Das Monopol
Förderung zu modernisieren.« Er verneigte sich leicht, legte eine Hand auf die Brust. »Dafür ist Russland sehr dankbar. Ich bin dankbar. Aber wie Sie sich erinnern, waren die Bedingungen dieser Anleihe sehr streng. Als Sicherheit hat Russland seinen gesamten Diamantenvorrat Ihrem Unternehmen übergeben. Dadurch beraubte Russland sich der Möglichkeit, Einfluss auf den Weltmarktpreis zu nehmen. Und Russlands Diamantenschatz war viel mehr wert als zwei Milliarden Dollar. Aber das ist Geschichte, und ich wollte es nur am Rande erwähnen.«
»Russland hat der Übergabe aus freien Stücken zugestimmt.«
»Ja. Mein Vorgänger hat die Bedingungen akzeptiert. So wie Deutschland und Japan die Kapitulationsbedingungen nach dem Zweiten Weltkrieg angenommen haben. Hatte Russland eine andere Wahl? Damals brauchte mein Land ungeheure Summen für seine Verteidigung während des Kalten Krieges. Doch 1991, nach dessen Beendigung, als Russland dringend Geld benötigte, um Reformen zu seiner Rettung vorzunehmen und es zu einer wahren Weltmacht zu machen«, er streckte Slythe anklagend den Zeigefinger entgegen, »senkte Waterboer seine Ankäufe um vierzig Prozent und schadete uns über alle Maßen. Diese vierzig Prozent hätten den Erfolg unserer Reformen bedeutet, doch wieder einmal war Russland zu schwach, den eingegangenen Vertrag zu brechen.«
Er schwieg, ließ die Stille lasten.
»Und nun muss ich zu allem Überfluss erfahren, dass Waterboer in einigen afrikanischen Ländern 400 Dollar pro Karat bezahlt, während Russland sich mit 150 Dollar zufrieden geben muss.« Orlow hob die Hand, um einen möglichen Einwand des Südafrikaners im Keim zu ersticken. »Leugnen Sie es nicht!«, rief er. »Der FSB mag in vielen Dingen inkompetent sein, aber er ist nicht blind.«
Mit leiserer Stimme fuhr er fort: »Verstehen Sie mich nicht falsch. Es freut uns, dass arme afrikanische Staaten gute Preise für ihre Bodenschätze von einem Unternehmen bekommen, das jahrzehntelang Schwarze als Minensklaven missbraucht hat. Aber das russische Volk wird nicht länger dulden, dass es seine Diamanten unter Wert hergeben muss. Wie dem auch sei, wir sind gewillt, unsere Diamanten weiterhin an Waterboer zu verkaufen. Waterboer braucht das. Russland braucht das.« Er unterbrach sein ruheloses Auf- und Abgehen und ließ sich wieder hinter dem Schreibtisch nieder. »Was also ist zu tun?« Er blickte Slythe scharf an. »Schto?«
»Herr Präsident, Sie … Sie haben mich wirklich überrascht.«
Orlow schwieg zunächst. Ruhig zündete er sich eine neue Zigarette an und blies den Rauch zur Decke. »Njet. Das glaube ich kaum.«
»Ich bin bestürzt, wie Sie unsere Beziehung einschätzen, Herr Präsident.«
Orlow ging nicht auf die gespielte Bestürzung seines Gesprächspartners ein, betrachtete stattdessen angelegentlich seine Zigarette. »Bestürzt?«
»Ja. Sehr bestürzt. Zuerst einmal muss ich Ihnen sagen, dass Waterboer Mines 1991 nicht deshalb weniger Diamanten gekauft hat, um Russland zu schaden, sondern weil der Marktpreis stark gefallen war. Es war Waterboer einfach nicht möglich, so viele Diamanten zu kaufen wie bisher. Und das wissen Sie genau.«
»Das ist nicht wahr! Waterboer hätte nicht nur Diamanten kaufen können wie bisher – Waterboer war dazu verpflichtet. Es war Bestandteil des Vertrags. Ein Vertrag, den Sie, Sir, persönlich unterzeichnet haben.« Orlow wedelte mit der Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger. »Ein Vertrag, auf den sich Russland und das russische Volk verlassen haben. Bis in die Einzelheiten.«
»Herr Präsident, auch wenn ich Rechtsbelehrungen hasse, muss ich Sie doch darauf hinweisen, dass der Vertrag Veränderungen im Ankaufsvolumen vorsah. Waterboer hat sich ebenfalls an den Vertrag gehalten.« Allmählich gewann Slythe seine Zuversicht wieder. Er setzte sich bequem in dem alten Stuhl aus dem achtzehnten Jahrhundert zurecht. »Im Übrigen hat Russland sich nicht an den Vertrag gehalten, wie Sie behaupten. Die Diamanten, die damals von Russland an Waterboer geliefert wurden, waren nicht der Gesamtvorrat des Landes im Wert von dreißig Millionen Karat – was zu der Zeit ungefähr 4,5 Milliarden Dollar entsprach. Des Weiteren stimmt es natürlich, dass Waterboer unter bestimmten Umständen ausnahmsweise einen Karatpreis von 400 Dollar gezahlt hat. Aber das alles ist unwesentlich. Der Preis für russische Diamanten wurde vertraglich auf 150 Dollar pro Karat festgesetzt. Und die Vertragsbedingungen sahen keine
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