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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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einging.
    Monet war ein Meister der Computerrecherche.
    Un maître.
    Henri Monets Vater, ein maquisard in der französischen Résistance, wurde 1944 in der Normandie von den vorrückenden Amerikanern vor der Gestapo gerettet. Nach der Befreiung Frankreichs wanderte er in die Vereinigten Staaten aus. Er hielt jedoch die von Napoleon gegründeten französischen lycées für die beste Schulform und schickte daher seinen in Amerika geborenen Sohn für die Schulzeit nach Frankreich. Trotz Henri Monets französischer Erziehung und seines kulturellen Chauvinismus war er wie viele amerikanische Einwanderer ein glühender Patriot und wies viele Narben auf, die er sich dieser Eigenschaft wegen in seiner französischen Schule eingehandelt hatte.
    »Was gibt es denn, Henri?« Carlton war sich der Empfindlichkeit des Mannes in Bezug auf seinen Namen bewusst und sprach ihn deshalb stets »On-ri« aus. Er setzte sich auf einen knarrenden Stuhl neben den schweren Eichentisch, der den größten Teil von Monets unterirdischer Höhle einnahm. Carlton hatte sein Büro gerade verlassen wollen, um für die Reise nach Hawaii zu packen, als Monet angerufen hatte. Erst Erikas Entdeckung der Bohrergebnisse, jetzt Monets Anruf.
    Wenn es kommt, dann gleich knüppeldick.
    »Monsieur Carlton«, begann der dünne Mann mit dem starken französischen Akzent. Er musterte Carlton im trüben Licht des Basements durch seine stahlgefasste Brille, zog eine Gitane aus der blauen Packung und zündete sie mit einem Einwegfeuerzeug an. Tief sog er den Rauch ein, stieß ihn geräuschvoll wieder aus. »Ich habe nichts gefunden, Monsieur Carlton.«
    »Was soll das heißen, nichts? Sie haben mich angerufen und hergebeten, nur um mir zu sagen, dass Sie nichts finden konnten?«
    Monet zerdrückte die Zigarette zwischen seinen gelben Zähnen, hob abwehrend die Handflächen und zog genervt die Augenbrauen hoch. »Genau das, Monsieur Carlton.« Er nahm die Zigarette aus dem Mund und stippte die Asche an einem geklauten Aschenbecher von Tombs ab, einer seiner Lieblingskneipen in Georgetown. »Da ist nichts.«
    »Warum haben Sie mich dann gefragt, ob ich herunterkomme? Ich habe für solche Spielchen keine Zeit, Henri.« Carlton erhob sich vom Stuhl und wandte sich zur Tür.
    Da hielt Monet mahnend seine Zigarette hoch. »Un moment. Dass ich nichts gefunden habe, heißt nicht, dass ich nicht etwas gefunden habe.«
    Carlton blieb jäh stehen und drehte sich um. »Auf Englisch bitte, Henri.«
    »Pardon. Ich drücke mich nicht klar aus. Ich habe letzte Nacht nicht geschlafen.«
    »Dann sind wir schon mal zu zweit.«
    »Wie schon gesagt, habe ich Ihre histoire über die Diamantenmine in Arkansas recherchiert und über diesen Waterboer, der sie angeblich geschlossen haben soll. Ich habe nichts gefunden. Und glauben Sie mir, Monsieur Carlton - ich habe gründlich gesucht.« Dramatisch hob er einen Zeigefinger. »Und wenn ich suche, dann suche ich. Natürlich gab es in den zwanzigern kaum Radio und kein Fernsehen. Ich hatte mir schon gedacht, dass ich wenig finden würde. Aber ich habe gar nichts gefunden. Besonders nichts über eine Diamantenmine von 1920. Rien du tout.
    Ich habe überall gesucht. In den überregionalen Zeitungen. In den Lokalzeitungen. In Büchern. Regierungsberichten. Geologenberichten. Besitzurkunden. Wenn man all den Berichten glauben darf, gibt es das hier gar nicht.« Er hob die Fotokopie der alten USGS-Untersuchung auf, die Carlton ihm gegeben hatte. »Dieser Bericht wird nirgendwo erwähnt.«
    Monet mochte ein Exzentriker sein, doch als Cyber-Rechercheur war er ein Ass. Carlton wusste, dass Monet seine Arbeit so ernst nahm wie er selbst. Wenn es irgendwelche Informationen gegeben hätte - Monet hätte sie gefunden.
    »Aber wenn all die Gerüchte über diese Mine stimmen, dann ist es doch seltsam, dass man gar nichts findet, nicht wahr? Sehr seltsam. Falls die Gerüchte stimmen. Aber manchmal findet man nicht, was man sucht.« Monet hielt kurz inne. »Bevor man eine Recherche beginnt, stellt man eine Strategie auf. Ihre Geschichte hat viele Teile, n'est-ce pas? Da ist der Teil mit den Diamanten, der mit Arkansas, mit Waterboer, der Teil von 1920 et cetera. Zuerst habe ich alle diese Teile zusammengeworfen und nichts gefunden. Rien. Weil ich nichts fand, habe ich dann beschlossen, jede Komponente einzeln zu untersuchen. Und deshalb bin ich die ganze Nacht wach gewesen.
    Für jede einzelne Komponente gibt eine Vielzahl an Informationen.« Monet zuckte die

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