Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
an den falschen Stellen und verhaspelte sich ein paarmal. »›Die ist viel edler denn die köstlichsten Perlen. Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen, und Nahrung wird ihm nicht mangeln. Sie tut ihm Liebes und kein Leides ihr Leben lang. Sie geht mit Wolle …‹«
    Jetzt vernahm das eine empfängliche Ohr in der Kirche einen weiteren Ausbruch dieser fremden Gedanken:
    (tut mir leid aber ich konnte einfach nichts)
    (…)

    (was?)
    (…)
    (heiliger Christus, das ist Wheeling! Wie …
    (…)
    Es sprechen zwei Stimmen, aber wir hören nur eine, dachte das Gedankennetz, und die Blicke richteten sich auf Bobbi. Es gab nur eine Person in Haven, die ihre Gedanken vor ihnen verbergen konnte, und diese Person war jetzt nicht hier. Zwei Stimmen … ist die Stimme dessen, den wir nicht hören, die deines betrunkenen Freundes?
    Bobbi stand plötzlich auf und zwängte sich durch die Reihe, wobei ihr auf schreckliche Weise bewusst war, dass die Leute sie anstarrten. Goohringer, dieser Esel, war wieder verstummt.
    »Entschuldigung«, murmelte Bobbi. »Entschuldigung … Entschuldigung.«
    Schließlich entkam sie in den Mittelgang und auf die Straße. Andere – darunter Bobby Tremain, Newt, Dick und Bryant Brown – folgten ihr. Die Auswärtigen bemerkten nichts. Sie waren wieder in ihre seltsamen Träume versunken.
    13
    »Tut mir leid«, sagte Butch Dugan. Er machte die Tür zu, holte ein Taschentuch aus der Gesäßtasche und begann, sich den Mund abzuwischen. »Ich konnte einfach nichts dafür. Jetzt geht es mir besser.«
    Ev nickte. »Ich werde es Ihnen nicht erklären. Keine Zeit. Aber ich möchte, dass Sie sich etwas anhören.«
    »Was?«

    Ev schaltete das Radio des Cherokee ein und ließ den Suchlauf durch die Frequenzen laufen. Dugan zuckte zusammen. Er hatte noch nie in seinem Leben so viele Sender gehört, nicht einmal nachts, wenn sie alle einander überlagerten und manchmal zu einem wirren Stimmenmeer verschmolzen. Diese hatten nichts Wirres an sich; die meisten waren glockenklar.
    Ev verharrte bei einem Country-&-Western-Sender. Gerade ging ein Song der Judds zu Ende. Als er fertig war, kam die Erkennungsmelodie des Senders. Butch Dugan konnte kaum glauben, was er hörte: »Doubleya-Doubleya-Vee-AYY! «, sang eine fröhliche Mädchengruppe zum Klang von Geigen und Banjos.
    »Heiliger Christus, das ist Wheeling!«, rief Dugan. »Wie …«
    Ev schaltete das Radio aus. »Ich möchte jetzt, dass Sie meinem Kopf zuhören.«
    Dugan sah ihn einen Augenblick lang fassungslos an. Nicht einmal Alice im Wunderland war so verrückt.
    »Wovon sprechen Sie, um Gottes willen?«
    »Streiten Sie nicht mit mir, tun Sie es einfach.« Ev wandte das Gesicht von Dugan ab und präsentierte ihm seinen Hinterkopf. »Ich habe zwei Stahlplatten im Kopf. Andenken an den Krieg. Die größere ist hier. Sehen Sie die Stelle, wo kein Haar wächst?«
    »Ja, aber …«
    »Keine Zeit! Bringen Sie Ihr Ohr dicht an diese Narbe, und hören Sie zu!«
    Er gehorchte … und spürte das Unwirkliche über sich hinwegspülen. Der Hinterkopf des alten Mannes spielte Musik. Sie war blechern und weit entfernt, aber dennoch völlig verständlich. Frank Sinatra sang »New York, New York«.
    Butch Dugan fing an zu kichern. Bald lachte er. Dann
schlug er die Arme um den Bauch und brüllte. Er war hier draußen am Arsch der Welt, mit einem alten Mann, dessen Kopf sich gerade in eine Musikbox verwandelt hatte. Bei Gott, das war besser als Ripleys Believe It or Not.
    Butch lachte und keuchte und weinte und brüllte und …
    Die schwielige Handfläche des alten Mannes schlug ihm ins Gesicht. Die Überraschung, wie ein kleines Kind geschlagen zu werden, riss Butch aus seiner Hysterie, ebenso der Schmerz. Er sah Ev blinzelnd an und griff sich mit einer Hand an die Wange.
    »Anderthalb Wochen, bevor ich die Stadt verließ, hat das angefangen«, sagte Ev grimmig. »Musik in meinem Kopf. Sie wurde stärker, wenn ich in diese Gegend kam, und darüber hätte ich früher nachdenken sollen, aber ich habe es nicht getan. Jetzt ist sie noch stärker. Alles ist stärker. Ich habe jetzt keine Zeit dafür, dass Sie gackernd kreischen. Halten Sie jetzt durch?«
    Die Röte, die Dugans Gesicht überzog, verdeckte größtenteils das Mal von Evs Hand. Gackernd kreischen. Das beschrieb es ziemlich gut. Zuerst hatte er gekotzt, und dann hatte er einen hysterischen Anfall gehabt, wie ein Teenagermädchen. Dieser alte Mann stellte ihn nicht nur in den Schatten; er zog im zweiten Gang an

Weitere Kostenlose Bücher