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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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dem Toten aus Rein in Taufers?« Tadini verzog das Gesicht, sah Schwester Ursula grimmig an und fragte brüsk: »Toter? Rein in Taufers? Wovon sprechen Sie?«
    »Na, der Herzinfarkt vom Arthur-Hartdegen-Weg.«
    »Ach der, was soll mit ihm sein?«
    »Wollen Sie noch weitere Untersuchungen durchführen oder nicht? Der Mann liegt seit einer Woche in der Kühlung. Irgendwann müssen wir ihn überführen.«
    Tadini blickte nervös auf seine Armbanduhr. »Ich entsinne mich. Der hatte Pech. Ein Herzinfarkt, kein Zweifel, ein heftiger dazu, ein Drama. Das kommt im Hochgebirge leider vor. Da gibt es nichts mehr zu untersuchen.«
    »Gut, Dottore, aber was ist mit der Überführung des Leichnams?«
    »Auch das noch. Bitte bringen Sie mir den ganzen widerlichen Formularkram in mein Büro, ich erledige das gleich. Und legen Sie mir das Merkblatt für Deutschland dazu. Ich hasse diese ausufernde Bürokratie.«
    Er hastete durch den schmucklosen sterilen Gang. Zweifelsohne hatte die Aufregung seinen Blutdruck wieder in ungesunde Höhen getrieben. Wo wollte er eigentlich hin? Es war zum Verrücktwerden, man kam nicht mehr zur Ruhe. Gut, dass er einen weiteren Fall zu den Akten legen konnte. Ein Herzinfarkt, was sonst? Wollte er jeden Todesfall mit eindeutiger Diagnose weiter untersuchen, könnten sie das Klinikpersonal gleich verdoppeln, aber das Gegenteil war der Fall. Nein, man musste sehen, dass man die Dinge schnell abarbeitete, um wenigstens denen zu helfen, die noch lebten. Richtig! Die Registratur, Druckerpapier, das war es.
    ***
     
    Gemini hatten sie als Nächsten vorgeladen. Er nahm den angebotenen Espresso an und blickte Vincenzo und Marzoli ruhig an. »Also, meine Herren, wie kann ich Ihnen helfen?« Der Geschäftsführer der SSP wirkte gelassen, distanziert. Der Tod eines seiner engsten Mitarbeiter schien ihn nach wie vor nicht übermäßig zu berühren.
    »Signor Gemini, Panzini wurde mit Dottore Francos Fahrzeug in den Abgrund gedrängt, das ist inzwischen erwiesen. Wir möchten von Ihnen wissen, ob Ihnen mögliche Probleme zwischen den beiden bekannt sind.«
    Geminis Antwort fiel wenig spektakulär aus. »Nein.«
    »Signor Gemini, wir sind auf Ihre Mitarbeit angewiesen. Gab es zuletzt irgendwelche Spannungen in der SSP? Wissen Sie von Streitereien, hat Panzini irgendjemandem die Frau ausgespannt? Egal was, alles ist wichtig und hilft uns weiter.«
    Gemini richtete sich kerzengerade auf und dachte einen Moment nach, ehe er antwortete. Dann verschränkte er die Arme vor dem Oberkörper und sagte im distinguierten Tonfall eines Adeligen des britischen Empire: »Nichts dergleichen, Signori, jedenfalls so weit ich es beurteilen kann. Ich pflege zu meinen Mitarbeitern keine persönlichen Kontakte. Ihre Privatangelegenheiten sind, solange sie dem tadellosen Ruf meiner Firma nicht abträglich sind, für mich nicht von Interesse. Und auf diesen Ruf bitte ich Sie Rücksicht zu nehmen, meine Herren. Wir haben eine große Bedeutung für die Südtiroler Wirtschaft. Durch uns finden viele Gesellschaften aus dem Ausland den Weg zu uns. Das bedeutet Arbeitsplätze und macht uns unabhängiger vom Tourismus. Bitte seien Sie bei Ihren Ermittlungen so diskret wie möglich.«
    Sie erfuhren nichts Neues von Salvatore Gemini. Seine Selbstbeherrschung, seine Fassade war dermaßen undurchdringlich, dass es Vincenzo nicht gelang, sich ein Bild von dem Menschen dahinter zu machen. War er wirklich so? Sagte er die Wahrheit oder log er und verschwieg irgendetwas?
    Die übrigen Befragungen brachten ebenfalls keine neuen Erkenntnisse. Alle bestätigten Francos Aussage, keiner traute ihm einen Mord zu.
    Klaus Mantinger bemerkte süffisant: »Verehrter Commissario Bellini, wären Sie mit Ihrer Ausbildung nicht durchaus in der Lage, ein Auto mit Funkfernbedienung kurzzuschließen, um es sich unbemerkt auszuleihen? Es könnte jeder gewesen sein. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand von der SSP ein Mörder ist.« Mantinger selbst hatte ein schwer überprüfbares Alibi. Angeblich hatte er allein auf einem Gipfel übernachtet. »Ich liebe die Einsamkeit und Sonnenuntergänge«, sagte er.
    Ein völlig wasserdichtes Alibi konnte keiner der Befragten vorweisen. Bis auf Schimmel waren sie alle entweder Single, verwitwet oder geschieden, das schien für Berater typisch zu sein. Niemand von ihnen war am Freitag unterwegs gewesen, sie waren alle zu Hause – behaupteten sie zumindest.
    Mit Ausnahme von Schimmel. Er sei allein

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