von sich. Sie standen nur da und starrten Pulaski, Carlton und Pink an. Die beiden SEALs hielten sie von beiden Seiten in Schach.
»Chief Pulaski, United States Navy. Wir beschlagnahmen Ihr Boot wegen terroristischer Akte gegen ein unbewaffnetes amerikanisches Frachtschiff, einen unbewaffneten russischen Eisbrecher und zwei russische Marine-Patrouillenboote«, verkündete er. Pink übersetzte einem der Offiziere, einem Mann Ende dreißig mit einem wie gemeißelt wirkenden Gesicht und dunkelblauen Augen, der eine Pelzmütze mit Hammer und Sichel trug.
Carlton erkannte in ihm sofort den Mann, der die Claire mit Torpedos versenkt und sie alle dem Erfrierungstod in den Wogen der Barents-See überlassen hatte. Er wartete, bis Pink zu Ende übersetzt hatte.
»Der US Navy-Zerstörer Martin Luther King wird innerhalb der nächsten drei Stunden eintreffen und Sie in Gewahrsam nehmen, bis die russische
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