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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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geplante Treffen zwischen ihm und Mazursky Bescheid wussten, dann bestimmt auch über den Brief.
    Carlton schaute auf die Uhr. Zwanzig vor zwölf. Die Postbotin in seiner Straße war mit ihrer Runde um die Mittagszeit fertig.
    Carlton sprang auf. Als er an Jarvik vorbei stürmte, rief der ihm noch irgendeine Bemerkung über Hawaii zu.
    Der Motor des Shark dröhnte, als Carlton durchs dunkle Parkhaus jagte. Die Weißwandreifen kreischten auf dem Beton. Im nächsten Augenblick schoss der Wagen über die Zufahrtsrampe und landete in einem Funkenhagel auf dem Straßenpflaster. Carlton setzte seinem geliebten Oldtimer hart zu, zwang ihn in hohem Tempo durch den Schneematsch.
    Er jagte die Pennsylvania Avenue hinunter, schlitterte nach links in die 15 ›h Street, und flog am äußeren Ring der White House Ellipse vorbei. Zu seiner Linken wischten die roten Markisen und großen schmiedeeisernen Laternen des Handelsministeriums vorüber. Dann bog er scharf rechts in die Constitution Avenue ein und fuhr einen halsbrecherischen Slalom zwischen den anderen Wagen, die so langsam dahinkrochen, dass sie wie festgefroren wirkten. Carlton warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett.
    11.51 Uhr.
    Noch zehn Minuten.
    Wer die Ermordung Osages und Mazurskys sowie Wenzels Scheinverhaftung angeordnet hatte, würde keine Skrupel haben, Carltons Briefkasten zu durchsuchen. Zusammen mit seiner übrigen Post würde alles verschwinden, was Mazursky herausgefunden hatte, und damit der Schlüssel zu den Fällen Murfreesboro Mining und MacLean.
    Schon zwei Tote. Carlton verscheuchte die Angst, die ihn überfallen hatte, und konzentrierte sich aufs Fahren. Die Constitution Avenue ging in die Interstate 66 über. Zu dieser Stunde war der nach Osten führende Highway noch nicht von Fahrgemeinschaften verstopft. Carlton trat das Gaspedal durch, bis der Shark die zulässige Höchstgeschwindigkeit weit überschritt; auf die Autobahnpolizei konnte er jetzt wirklich keine Rücksicht nehmen.
    Noch sechs Minuten.
    Scheißkerl.
    Die Heimfahrt auf der I-66 schien ewig zu dauern. Endlich donnerte der Shark den Washington Boulevard hoch.
    Noch vier Minuten.
    Komm schon, komm schon.
    Die kleinen Hügel mit den Wohnhäusern fluteten wie Wellen vorbei. Der Shark jagte über den dritten Hügel.
    Carlton schnappte nach Luft.
    Vor ihm lag eine Kurve, dahinter hatte sich ein langer Stau gebildet. Seines mörderischen Tempos wegen war er schon gefährlich nahe. Das letzte Auto in der Schlange raste förmlich auf ihn zu.
    Carlton trat mit aller Kraft auf das große Bremspedal und legte den niedrigsten Gang ein. Reifen kreischten. Gummi qualmte. Der Motor protestierte heulend.
    Zum Glück war das Fahrbahnstück von Schnee geräumt worden. Dennoch rutschte der Shark auf das letzte Auto in der Schlange zu, das nur noch wenige Wagenlängen entfernt war. Carlton biss die Zähne zusammen, machte sich auf einen harten Aufprall gefasst.
    Nur noch drei Wagenlängen. Er konnte nicht auf die dicht befahrene Gegenspur wechseln.
    Die Räder drehten durch.
    Zwei Wagenlängen.
    Eine.
    Carlton steuerte nach rechts auf einen tiefen Graben zu und kam wenige Zoll hinter dem Wagen vor ihm zum Stehen. Erleichtert atmete er aus und löste seine verkrampften, schweißnassen Hände von dem weißen Plastik des Lenkrads. Er versuchte es mit einem Weg um die Schlange herum. Auf der Gegenfahrbahn rasten die Autos vorbei. Carlton legte den Rückwärtsgang ein. Kreischend zogen die Räder den Shark rückwärts in die nächste Seitenstraße.
    Blinzelnd versuchte Carlton zu erkennen, was vorne los war.
    Hundert Meter vor dem Stau sah er das Postauto, das einem Spielzeug ähnelte: Es hatte blaue und rote Streifen und breite Räder. Das Fahrzeug war nur noch wenige Häuser von der Straße entfernt, in der er wohnte. Carlton stieß die Wagentür auf und rannte hinter dem Fahrzeug her, so schnell er konnte. Aufreizend langsam kroch der Wagen voran, während die Botin kurz an fast jedem Briefkasten hielt.
    Die Luft war eiskalt. Carltons Lungen brannten, seine Beinmuskeln schmerzten protestierend. Carlton verwünschte sich dafür, dass er so viel rauchte, dass er nicht öfter Joggen ging. Er ignorierte den Schmerz, rannte weiter und behielt das Postauto im Auge. Zwei Minuten später, als er kaum noch genug Luft bekam, um Lungen, Beine und Hirn mit Sauerstoff zu versorgen, erreichte er heftig keuchend das Auto. Aus dem Fahrerfenster lugte ein Kopf heraus, sah sich nach ihm um.
    Carlton blickte zu der

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