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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sein könnte. Weiter oben lag vielleicht ein totes Schaf, das konnte sie ja nicht wissen. Es gab einen guten Grund, weshalb sie Chemikalien ins Wasser taten, bevor man es trinken durfte.
    Müde stand Tenille auf und fing an, den kleinen Hang hochzuklettern, von dem aus sie Fellhead und Janes Zuhause würde sehen können. Als sie um einen Felsvorsprung am Gipfel herumkam, sah sie auf dem Weg unter ihr in geringer Entfernung eine männliche Gestalt stehen. Er hielt einen Feldstecher vor die Augen und sah ins Tal hinunter. Sie blieb stehen, denn sie wollte nicht bemerkt werden. Der Mann ließ den Feldstecher sinken, und Tenille stieß einen kleinen Schrei aus. Sie war nicht die Einzige, die Jane in den Lake District gefolgt war. Aber was, zum Teufel, tat Jake hier, spionierte er hinter seiner Exfreundin her?
    Jane ging langsam den Hügel hinauf und kochte vor Wut, in die sich aber auch Freude mischte. Diane hatte Matthew natürlich verteidigt. Diese Aufgabe für die Klasse sei schon längst geplant gewesen, bevor Jane nach Hause gekommen war. Es gab keinen Grund, anzunehmen, dass er sich an einen bestimmten Namen erinnern sollte, der in dem Projekt der Familienstammbäume vorkam. Offensichtlich hatte Matthew gerade diese beiden Fälle herausgenommen, weil sie einen gemeinsamen Vorfahren hatten. Wenn er die Absicht gehabt hätte, ihr diese Information vorzuenthalten, warum hätte er dann die Papiere offen auf dem Tisch liegen lassen, wo jeder sie sehen konnte? Jane sei doch paranoid. Matthew würde nie absichtlich ihre Recherchen stören, und es sei schlimm, dass Jane behauptete, er hätte geplant, ihre Arbeit an sich zu reißen. Wie konnte sie glauben, dass ihr eigener Bruder hinter ihrem Rücken versuchen würde, das Manuskript für sich selbst zu entdecken? Einerseits hatte Diane Recht. So etwas sollte undenkbar sein. Aber was Matthew anging, fiel es Jane nur allzu leicht, sich vorzustellen, dass er sein Wissen für sich behielt und dazu nutzte, seine eigenen Nachforschungen durchzuführen. Wenn er nicht plante, ein falsches Spiel mit ihr zu treiben, warum sollte er dann das Wissen über Dorcas Mason für sich behalten?
    Jane hatte sich bemüht, ihre Wut nicht an Diane auszulassen, aber ein wenig war doch zu spüren gewesen. Der Pimms blieb ungeöffnet, und Jane hatte darauf bestanden, die entsprechenden Stammbäume abzuschreiben, bevor sie ging. Die Kinder hatten sich zwar auf ihre direkten Abstammungslinien beschränkt, aber mit dem Material, das sie von den Arbeiten von Matthews Schülern erhalten hatte, würde sie wieder zu Barbara Field gehen und feststellen, ob sie alle jetzt noch lebenden Nachkommen Dorcas' finden könnte. Dann würde sie mit den Befragungen beginnen und sehen, was sich herausfinden ließ.
    Selbst dieser positive Gedanke reichte nicht aus, um Janes gute Laune wiederherzustellen. Aber der Anblick, der sich ihr bot, als sie in den Hof einbog, ließ sie Matthews Falschheit vorerst vergessen. Auf der Bank, die an der Wand des Farmhauses stand, saß, das Gesicht der warmen Sonne entgegengestreckt, der letzte Mensch, den zu sehen sie erwartet hatte. Abrupt blieb sie stehen.
    »Dan! Was, in aller Welt, machst du denn hier?«, sagte Jane. Dan richtete sich auf und grinste. »Zwei Köpfe sind besser als einer, selbst wenn sie gemeinsam gegen die Wand rennen«, sagte er. »Ich dachte, wir sollten zusammen überlegen, ob wir einen neuen Aktionsplan basteln könnten, da ich dich bisher enttäuscht habe.« Er stand auf, sie trafen sich mitten im Hof und umarmten sich herzlich. Jane fühlte sich plötzlich wieder stark. Vielleicht war ihr Bruder zu nichts zu gebrauchen, aber sie hatte Freunde, die sie so gern hatten, dass sie sich für sie ins Zeug legten. »Wo ist dein Wagen?«, fragte Jane.
    »Ich hab ihn unten an der Dorfkneipe stehen lassen. Ich wollte deinen Eltern nicht das Gefühl geben, mich unterbringen zu müssen, sondern ich hab dort ein Zimmer genommen.«
    »Ach, du Idiot. Natürlich übernachtest du hier. Wir machen das mit dem Zimmer gleich nach dem Essen rückgängig.« Sie gingen zum Farmhaus, und Dan hatte den Arm um Janes Schultern gelegt. »Du hast mich nicht enttäuscht, ich bin dankbar, dass du es probiert hast. Und ich freu mich, dich zu sehen«, sagte sie. »Besonders jetzt. Du wirst nicht glauben, was ich gefunden habe.«
    Dans Augen wurden größer, und sein gut aussehendes Gesicht wurde starr vor Schreck. »Doch nicht das Manuskript?«
    Jane lachte leise und spöttisch. »Nein,

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