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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hinaus, hielt nur einen winzigen Augenblick inne, während die beiden letzten Taschenlampen in den Garten kamen und verschwanden, dann sprintete er zum Schuppen.
    Leise, vage, konnte er ihre Stimmen in seinen Gedanken hören – voll Ehrfurcht, Staunen, Freude.
    Er verdrängte sie.
    Grünes Licht fächerte aus der Schuppentür, die angelehnt war.
    Himmel, Gard, wie konntest du nur so blöd sein?, tobte sein in die Enge getriebener Verstand, aber er wusste es. Es war leicht, so banale Dinge wie das Wiederverschließen von Türen zu vergessen, wenn man Menschen gesehen hatte, die an Pfählen hingen und aus deren Köpfen Koaxialkabel kamen.
    Jetzt konnte er sie im Garten hören – konnte das Rascheln der nutzlosen, riesigen Maisstauden hören.

    Als er nach dem Bügel an der Tür griff, das Schloss in der Hand, fiel ihm ein, dass er es zugedrückt hatte, bevor er es in seine Tasche hatte fallen lassen. Bei diesem Gedanken zuckte seine Hand, und er ließ das gottverdammte Ding fallen. Dumpf schlug es auf den Boden. Er hielt danach Ausschau und konnte es zuerst überhaupt nicht sehen.
    Doch … da war es, direkt neben dem schmalen Fächer pulsierenden grünen Lichts. Ja, das war das Schloss, aber der Schlüssel war nicht mehr darin. Der Schlüssel war herausgefallen, als das Schloss auf den Boden aufschlug.
    Gott mein Gott mein Gott, schluchzte sein Verstand. Sein Körper war jetzt von hervorsickerndem Schweiß bedeckt. Das Haar fiel ihm in die Augen. Er musste riechen wie ein ranziger Affe.
    Er konnte die Maispflanzen und Blätter jetzt lauter rascheln hören. Jemand lachte leise – das Geräusch war erschreckend nahe. In Sekunden würden sie aus dem Garten heraus sein – er konnte spüren, wie diese Sekunden vorübergingen wie dickwanstige, selbstbewusste Geschäftsleute mit Aktentaschen. Er sank auf die Knie, hob das Schloss auf und strich mit der Hand auf dem Boden hin und her, um den Schlüssel zu finden.
    Oh, du Scheißkerl, wo bist du? Oh, du Scheißkerl, wo bist du? Oh, du Scheißkerl, wo bist du?
    Er stellte fest, dass er selbst jetzt, in seiner Panik, seine Gedanken abschirmte. Funktionierte es? Er wusste es nicht. Und wenn er den Schlüssel nicht finden konnte, spielte das auch keine Rolle mehr, oder?
    Oh, du Scheißkerl, wo bist du?
    Er sah ein dumpfes Glänzen von Silber außerhalb der Fläche, über die er mit den Händen strich – der Schlüssel war viel weiter gesprungen, als er für möglich gehalten hätte. Es war reiner Zufall, dass er ihn gesehen hatte … wie
Bobbis Stolpern über dieses kleine vorstehende Stück Metall in der Erde vor zwei Monaten, dachte er.
    Gardener ergriff ihn und sprang auf die Beine. Die Ecke des Hauses würde ihn noch einen winzigen Augenblick vor ihren Blicken verbergen, aber mehr Zeit hatte er nicht. Noch ein Patzer – und sei es nur ein kleiner –, und es wäre aus mit ihm, und vielleicht hatte er ohnehin nicht genügend Zeit, um all die banalen kleinen Handgriffe, die zum Verschließen eines Vorhängeschlosses erforderlich waren, richtig auszuführen.
    Das Schicksal der Welt hängt jetzt vielleicht davon ab, ob es einem Mann gelingt, eine Schuppentür beim ersten Versuch abzuschließen, dachte er benommen. Das moderne Leben steckt SO voller Herausforderungen.
    Einen Moment dachte er, es würde ihm nicht einmal gelingen, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Er klickerte um den Schlitz herum, ging nicht hinein, ein Gefangener seiner zitternden Hand. Dann, als er dachte, dass wirklich alles aus war, glitt er hinein. Er drehte ihn. Das Schloss ging auf. Er schloss die Tür, führte den Bügel des Schlosses durch die Öse und drückte es klickend zu. Er zog den Schlüssel heraus und presste ihn in seine schwitzende Hand. Er glitt um die Ecke des Schuppens herum wie Öl.
    Genau im gleichen Augenblick tauchten im Gänsemarsch die Männer und Frauen, die beim Schiff gewesen waren, auf dem Hof auf.
    Gardener hob die Hand, um den Schlüssel an den Nagel zu hängen, wo er ihn gefunden hatte. Einen albtraumhaften Augenblick dachte er, er würde ihn wieder fallen lassen und dann in dem hohen Unkraut, das auf dieser Seite des Schuppens wuchs, danach suchen müssen. Als er über den Nagel glitt, stieß er in einem zittrigen Seufzer den Atem aus.
    Ein Teil von ihm wollte sich nicht mehr bewegen, wollte
einfach dort erstarren. Dann beschloss er, dieses Risiko nicht einzugehen. Schließlich wusste er nicht, ob Bobbi ihren Schlüssel dabeihatte.
    Er glitt weiter an der Seite entlang.

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