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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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angesichts
all dessen hier. Das weißt du auch – Haven ist wie ein riesengroßer Atomreaktor, der sich dem roten Bereich nähert. Die Reaktorummantelung schmilzt. Um mal ein Klischee zu bemühen.
    Das war logisch, aber es war die Logik eines Croupiers. Letzten Endes sogar Killerlogik. Die Logik von Ted dem Strom-Mann. Wenn er sein Spiel auf diese Weise spielen wollte, weshalb sollte er sich dann überhaupt die Mühe machen?
    Wenn der Junge nicht zählt, dann zählt gar nichts.
    Und vielleicht konnte er auf diese Weise sogar Bobbi retten. Er glaubte es nicht; er glaubte, dass Bobbi unrettbar verloren war. Aber er konnte es versuchen.
    Schlechte Chancen, Gard-alter-Gard.
    Klar. Die Uhr steht auf eine Minute vor Mitternacht … wir sind schon beim Sekundenzählen angelangt.
    Mit diesem Gedanken glitt er in die Leere des Schlafs. Ihr folgten Albträume, in denen er in einer klaren grünen Flüssigkeit trieb, mit dicken Koaxialkabeln verankert. Er versuchte zu schreien, aber er konnte es nicht, denn die Kabel kamen aus seinem Mund.

Kapitel fünf
Der Knüller
    1
    In der übertrieben dekorierten Gruft der Bounty Tavern begraben – Heineken-Bier zu einem Dollar die Flasche trinkend und von David Bright verspottet, der in vulgäre Tiefen des Humors abgesunken war, der es sogar fertiggebracht hatte, John Leandro mit Supermans Kumpel Jimmy Olsen zu vergleichen –, hatte Leandro geschwankt. Es hatte keinen Zweck, sich etwas anderes einzureden. Er hatte tatsächlich geschwankt. Aber Männer mit Visionen sahen sich zu allen Zeiten Gespött ausgesetzt, und nicht wenige wurden wegen ihrer Visionen verbrannt oder gekreuzigt oder durch die Streckbank der Inquisition künstlich ein paar Zentimeter größer gemacht. Dass David Bright ihn über einem Bier im Bounty gefragt hatte, ob denn seine geheime Armbanduhr funktionierte, war kaum das Schlimmste, das ihm hätte widerfahren können.
    Aber, Scheiße, es tat trotzdem weh.
    John Leandro kam zu der Überzeugung, dass David Bright und allen anderen, denen Bright die Idee des Verrückten Johnny anvertraut hatte, dass sich in Haven etwas GEWALTIGES abspielte, das Lachen noch im Halse stecken bleiben würde. Denn in Haven spielte sich tatsächlich etwas Gewaltiges ab. Das spürte er in jedem Knochen seines Körpers. An manchen Tagen, wenn der Wind aus Südosten wehte, glaubte er beinahe, es riechen zu können.

    Sein Urlaub hatte am vergangenen Freitag angefangen. Er hatte gehofft, noch am selben Tag nach Haven aufbrechen zu können. Aber er lebte bei seiner verwitweten Mutter, und die hatte so sehr damit gerechnet, dass er sie nach Nova Scotia fahren würde, wo sie ihre Schwester besuchen wollte, sagte sie, aber wenn Johnny andere Verpflichtungen hatte, nun, dafür hatte sie Verständnis; immerhin war sie alt und wahrscheinlich nicht mehr besonders unterhaltsam; nur jemand, der ihm sein Essen kochte und seine Unterhosen wusch, und das war schon recht, nur zu, Johnny, such du nur nach deinem Knüller, ich werde einfach Megan anrufen, und vielleicht bringt Vetter Alfie sie nächste oder übernächste Woche zu mir, Alfie ist so gut zu seiner Mutter, et cetera, et cetera, usw., usw., ad infinitum, ad infinitum.
    Am Freitag fuhr Leandro seine Mutter nach Nova Scotia. Natürlich blieben sie über Nacht, und als sie wieder nach Bangor zurückkehrten, war der Samstag gelaufen. Sonntag war kein guter Tag, irgendetwas anzufangen, weil er um neun seine Sonntagsschüler der ersten und zweiten Klasse hatte, um zehn die Messe besuchen musste und um siebzehn Uhr die Young Men for Christ in der Pfarrei der Methodistenkirche dran waren. Beim YMC-Treffen hielt ihnen ein Gastredner einen Diavortrag über Armageddon. Während er ihnen erklärte, wie reulose Sünder mit Pestbeulen und Aussatz und Magen – und Darmgeschwüren gestraft werden würden, verteilten Georgina Leandro und die anderen Damen von Ladies’ Aid Pappbecher mit Za-Rex und Haferflockenplätzchen. Und am Abend fand immer ein Singen für Christus im Keller der Kirche statt.
    Am Sonntag fühlte er sich immer erhaben. Und erschöpft.
    2
    Es wurde also Montag, der fünfzehnte August, bis Leandro endlich seine gelben Notizblöcke, den Sony-Kassettenrekorder und die Nikon samt Fototasche mit Filmen und verschiedenen Linsen auf den Beifahrersitz seines gebrauchten Dodge packen und sich zum Aufbruch nach Haven rüsten konnte – wie er hoffte, seinem journalistischen Ruhm entgegen. Er wäre nicht einmal entsetzt gewesen, wenn er gewusst hätte,

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