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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Tenille hielt durch. Im Dorf war es still und dunkel, das einzige Licht kam von der einen Straßenlaterne auf dem Dorfanger. Hier hielt Tenille an, um auf ihrer Karte und der Liste mit Namen und Adressen, die sie hatte mitgehen lassen, nachzusehen. Die verstorbene Edith Clewlow hatte in Langmere Stile gewohnt, was nach der Karte eine Meile den Berg hoch lag. Nicht weit, aber nach den Höhenangaben auch nicht gerade ein Vergnügen. Mit einem Seufzer schwang sich Tenille wieder auf das Rad und fuhr hügelaufwärts los. Mann, würde sie fit sein, wenn sie nach London zurückkam.
    Sie fand Lark Cottage ohne große Schwierigkeiten. Diesmal schob sie das Rad um das Haus herum nach hinten. Sie erwartete, dass dieses Haus leer war, und wollte nicht riskieren, dass irgendjemand vorbeikam und das Rad draußen stehen sah. Ein Einheimischer würde sofort misstrauisch werden und die Polizei anrufen. Diesmal hatte sie nicht so viel Glück mit der Hintertür. Aber das Küchenfenster war nicht richtig zugemacht, und sie konnte das Schiebefenster so weit hochdrücken, dass sie sich durchzwängen konnte. Mit lautem Geklapper landete sie in der Spüle, erstarrte für ein paar Sekunden und hielt den Atem an. Aber in der Stille war nichts zu hören. Es dauerte viel länger, Edith Clewlows Haus zu durchsuchen, denn sie war eine leidenschaftliche Sammlerin gewesen. Tenille fragte sich, ob die alte Frau jemals davon gehört hatte, dass man Papier recyceln kann. Es gab Schachteln voller Fotografien, Schubladen vollgestopft mit Briefen und Postkarten, eine Sammelmappe mit allen Dokumenten, die Edith und David je erhalten hatten. Die Familienbibel fand sich auf dem Schränkchen neben dem Bett auf einem Stoß gekritzelter Notizen über Ediths Kindheit in Seatoller. Darunter lag eine Mappe mit ausgeschnittenen Zeitungsartikeln über die Großtaten ihrer Familie, von den Fußballspielen am Ort bis zu Prüfungen von Hütehunden und den Gemüseausstellungen im Dorf. Aber nichts über William Wordsworth oder Dorcas Mason.
    Als Tenille ihre Suche abgeschlossen hatte, war die Zeit vorgerückt, es war schon nach vier Uhr. Sie wusste, dass sie zurück sein musste, bevor die Welt um sie herum aufzuwachen begann. Und sie hatte auch schon mitbekommen, dass die Leute hier nichts dabei fanden, mitten in der Nacht aufzustehen und mit ihren Traktoren durch die Landschaft zu fahren. Sie stopfte ein letztes Bündel Fotos in eine geschnitzte Holzschatulle zurück und verließ das Haus auf dem gleichen Weg, wie sie gekommen war.
    Innerhalb von fünfzehn Minuten war sie wieder am Schlachthaus und hatte das Fahrrad sicher verstaut, kroch in den Schlafsack und hatte das Gefühl, diese Nacht gute Arbeit geleistet zu haben. Zugegeben, sie hatte nichts gefunden. Aber wenigstens konnten jetzt zwei Namen definitiv von der Liste gestrichen werden.
    Jane trank ihre zweite Tasse Kaffee, als ihr Vater verdrossen in die Küche kam und die Morgenpost mitbrachte. Sie wusste, dass er schon oben auf den Weiden gewesen war, um nachzusehen, wie es einem Hammel ging, der vielleicht Wasserbruch hatte, deshalb sagte sie: »Was meinst du? Musst du den Tierarzt anrufen?«
    Er schien kurz verwirrt und sagte dann: »Der Hammel? Nein, ich glaub, dem geht's gut. Der Tierarzt kommt sowieso am Donnerstag, da soll er sich ihn mal anschauen.« »Das ist gut. Ich dachte, dass es ihm schlechter geht, weil du so ernst aussiehst.«
    »Ehrlich gesagt, was ich gerade von Adam gehört habe, hat mich den Hammel vergessen lassen«, antwortete Allan, ging zum Kühlschrank und goss sich ein Glas Milch ein. Adam Blankenship trug, solange Jane sich erinnern konnte, in Fellhead die Post aus, und sein Lieferwagen schien wie ein Magnet für alle Neuigkeiten aus der Umgegend zu wirken. »Schlechte Nachrichten?«, fragte Jane. Allan sah zur Seite. »Du hast gestern Nachmittag Tillie Swain besucht, oder? In Grasmere unten?« »Ja. Warum? Hat sie sich über mich beklagt?« Allan setzte sich ihr gegenüber.
    »Sie wird sich nicht mehr beklagen, Schatz. Sie ist gestern Nacht gestorben.«
    Janes Augen weiteten sich vor Schreck. »Was? Es schien ihr gut zu gehen, als ich sie gesehen habe. Von ihrer Arthritis abgesehen, war sie ganz munter.«
    Allan breitete hilflos die Arme aus. »Sie war alt. So etwas passiert.«
    »Weiß man, was es war?«
    Allan schüttelte den Kopf. »Adam wusste keine Einzelheiten. Offenbar war ihre Arthritis immer am Morgen am schlimmsten, und sie hatte eine Hilfe, die gleich morgens kam und ihr

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