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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Bedienstete, der das Manuskript anvertraut wurde, war Ihre Ururgroßmutter, Dorcas Mason. Ich habe mich gefragt, ob Sie etwas darüber wissen.«
    Verschiedene Gefühlsregungen huschten über Tillies faltiges Gesicht: Gier, Verlangen, Frustration. »Ich wünschte, ich wüsste etwas«, sagte sie betrübt. »Wenn ich an Geld käme, würde mir schon was einfallen, wie ich es ausgeben könnte.« Sie seufzte lange und tief. »Aber Sie verschwenden hier Ihre Zeit. Ich hab noch nie von so was gehört. Nicht mal ein Gerücht.«
    Jane erkannte, dass dies der Wahrheit entsprach. Enttäuscht stand sie auf.
    »Es tut mir leid, dass wir Sie gestört haben«, sagte sie, und Dan erhob sich ebenfalls.
    »Das Leben ist doch gemein, oder?«, sagte Tillie. »Heute früh hatte ich keine Ahnung, dass ich hätte reich sein können. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass mir etwas vor der Nase weggeschnappt worden ist.«
    »Glauben Sie mir, Mrs. Swain, so leid wie mir tut es Ihnen bestimmt nicht.«
    Tillie sagte in leicht verächtlichem Ton: »Darauf würd ich nicht wetten. Sie wissen in Ihrem Alter noch gar nicht, was Enttäuschung bedeutet.«
    Ich weiß es doch, dachte Jane, als sie zum Wagen zurückgingen. Ich weiß es wirklich.

 
     
     
    Man wird sich ohne Zweifel leicht vorstellen können, wie schwer mir ums Herz wurde, als sich offenbarte, dass wir unseren Zufluchtsort nicht finden konnten. Doch das Gegenteil trat ein. Wenn ich Pitcairn mit den besten Admiralitätskarten und den vorzüglichsten Navigationsinstrumenten nicht finden konnte, dann würde es auch sonst niemandem gelingen. Aber das Problem blieb, wie ich die Insel finden sollte, wenn die Karten fehlerhaft waren, da sie einsam inmitten tausender Quadratmeilen von Wassermassen lag. Nun, Cartaret entdeckte Pitcairn 1767 als Erster, vier Jahre bevor dem hochverehrten John Harrison der Preis für die Lösung des Längenproblems verliehen wurde. Ich schloss daraus, dass Cartaret sehr wahrscheinlich den Längengrad falsch bestimmt hatte. Im Gedanken daran legte ich unseren Kurs fest, eine großzügige Zickzacklinie am ganzen Breitengrad entlang. Am 15. Januar tauchte die Insel endlich am Horizont auf, und als es Abend wurde, kamen wir näher an sie heran. Aber unsere Reise war noch immer nicht vollendet. Denn wir wurden noch zwei Tage bei hoher See hin und her getrieben und konnten nicht vor Anker gehen. Es schien nur eine Stelle auf der Insel zu geben, wo man an Land gehen konnte, und als die See sich beruhigt hatte, ruderten wir durch die schäumende Brandung. Wir waren nach Hause gekommen, ob uns dies nun gefiel oder nicht.

29
    Jake war so zufrieden mit sich selbst, wie er es seit der Abreise von Kreta nicht mehr gewesen war. Seine Begegnung mit Jane hatte sich schwierig gestaltet, aber er hatte Schlimmeres erwartet. Es war ärgerlich, dass sie herausgefunden hatte, dass er ihr nachspionierte, aber er fand, er hatte das gut hingekriegt. Er nahm den Telefonhörer ab und rief Caroline an, froh, dass er etwas Interessanteres zu berichten hatte als den Tod einer Rentnerin. »Hallo, Liebling«, sagte sie. »Wie geht's voran?« »Ich hab's heute endlich geschafft, mit Jane Kontakt aufzunehmen.« »Wie lief es denn?«
    »Ich glaube, ich liege richtig. Ich treffe sie morgen zum Lunch.«
    »Hat sie dir berichtet, was sie erreicht hat?« »Sie hat mir noch nicht mal gesagt, dass sie ein Projekt laufen hat. Sie lässt sich nicht so leicht in die Karten schauen. Aber ich glaube, ich kann mich an ihrer Wachsamkeit vorbeimogeln.«
    »Und dann hast du ja noch die E-Mails«, sagte Caroline. »Du musst das im Auge behalten. Und was ist mit den lieben Alten? Hast du dir heute noch welche vorgenommen?« »Ich werde die nächste heute Abend besuchen. Hoffen wir, dass sie lange genug durchhält, bis ich eventuellen Familiengeheimnissen auf die Spur gekommen bin.«
    »Genau. Wir wollen nicht, dass noch mehr von ihnen tot umfallen, bevor du etwas aus ihnen herausbekommen hast. Vielleicht solltest du versuchen, Jane zu überreden, dass sie zu den Gesprächen mitkommt, da du jetzt wieder auf ihrer Seite stehst. Mit ihren Beziehungen vor Ort und deiner Rolle als Geldbote seid ihr vielleicht gemeinsam erfolgreicher.« »Ich werde mein Bestes tun.« Jake versuchte, nicht so unverbindlich zu klingen, wie ihm zu Mute war. Jetzt, da er wirklich das Manuskript an sich bringen wollte, statt nur darüber zu theoretisieren, glaubte er, dass Janes rücksichtsvolle und freundliche Methode nicht die Ergebnisse

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