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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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bestimmt glücklich über eine Bußgeldforderung gewesen, die Carlton lediglich als Versuchsballon losgelassen hatte. Sie haben mich einen Tag hingehalten, dachte er, damit ich froh sein sollte, als sie den 20 Millionen schließlich zugestimmt haben. Und es hat ja auch funktioniert. Denn du warst froh, Carlton. Er fühlte sich verraten und verkauft. Jonathan Black hatte ihm wirklich Sand in die Augen gestreut. Dann beruhigte er sich wieder. Aber sie rechnen nicht damit, dass du die Untersuchung fortführst, stimmt’s?
    Carlton suchte gründlich, fand aber keine weiteren Unterlagen über Waterboers Aktivitäten in Arkansas. Er würde diesen CIA-Mann anrufen müssen. Wie hieß er gleich? Thomas Pink, richtig. Carlton lehnte sich im Sessel zurück und nahm seine Zigarre aus dem Aschenbecher. Sie war erloschen. Er hob die Tasse an den Mund; dann fiel ihm ein, dass er sie längst ausgetrunken hatte. Die Uhr auf seinem Schreibtisch zeigte 5.32 Uhr.
    Er ging zum Bett, legte sich hin, stellte den Wecker auf acht Uhr und schlief angezogen ein. Seine Träume waren so unerfreulich wie die Berichte, die er gelesen hatte.
     

12.

Die Firma
     
    Zentrale der United States Central Intelligence Agency (CIA)
    Langley, Virginia, 5.58 Uhr
     
    Wie gewöhnlich kam Thomas Pink sehr früh zur Arbeit, obwohl er in der Nacht zuvor bis zwei Uhr an seinem Schreibtisch gesessen hatte. Pink war ein Mann fester Gewohnheiten und ein Workaholic. Sein frühes Aufstehen erlaubte ihm zwar kein aktives Nachtleben, belohnte ihn aber mit einer staufreien Fahrt zur CIA-Zentrale, bevor die Highways in Nordvirginia von zu vielen Pendlern verstopft waren. Heute Morgen hatte er fünf Minuten gebraucht. Pink steuerte seinen dunkelblauen Mercury Sable über den riesigen Parkplatz, der einen großen Teil des CIA-Komplexes einnahm. Selbst zu dieser frühen Stunde standen hier eine Menge Wagen ähnlich schlafloser Workaholics. Als jüngerem Mitarbeiter stand Pink kein bevorzugter Parkplatz zu. Langsam fuhr er Reihe um Reihe ab und fand schließlich eine schmale Lücke, weit vom Haupteingang entfernt. Beim Aussteigen stellte er fest, dass weder sein Mantel noch der konservative marineblaue Anzug ausreichenden Schutz gegen den eisigen Wind boten. Seine rote Krawatte flatterte vor dem weißen gestärkten Hemd, als er raschen Schrittes auf das New Headquarters Building zueilte, das neuere der beiden Hauptgebäude auf dem riesigen Areal der CIA. Jedes Gebäude war mit Kupferplatten gepanzert und akustisch durch Generatoren abgeschirmt, die weißes Rauschen erzeugten. All diese Vorsichtsmaßnahmen sollten vor Angriffen des Feindes schützen; heutzutage war die Abhörtechnik so ausgeklügelt, dass selbst das Anschlagen einer Computertaste über Vibrationen der Fensterscheiben festgestellt werden konnte.
    Konservativ gekleidete Männer und Frauen eilten in das geheizte Foyer und von dort weiter zu ihren Arbeitsplätzen und dem Auftrag, die Vereinigten Staaten vor nur allzu gegenwärtigen Feinden zu schützen. Auf dem Granitboden prangte das schwarzweiße Wappen der Behörde als Bodenmosaik: Adlerkopf, darunter ein Schild mit einem vielzackigen Stern. Und um den Schild große weiße und schwarze Lettern:
     
    UNITED STATES OF AMERICA
    CENTRAL INTELLIGENCE AGENCY
     
    Wie jeden Morgen senkte Pink ehrfurchtsvoll den Kopf, als er an einer Marmorwand mit fünfzig Sternen entlangging. Jeder Stern stand für einen Mitarbeiter der CIA, der sein Leben für die Vereinigten Staaten gegeben hatte. Nur unter wenigen Sternen standen Namen, die Missionen der anderen Agenten waren so geheim gewesen, dass sie ihre Identität mit ins Grab genommen hatten. Pink durchquerte ein Labyrinth von Korridoren. Alle waren schallgedämpft, damit keine Gespräche von Vorübergehenden mitgehört werden konnten. Sein Ziel war das Intelligence Directorate, die Abteilung für Informationsauswertung. Dort, in der Sektion Russland, hatte er sein winziges Büro.
    Pink hängte seinen Mantel neben das gerahmte Filmplakat von Liebesgrüße aus Moskau, schenkte sich eine Tasse Behördengebräu aus dem Kaffeeautomaten im Flur ein, setzte sich an seinen säuberlich aufgeräumten Schreibtisch und überflog den druckfrischen Pressespiegel, eine Zusammenstellung von Zeitungsartikeln über Russland aus der russischen, amerikanischen und internationalen Zeitungswelt. Ausdrucke der russischen Presseagenturen. Mitschriften von Interviews der größten Fernseh- und Radiosender, die sich auf Russland bezogen.

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