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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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viel weniger gemacht. Aber das würde sie dem Don natürlich nicht erzählen. Und obwohl sie wusste, dass der Grund für die Schließung der Bank Bürgermeister Leonidas Verfahren gegen Don Arcangelo war, würde sie keinesfalls fragen, was man mit diesem Handy und den anderen Dingen in der Bank anstellen wollte. »Ja, gewiss, Don Arcangelo. Und wann soll das geschehen?«
    »Bald, signorina. Bald. Meine Männer wissen, wo Sie wohnen. Sie werden Verbindung mit Ihnen aufnehmen. Und da Sie solche Eile haben, dürfen Sie jetzt gehen.«
    »Grazie, Don Arcangelo. Grazie.« Sie beugte sich hinab, um seine Hand zu küssen, doch der Pate schob sie in seine Jackentasche.
    »Buona sera, signorina. Grazie.«
    »Buona sera, Don Arcangelo. E grazie a lei.«
    Cristina stand auf und verließ den Palmenhof mit einem Lächeln; sie wusste, wenn sie den Auftrag zur Zufriedenheit des Don erledigte, würden andere Aufträge folgen, und noch mehr Geld. Dann konnte sie sich in ein paar Jahren zur Ruhe setzen und das tun, was ihr am besten gefiel: faulenzen. Sie würde sich ein Haus an der Küste bei Amalfi kaufen und den ganzen Tag schlemmen. Und sie würde nicht nach Männern Ausschau halten müssen – sie würde sich die Kerle kaufen.
    Don Arcangelo sah ihr nach, als sie zwischen Palmen, Jasmin und Oleander verschwand. »Was meinst du, Enzo?«, fragte er, ohne den Kopf zu drehen.
    Der Mann dachte kurz nach. »Sie ist eine Ratte, Don Arcangelo. Ihre Miene, als Sie ihr sagten, wie viel sie verdienen kann … für das Geld hätte sie alles getan. Man kann ihr nicht vertrauen.«
    Don Arcangelo dachte einige Sekunden über das Urteil nach, während er immer noch in die Richtung schaute, in der die junge Frau verschwunden war. »Du wirst mit der Zeit immer klüger, Enzo. Du hast Recht. Sie ist eine Ratte. Ein bisschen Gier ist annehmbar, das kann man verstehen. Wir sind alle nur Menschen, und jeder von uns möchte ein etwas größeres Stück vom Kuchen. Aber wenn jemand so gierig ist, stellt er eine Gefahr dar.« Angewidert schüttelte er den Kopf. »Du kennst ja das Sprichwort.«
    »Welches Sprichwort, Don Arcangelo?«
    »Man mästet die Schweine, um sie zu schlachten.«
    Enzo verstand.
    Arcangelo erhob sich und tippte seinem Chefleibwächter auf die Brust. »Aber warte damit, bis sie den Auftrag erledigt hat, ja?«

 
    76.

Der Verbündete
     
    Villa Forza
    In der Nähe von Palermo, Sizilien, 11.54 Uhr
     
    Mit Leichtigkeit nahm der Alfa Romeo mit den getönten Scheiben die engen Kehren der sizilianischen Bergstraße. Um unnötiges Aufsehen zu vermeiden, hatte man die Nummernschilder des Vatikans gegen Kennzeichen von Palermo ausgetauscht. Das Ziel der Fahrt war ein einsames Herrenhaus auf dem Monte Pellegrino, gut verborgen hinter alten schmiedeeisernen Toren. Ein unrasierter Mann, in Schwarz gekleidet wie ein Bauer, befahl dem Fahrer, zu halten. Dann ging er zum Beifahrerfenster, wobei er gar nicht erst versuchte, die Beretta-Maschinenpistole zu verbergen, die er vor der Brust trug.
    »Patrick Carlton«, sagte Carlton ruhig.
    Der Wächter öffnete den Wagenschlag und bedeutete ihm auszusteigen. Carlton kam der Aufforderung nach und blinzelte, als die grelle Sonne ihn in die Augen stach. Ein weiterer Wächter gesellte sich zum ersten und durchsuchte Carlton rasch und gründlich. Mit einem Nicken gab er zu verstehen, dass er keine Waffen bei sich trug. Der andere Wächter öffnete das schwere Tor und winkte den Wagen durch.
    Die Villa Forza, von einem der unzähligen Prinzen, Herzöge, Grafen oder Barone erbaut, die das Sizilien des achtzehnten Jahrhunderts beherrscht hatten, war ein erstaunliches Beispiel für die gelungene Restaurierung eines alten Bauwerks. Hinter den Außenmauern sah der Palazzo genauso aus wie vor zweihundertfünfzig Jahren. Die ockergelbe Tünche war mit weißen Leisten verziert, Fenster blitzten in regelmäßigen Abständen hinter schmiedeeisernen Gittern. Carlton folgte einem wortkargen Wächter an langen Reihen Topfpalmen vorbei, die den Weg zwischen Rasenflächen mit Pinien säumten. Wasser murmelte und sprudelte in moosbewachsenen Brunnen. Bewaffnete Leibwächter und Gärtner tummelten sich unter der sengenden Sonne des sizilianischen Sommers. Carltons Führer hielt vor einer reich verzierten Holztür. Sie schien dick genug, um die Heerscharen von Karthagern, Römern, Griechen, Arabern, Normannen, Franzosen und Spaniern fern halten zu können, die Sizilien im Laufe der Jahrhunderte erobert hatten. Der Wächter

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