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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Dorcas. Hat er sie je erwähnt?«
    Edith runzelte die Stirn. »Nicht, dass ich mich erinnere. Sie lag doch sicher schon längst im Grab, als er geboren wurde?«
    »Mehr als vierzig Jahre. Aber Sie wissen ja, wie das ist mit Familien - manchmal werden die alten Geschichten noch an Generationen danach weitergegeben.« Edith rieb sich das Kinn mit Daumen und Zeigefinger. »Ich erinnere mich überhaupt nicht an solche alten Geschichten. Und das kommt nicht daher, dass mein Gedächtnis schlechter wird. Mein Körper baut zwar langsam ab, aber ich hab immer noch alle Tassen im Schrank.« Edith tippte sich an die Schläfe. »Ich glaube, ich habe nie etwas gehört, das weiter zurücklag als die Zeit, wo Großonkel Eddie im Ersten Weltkrieg einen Orden bekam. Davon hat er aber was gehabt! Er ist in der zweiten Schlacht von Ypern umgekommen. Aber Dorcas? Ich hab nie Geschichten über sie gehört. Ihren Namen kenne ich nur aus der Familienbibel. Das hab ich alles für unseren Sam nachsehen müssen. Deshalb ist es mir noch frisch in Erinnerung.«
    Jakes Hoffnung belebte sich aufs Neue. Wenn sie eine Familienbibel hatte, könnte sie auch Familienpapiere haben. »Sie haben die Familienbibel?«
    »Ja. Sie fällt schon auseinander, aber sie ist seit 1747 in Familienbesitz.«
    »Das ist ja faszinierend, so etwas zu haben. Gibt es auch andere Familienpapiere?« Edith lachte. »Sie reden ja, als seien wir aus dem Königshaus. Leute wie wir haben keine Familienpapiere, Junge. Wir konnten kaum lesen und schreiben in der alten Zeit. Nee, das Einzige, was ich von Davids Familie habe, ist die alte Bibel. Warum meinen Sie, wir hätten Familienpapiere, die für so jemand wie Sie interessant wären?« »Ich hab mich nur gefragt, ob Dorcas Papiere hinterlassen hat. Ein Tagebuch vielleicht. Oder so etwas Ähnliches.« »Aber warum denn? Wieso denken Sie das?« Edith stieß ein leises ungläubiges Lachen aus. »Was ist so Besonderes an Dorcas Clewlow?«
    Jake hob die Arme und wollte damit die Bedeutung seines Interesses herunterspielen. »Es war nur so eine Idee. Das Interessante an Dorcas ist, dass sie bei der Familie Wordsworth als Dienstmädchen war, bevor sie heiratete. Sie hat dort in den letzten Lebensjahren von William Wordsworth gearbeitet und blieb noch eine Weile, als er gestorben war.« Edith schien sich aufzurichten. »William Wordsworth, sagen Sie? Na, da brat mir einer einen Storch! Wer hätte das gedacht? Das muss man sich mal vorstellen, dass ich in die Geschichte eingeheiratet hab und hab's nicht mal gewusst.« »Sie verstehen also, warum ich an allem interessiert bin, was Dorcas hinterlassen haben könnte. Es gibt viele Gelehrte und Sammler, die gutes Geld für alles zahlen würden, was mit Wordsworth zu tun hat. Ich habe Dorcas' Namen in Familienbriefen gefunden und dachte, es wäre einen Versuch wert. Aber ich sehe, ich habe Ihre Zeit verschwendet.« Jake machte sich bereit, aufzustehen.
    »Nein, Sie haben mich nicht aufgehalten. Aber selbst wenn ich Ihnen besser helfen könnte, würde ich doch so was nicht aus der Familie weggeben. Ich sag Ihnen, was ich tue, ich werde es Frank erzählen, wenn er morgen früh kommt. Er ist ein netter Bub, unser Frank. Kommt jeden Morgen und guckt, ob ich die Nacht gut überstanden hab. Ich werd ihn bitten, in der Familie herumzufragen, ob irgendjemand mal etwas gehört hat.«
    »Das würde helfen.« Jake suchte in seiner Brieftasche nach einem Kärtchen. »Sie können mich auf dem Handy erreichen«, sagte er. »Ich ruf Sie dann gleich zurück, dann wird's nicht so teuer.«
    »Freuen Sie sich nicht zu früh«, sagte Edith und quälte sich aus ihrem Sessel hoch. »Man sagt, wir hier in der Gegend hätten ein langes Gedächtnis. Aber nach meiner Erfahrung gilt das nur für Streitigkeiten.« Sie lächelte. »Und von denen gibt's ziemlich viele hier.«
    Jake stapfte zu seinem Wagen zurück und versuchte, nicht allzu niedergeschlagen zu sein. Positiv war, dass Dorcas' Vergangenheit in ihrer Familie ein Geheimnis zu sein schien. Und das bedeutete, dass irgendjemand irgendwo einen kleinen Schatz haben könnte, der noch nie gründlich erkundet wurde. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihm der Gedanke, dass Edith Clewlow es in der Familie herumerzählen würde. Er zweifelte nicht daran, dass die jüngere Generation eher ein Auge für den eigenen Vorteil haben und sich weniger darum kümmern würde, dass Dinge in der Familie blieben, die eventuell eine Goldmine sein konnten. Es würde

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