Das Moor Des Vergessens
Plan, sie musste ihn nur noch ausführen.
Als sie näher kam, schaute er von der Speisekarte auf, sah sie und sprang auf.
Er trat an sie heran, um sie auf die Wange zu küssen, als sie den Mantel auszog, aber sie wich zur Seite aus. »Du siehst phantastisch aus«, sagte er.
Treffer Nummer eins. Sie hatte absichtlich nichts Besonderes unternommen, was ihr Äußeres betraf. Jane wusste, dass sie passabel aussah. Nicht phantastisch. »Nett von dir, das zu sagen«, antwortete sie, setzte sich auf ihrem Stuhl zurecht und nahm die Speisekarte zur Hand. Sie bestellte sich ein Glas Weißwein bei der wartenden Bedienung und lächelte Jake zu. »Also, wie verbringst du denn deine Zeit hier oben am Ende der Welt?«
Das war offensichtlich nicht der einleitende erste Schritt, den Jake erwartet hatte. Er schien durcheinander, fasste sich dann und zuckte leicht die Schultern. »Na ja, jetzt, da ich dich nicht mehr verfolge, habe ich mich mit dem Bleistiftmuseum begnügen müssen. Wusstest du, dass die einen ganzen Prospekt über verschiedene Anspitztechniken haben?« »Wir mögen die einfachen Freuden des Lebens hier oben«, sagte Jane trocken.
Sie blickte auf die Speisekarte, und als die Kellnerin die Getränke brachte, sagte sie: »Ich hätte gern einen Caesar-Salat mit Geflügelbrust, bitte.«
Als Jake sein Steak bestellt hatte und sie wieder allein waren, sagte Jane: »Und du bist wirklich extra von Kreta hierhergekommen, um zu versuchen, unsere Beziehung wieder zu kitten?«
Jake bemühte sich um einen passenden Gesichtsausdruck. »Ich hab's dir doch gesagt. Mir wurde klar, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich weiß nicht, ob es zu spät ist, ob zu viel Schaden entstanden ist. Aber ich will, dass wir es nochmal versuchen.«
»Okay. Das akzeptiere ich. Aber ich will es langsam angehen lassen. Mich nicht kopfüber in irgendwas reinstürzen.« Er nickte. »Du bist der Boss.« Er lächelte, und es kribbelte in ihrem Magen. »Es reicht mir, mit dir hier zu sitzen. Das fühlt sich wie ein ziemlich guter neuer Anfang an.« Er hob sein Glas und stieß mit ihr an. »Auf einen neuen Anfang.« »Auf einen neuen Anfang.«
»Was machst du so zu Hause? Man hat in der Uni gesagt, du wärst zu Studienzwecken freigestellt.« Treffer Nummer zwei. Die Frage kam zu schnell und war zu direkt. Ihr Verdacht in Bezug auf seine Motive wurde immer stärker. Aber sie lächelte und sagte: »Willy und Fletcher. Ich habe Material gefunden, das noch nicht im Archiv beim Trust katalogisiert ist, und es ist sehr aufschlussreich.« »Aufschlussreich - inwiefern?« Jake versuchte, lässig zu klingen, aber sie sah, dass seine Finger, die den Stiel des Glases hielten, sich verkrampften.
»Es hat definitiv irgendein Manuskript gegeben, das die Familie geheim halten wollte. Und in den Briefen gibt es Hinweise, die auf Fletcher Christian hindeuten. Ich habe mit den Nachfahren der letzten Person gesprochen, von der man wusste, dass sie das Manuskript hatte, und bin zuversichtlich, dass ich einen guten Anhaltspunkt habe.« Das war eine Lüge, die aber im Vergleich zu denen, die er ihr früher aufgetischt hatte, nicht schwer wog.
»Wirklich? Du hast eine Spur zu einem Wordsworth-Manuskript, das sich auf Fletcher Christian bezieht?« Sein Eifer war ungebremst, was unter diesen Umständen völlig normal war. Was als Nächstes kam, würde entscheidend sein. »Ich kann dir helfen, weißt du.«
Treffer Nummer drei. Aber Recht zu haben verschaffte ihr diesmal keine Genugtuung. Zu wissen, dass sie Jake richtig eingeschätzt hatte, versetzte ihr einen Stich. Jane schob ihren Stuhl zurück und griff nach ihrem Mantel. »Lieber nicht. Ich hab mich das gleich gefragt, als du aufgetaucht bist. Ich leide ja nicht an mangelndem Selbstbewusstsein, und ich glaubte auch nicht, dass jemand, der so von sich selbst eingenommen ist wie du, eine so große Anstrengung unternehmen würde, um sich mit mir zu versöhnen, außer wenn es ihm etwas bringen würde. Na ja, jetzt weiß ich, dass ich Recht hatte. Du hast kein Interesse an mir, sondern an dem Manuskript.«
Panischer Schreck zeichnete sich auf Jakes Gesicht ab. »Du hast das alles falsch verstanden, Jane. Das Manuskript ist mir scheißegal im Vergleich zu dir.«
»Ich glaube dir nicht. Ich meine, du bist nur aus diesem einzigen Grund hier. Damit ihr, du und deine liebe Caroline,
reich werdet. Das wird aber nicht passieren, nicht durch meine harte Arbeit. Und ich werde der Familie, die das Manuskript besitzt, sagen, dass
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