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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Bloody Bay. Und doch gefiel mir der Anblick dieses Orts, und ich meinte, er läge versteckt genug, um uns als Zufluchtsort zu dienen. Aber die Mannschaft beschwerte sich so sehr über Toobouai, dass ich beschloss, für kurze Zeit nach Tahiti zurückzukehren.

23
    Es war viel schwerer, als es sich anhörte, dieses Bergwandern, dachte Tenille, während sie sich eine weitere Steigung hinaufquälte. Sie hielt sich für ziemlich fit, aber Geschicklichkeit und Schnelligkeit zählten nicht viel bei diesen mörderisch steil ansteigenden Pfaden. Und der Abstieg war fast noch schlimmer. Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand einen glühenden Eisenstab in die Oberschenkel gesteckt. Sie hatte in ihrem Herzen neuen Respekt für Wordsworth entdeckt, der viele Meilen über diese Berge gewandert war, als wäre es nichts weiter als ein Spaziergang im Park. Aber natürlich musste Wordsworth sich nur um seine Gedichte kümmern. Er war weder auf der Flucht vor den Bullen noch pleite und übernächtigt, voller Angst und schmutzig von der Reise. Tenille zog die Karte noch einmal aus ihrer Tasche und versuchte, die geheimnisvollen Linien und blauen Punkte der Landschaft mit dem abzugleichen, was sie vor sich sah. Die offizielle Wanderkarte war ihr ebenso wenig vertraut wie die Berge und Täler um sie herum. Sie hatte sie am Busbahnhof in Kendal gekauft, als ihr klar wurde, dass samstags kein Bus nach Fellhead fuhr. Einer der Fahrer hatte ihr gesagt, dass der Bus nach Keswick sie am Ende der Straße absetzen konnte, aber sie hatte sich dagegen entschieden, da sie gemerkt hatte, dass ihre schwarze Hautfarbe in der Gegend hier auffiel wie ein Schweinskopf in einem muslimischen Metzgerladen. Die Leute würden sich an einen schwarzen Jugendlichen erinnern, der aus dem Bus ausstieg, und wenn die Bullen erst darauf gekommen waren, wo Jane war, könnte irgendjemand die richtigen Schlüsse ziehen. Also hatte sie die Karte gekauft und sich den Kopf zerbrochen. Es war wie mit den IQ-Tests, die sie in der Grundschule hatte machen müssen. Was war der Unterschied zwischen einem Pfad, einem Fußweg und einem Saumpfad, um Gottes willen? Und war das wichtig?
    Schließlich tüftelte sie aus, dass sie, wenn sie wie alle Touristen auf den Spuren Wordsworths am Dove Cottage ausstieg, den Fußweg über Grasmere Common nehmen konnte, der sie auf der richtigen Seite des Langmere Fell herauskommen lassen würde. Dann konnte sie den Berg direkt nach Fellhead hinuntersteigen und sich in Sicherheit bringen. Sie würde sich ein Versteck suchen und dort bleiben, bis sie sich in der Dunkelheit der Farm nähern konnte. Das war ein guter Plan, fand sie. Vor allem war sie einfach nur dankbar, nicht mehr in Lancaster zu sein. Wenn sie daran dachte, was dort passiert war, lief es ihr kalt über den Rücken. Sie hatte geglaubt, alles sei in Ordnung, als sie nach langem Herumlaufen auf einen kleinen Park in der Nähe der Stadtmitte gestoßen war. Es war fast Mitternacht, als sie eine Bank fand, die an drei Seiten von einer hohen Hecke umgeben war. Obwohl sie fror und auch nach dem Hamburger, den sie gegessen hatte, immer noch hungrig war, rollte sie sich wie ein Ball zusammen und war sofort fest eingeschlafen. Sie war sich nicht sicher, was sie aufgeweckt hatte, aber als sie erschrocken die Augen aufriss, sah sie die Silhouette eines Mannes gegen das verschwommene Licht der fernen Straßenlaternen. Er war klein und stämmig und roch nach Alkohol. Tenille wurde nervös, drückte sich gegen die Rückenlehne der Bank und rechnete sich schon Chancen zur Flucht aus, um die es zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht gut stand. »Biste frei, Kleener?«, fragte der Mann in seinem vom Alkohol noch verstärkten nordenglischen Akzent.
    Sie brauchte einen Moment, um den Sinn seiner Worte zu verstehen. Natürlich wusste sie über solche Dinge Bescheid, aber sie hatte nie daran gedacht, dass sie in ihrer derzeitigen Rolle zum Objekt sexueller Avancen werden könnte. Was sollte sie nur tun, verdammt nochmal? »Nein«, sagte sie und bemühte sich, ihre Stimme tiefer und rauer klingen zu lassen. »Ich hab geschlafen, alles klar?«
    Der Mann brummte: »Du wärst doch nicht da, wenn du nicht frei wärst. Stimmt was nich? Magste mich nich?« Seine Hand griff nach vorn, und sie hörte das unmissverständliche Geräusch eines Reißverschlusses, der aufgezogen wurde. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen und deshalb nicht abschätzen, wie ernst es ihm war. »Sieh dir das mal an.« Sein blasser Penis

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