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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Tabletten schluckte. In Wahrheit spülte er seine Abendtablette immer in der Toilette hinunter.
    Warum diese Heimlichtuerei? Das wusste er nicht, ebenso wenig, warum er Bobbi belogen hatte, als sie ihn fragte, was er am Sonntagnachmittag gesehen hatte. Jeden Abend eine Valiumtablette hinunterzuspülen, war eigentlich streng genommen nicht gelogen, denn Bobbi hatte ihn noch nie direkt gefragt, ob er sie nähme; sie hatte lediglich den sinkenden Pegelstand der Flasche gesehen und eine falsche Schlussfolgerung gezogen, die richtigzustellen Gardener sich nicht die Mühe gemacht hatte.
    Ebenso wenig wie er die falsche Vermutung richtigstellte, dass er fest schlief. In Wirklichkeit litt er nämlich an Schlaflosigkeit. Kein noch so zügelloses Trinken konnte ihn lange betäuben. Die Folge war eine Art ständiges, verschwommenes Bewusstsein, über das manchmal graue Schleier des Schlafs hinwegzogen wie ungewaschene Socken.
    Als er zum ersten Mal in den frühen Morgenstunden Licht über die Wand des Gästezimmers hatte huschen sehen, hatte er hinausgeschaut und einen großen Cadillac erblickt, der in die Einfahrt einbog. Er hatte auf die Uhr geschaut und gedacht: Das muss die Mafia sein … wer sonst würde um drei Uhr morgens mit einem Caddy auf einer abgelegenen Farm auftauchen?

    Aber als das Verandalicht eingeschaltet worden war, hatte er das Gefälligkeits-Nummernschild gesehen, KYLE-1, und bezweifelt, ob selbst die Mafia auf Gefälligkeits-Nummernschilder Wert legte.
    Bobbi hatte sich zu den vier Männern und der Frau gesellt, die ausgestiegen waren. Bobbi war angezogen, aber barfuß gewesen. Gardener kannte zwei der Männer – einer war Dick Allison gewesen, der Chef der freiwilligen Feuerwehr, der andere Kyle Archinbourg, ein Immobilienmakler aus dem Ort, der einen fettärschigen Cadillac fuhr. Die beiden anderen kamen ihm vage bekannt vor. Die Frau war Hazel McCready.
    Wenig später hatte Bobbi sie zum hinteren Schuppen geführt. Dem mit dem großen Kreig-Schloss an der Tür.
    Gardener dachte: Vielleicht sollte ich hinausgehen. Herausfinden, was vorgeht. Stattdessen hatte er sich wieder hingelegt. Er wollte nicht einmal in die Nähe dieses Schuppens gehen. Er hatte Angst davor. Vor dem, was darin sein konnte.
    Er war wieder eingedöst.
    Am nächsten Morgen waren der Caddy und Bobbis Gäste verschwunden. An diesem Morgen war Bobbi fröhlicher gewesen, mehr sie selbst als zu irgendeinem Zeitpunkt seit Gardeners Rückkehr. Er hatte sich eingeredet, dass es ein Traum gewesen war oder etwas – nicht gerade das DT, aber etwas Ähnliches –, das aus einer Flasche gekrochen war. Dann, vor nicht einmal vier Nächten, war KYLE-1 wieder aufgetaucht. Dieselben Leute waren ausgestiegen, Bobbi war dazugekommen, und sie waren nach hinten zum Schuppen gegangen.
    Gard plumpste wieder auf Bobbis Schaukelstuhl und griff nach der Flasche Scotch, die er heute Morgen mit herausgebracht hatte. Die Flasche war da. Gardener hob
sie langsam, trank und spürte flüssiges Feuer in seinem Magen aufprallen und sich dort ausbreiten. Das Motorengeräusch des Jeeps war schwächer geworden, wie in einem Traum. Vielleicht war es genau das gewesen. Alles schien neuerdings so zu sein. Wie ging diese Zeile aus dem Paul-Simon-Song? Michigan seems like a dream to me now. Ja, Sir. Michigan, unheimliche Schiffe, die im Boden vergraben sind, Jeep Cherokees und Cadillacs mitten in der Nacht. Wenn man genügend trank, verblasste alles zu einem Traum.
    Aber es ist kein Traum. Sie sind die Leute, die das Sagen haben, diese Leute, die in dem Cadillac mit dem KYLE-1-Nummernschild kommen. Genau wie die Polizei von Dallas. Genau wie der gute alte Ted mit seinen Reaktoren. Was für einen Schuss gibst du ihnen, Bobbi? Wie bedienst du sie noch besser als die anderen Genies aus dem Ort? Die alte Bobbi hätte so eine Scheiße nicht abgezogen, aber die Neue Verbesserte Bobbi tut es, und wie lautet die Antwort auf all das? Gibt es überhaupt eine?
    »Teufel oder Beelzebub!«, rief Gardener lauthals. Er kippte den letzten Rest Scotch und warf die Flasche über das Verandageländer ins Gebüsch. »Teufel oder Beelzebub! «, wiederholte er und verlor die Besinnung.
    16
    »Der Kerl hat uns gesehen«, sagte Butch, während der Jeep diagonal durch Andersons Garten holperte und sowohl gewaltige Maispflanzen umfuhr, als auch Sonnenblumen, die das Dach des Cherokee deutlich überragten.
    »Mir egal«, sagte Ev und rang mit dem Lenkrad. Sie kamen
am anderen Ende des Gartens

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