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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gehabt hätte. Der Kopf des Hirschs mit dem erst halb gewachsenen Geweih hing von seinem rechten Unterarm herab. Seine staubigen Augen starrten in die Nacht.
    Beach stolperte drei Schritte den abfallenden Grünstreifen hinab und warf den Kadaver des Hirschs in den Straßengraben, wo er mit einem Klatschen aufschlug. Er trat zurück und hob die Plastikfolie auf. Er trug sie zum Lastwagen zurück und stopfte sie auf den Beifahrersitz. Hinten wäre es ihm lieber gewesen – sie stank –, aber dann bestand
das Risiko, dass sie fortwehte und gefunden wurde. Er eilte um den Wagen herum zur Fahrerseite, wobei er mit einer Grimasse das blutgetränkte Hemd von der Brust wegzog. Sobald er zu Hause war, würde er sich umziehen.
    Er stieg ein und ließ Betsys Motor an. Er kurbelte, bis er wieder in Richtung Haven stand, dann verweilte er noch einen Augenblick und versuchte festzustellen, ob die Szene die Geschichte erzählte, die sie erzählen sollte. Er fand, sie täte es. Da stand ein Bullenwagen einsam und verlassen am Ende einer langen Bremsspur auf der Straße. Motor aus, Blinklicht an. Im Straßengraben lag der ausgeweidete Kadaver eines stattlichen Hirschs. Der würde nicht lange unbemerkt bleiben, nicht im Juli.
    War irgendetwas an dieser Geschichte, das Haven flüsterte?
    Beach glaubte es nicht. Die Geschichte handelt von zwei Polizisten, die ins Hauptquartier zurückkehrten, nachdem sie einen Unfall mit einem Todesopfer untersucht hatten. Zufällig stießen sie auf eine Gruppe von Männern, die Hirsche wilderten. Was geschah mit den Polizisten? Ah, das war die Frage, nicht? Und je mehr Tage verstrichen, desto ominöser würden die möglichen Antworten aussehen. In der Geschichte kamen Wilderer vor, Wilderer, die möglicherweise in Panik geraten waren, zwei Polizisten erschossen und diese dann im Wald begraben hatten. Aber Haven? Beach war der festen Überzeugung, sie würden das für eine ganz andere Geschichte halten, die bei Weitem nicht so interessant war.
    Jetzt konnte er im Rückspiegel Scheinwerfer sehen. Er legte den ersten Gang ein und umrundete den Streifenwagen. Das Blinklicht tauchte ihn in ein halbes Dutzend blaue Pulsschläge, dann war er daran vorbei. Beach sah nach rechts und erblickte den schwarzen Dienstschuh mit
der blauen Dienstsocke darin, die wie der Schwanz eines Drachen daraus hervorragte, und kicherte. Ich wette, als du den heute Morgen angezogen hast, Mr. Klugscheißer von den Bullen, hattest du keine Ahnung, wo er heute Nacht enden würde.
    Beach Jernigan kicherte erneut und legte mit Rütteln und Stoßen den zweiten Gang ein. Er war auf dem Weg nach Hause, und er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie so pi-pa-pudelwohl gefühlt.

Kapitel acht
Ev Hillman
    1
    Leitartikel, Bangor Daily News, 25. Juli 1988:
    ZWEI POLIZISTEN VERSCHWINDEN IN DERRY
    Ausgedehnte Suchaktion eingeleitet
    von David Bright
    Die Entdeckung eines verlassenen Streifenwagens der State Police in Derry gestern Abend kurz nach 21.30 Uhr hat zur zweiten größeren Suchaktion dieses Sommers im östlichen und zentralen Maine geführt. Die erste galt dem vierjährigen David Brown aus Haven, der immer noch vermisst wird. Ironischerweise befanden sich die beiden Polizisten Benton Rhodes und Peter Gabbons zum Zeitpunkt ihres Verschwindens auf dem Rückweg von ebendieser Stadt, nachdem sie dort erste Ermittlungen über eine Kesselexplosion durchgeführt hatten, die ein Todesopfer forderte (beachten Sie den Artikel dazu auf dieser Seite).
    Außerdem wurde, was ein Polizeibeamter als »die schlimmste Nachricht, die ich zu diesem Zeitpunkt bekommen konnte« bezeichnete, der Kadaver eines Hirschs in der Nähe des Streifenwagens gefunden, der erschossen und ausgeweidet war. Das führte zu Vermutungen, dass …
    2
    »Seht euch das an«, sagte Beach am nächsten Morgen über einer Tasse Kaffee zu Dick Allison und Newt Berringer. Sie saßen im Haven Lunch und lasen die Zeitung, die gerade gekommen war. »Wir haben alle gedacht, niemand würde eine Verbindung herstellen. Verdammt!«
    »Beruhige dich«, sagte Newt, und Dick nickte. »Niemand wird das Verschwinden eines vierjährigen Jungen, der sich wahrscheinlich im Wald verirrt hat oder von einem Sexperversen aufgegriffen und entführt wurde, mit dem Verschwinden von zwei kräftigen Polypen der State Police in Zusammenhang bringen. Richtig, Dick?«
    »Goldrichtig.«
    3
    Falsch.
    4
    Bangor Daily News, Seite eins, unter dem Falz:
    VERUNGLÜCKTE POLIZISTIN AUS HAVEN WAR DAS HERZ IHRER

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