Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Monster von Moskau

Das Monster von Moskau

Titel: Das Monster von Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gehört dir...«
    Wanja hatte alles gehört, aber sie war mit ihren Gedanken und der Aufmerksamkeit woanders. Das sahen die beiden alten Menschen ihr an. Das Mädchen hatte den Kopf schief gelegt, um den Geist anschauen zu können.
    Ohne eine Erklärung bekommen zu haben, wussten Malinka und Valentin, dass Wanja mit dem Geist in Kontakt stand. Möglicherweise holte sie sich Rat bei ihm.
    Was in der Kirche vorging, war nicht interessant für die beiden Besucher. Sie achteten einzig und allein auf das Kind, das jetzt lächelte und zweimal nickte.
    »Ja«, sagte Wanja dann.
    »Was meinst du damit?«, fragte Malinka leise.
    Das Mädchen atmete tief aus. Es entspannte sich dabei, und seine Schultern sanken nach unten. Noch ließ es den Geist nicht aus dem Blick und flüsterte dann: »Ich habe Abschied genommen. Großvater und auch Großmutter haben mich freigegeben. An euch. Sie wissen, dass ich in guten Händen bin. Und ihr sollt dafür sorgen, dass ich eine Zukunft habe und ein guter Mensch werde. So habe ich es gehört.«
    Malinka und Valentin schauten sich an. Jeder von ihnen hatte ein langes Leben hinter sich. Doch jetzt sahen sich beide gefordert, und sie nickten synchron, als hätten sie sich abgesprochen.
    Valentin hob die rechte Hand zum Schwur. »Ich verspreche es!«, erklärte er.
    »Ich auch, so wahr mir der Allmächtige im Himmel dabei helfe!«, fügte Malinka hinzu.
    Danach blieb es still. Dann meldete sich Wanja, die sich auf den Geist konzentriert hatte. »Er glaubt es euch«, flüsterte sie zurück. »Ja, er vertraut auf euch, und so wird er jetzt seine Ruhe finden. Er braucht nicht mehr zu kommen...«
    Es war zu sehen, was Wanja gemeint hatte. Und es sah so aus, als würde der Geist ihr gehorchen. Es zog sich aus dieser Ebene zurück. Langsam löste er sich auf. Der »Nebel« verlor seine Dichte. Lücken entstanden, sodass sich Fasern bilden konnten, die dann wie weicher Rauch davontrieben, obwohl kein Wind herrschte.
    Stille breitete sich aus, denn auch das Flüstern der Geisterstimmen verstummte.
    Malinka und Valentin umfassten die Hände des Mädchens, als wäre Wanja ihr eigenes Kind.
    Sie wollten sprechen, aber die Stille wurde von einem schrecklichen Laut unterbrochen, der aus der Kirche drang und sich für sie anhörte, als wollte er das Ende der Welt einläuten...
    ***
    Was war er oder es?
    In diesem irgendwie verkehrten Licht war es nicht genau zu erkennen, und ich versuchte zu rekapitulieren, was ich in den letzten Sekunden erlebt hatte.
    Wie ein Teufel war das Monster aufgetaucht. Gefallen, gesprungen, geflogen, so genau hatte ich das in der Eile nicht herausgefunden. Jedenfalls war es da und hatte es durch diesen weiten Satz geschafft, einen Platz zwischen dem Altar und der Sitzreihe einzunehmen.
    Noch ein Mensch.
    Zwei Arme, zwei Beine. Aber es hockte geduckt auf dem Boden, brüllte mich an, und ich schaute in das verzerrte Gesicht mit dem aufgerissenen Maul.
    Ich wollte schießen.
    Es war plötzlich weg. Der Sprung brachte es in die Nähe des Altars, wo auch das Buch lag.
    Blitzschnell riss Kozak es an sich. Noch in der gleichen Sekunde schleuderte er es mit einem Hassschrei von sich.
    Ich hätte nicht gedacht, dass ich das Ziel war, und riss deshalb den Kopf zu spät zur Seite. Das Buch traf mich am linken Ohr und auch an der Stirn. Dort wurde die Haut aufgerissen, gefolgt von einem stechenden Schmerz. Ich verlor die Orientierung und geriet leicht ins Taumeln.
    Das alles sah Karina Grischin. Sie hasste das Monster ebenso wie ich, aber sie wusste auch, dass es nicht so einfach war, es zu besiegen. Ich war zwar nicht außer Gefecht gesetzt, aber ich würde mich zu dieser Zeit nicht um Kozak kümmern können.
    Karina rannte auf Kozak zu. Das musste sie einfach tun. Es gab da einen inneren Antrieb, der sie dazu zwang. Sie wollte ihn vernichten, wenn möglich mit den eigenen Händen.
    Ihr Pech war die Glätte des Bodens. Karina kam nicht mehr bis dicht an die Gestalt heran, um ihr die Waffe gegen den Kopf zu drücken und zu schießen.
    Etwas riss ihr die Füße weg. Sie fiel nach vorn, sie drehte sich, sie schlug um sich – und hatte das Pech, Kozak entgegenzufallen.
    Der packte sie wie ein Tiger die Beute. Karina wurde herumgerissen und gegen den Altar geschleudert.
    Genau das hatte Kozak gewollt. Der Aufprall gegen die Platte war unheimlich hart und wuchtig.
    Dass sie noch eine Waffe festhielt, wurde ihr nicht mehr bewusst. Ihr Kopf schien sich gespalten zu haben, sie trieb weg und merkte

Weitere Kostenlose Bücher