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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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entdeckten bei sich das Verlangen, andere zu unterdrücken, um ihre Macht zur Gänze auskosten zu können. Quintal und McCoy taten sich besonders durch diese Neigung hervor, und sie pflegten ihre Eingeborenen unter dem geringsten Vorwand zu schlagen. Sie hatten aus Blighs Schicksal nichts gelernt und konnten nicht begreifen, dass solch grausame und tyrannische Behandlung sich verdientermaßen gegen sie richten könnte. Wie sehr ich ihnen auch vor Augen hielt, dass solches Vorgehen unnötig und aufreizend sei, sie änderten ihr Verhalten nicht. Ich begann, für uns alle zu fürchten, und beschloss, dementsprechende Vorkehrungen zu treffen.

34
    Janes Handy fing auf den Stufen von Gibson's zu klingeln an, und sie schrak schuldbewusst zusammen. Gut, dass es sich nicht gemeldet hatte, als sie bei Tillie Swain war. Sie zog es aus ihrem Rucksack heraus und schaute auf das Display. Eine unbekannte Telefonnummer. Es gab nur eine Möglichkeit, herauszufinden, wer da anrief. Sie drückte auf den Knopf und hielt es ans Ohr. »Hallo?« Die Stimme am anderen Ende klang tief und förmlich. »Dr. Gresham? Ich glaube, Sie wollten mich sprechen? Vergessen wir nicht, dass die Verbindung von einem Mobiltelefon zum anderen nicht wirklich sicher ist ...«
    Der Hammer, wurde ihr klar, und sie sah sich instinktiv um, ob auch niemand sie beobachtete. Schönen Dank, irre Mrs. Gallagher. »Danke, dass Sie anrufen. Ich muss mit Ihnen über die Sache sprechen, über die wir uns letzte Woche unterhalten haben.«
    »Schon wieder?« Ein leises Lachen klang in seiner Stimme an, das sie mehr erschreckte, als jede Drohung es hätte tun können.
    »Die Lösung, die Sie letztes Mal fanden, scheint neue Probleme geschaffen zu haben«, sagte Jane, vorsichtig ihre Worte wählend.
    »Das habe ich gehört.«
    »Unsere Freundin weigert sich jetzt, ihre Probleme auf eine bestimmte Art und Weise zu lösen, weil ihre Loyalität das nicht zulässt. Und sie ist der festen Überzeugung, dass auch Sie diese bestimmte Vorgehensweise vermeiden müssen.« »Ich glaube, ich verstehe. Beide möchten wir nicht mit William sprechen, nicht wahr?«
    Der Name brachte Jane aus dem Konzept. Warum sprach der Hammer zu ihr über Wordsworth? Sie brauchte einen Moment, um die Verbindung zu begreifen. William, Bill, Old Bill - die Polizei. »Das kommt so ungefähr hin«, sagte sie vorsichtig.
    »Sie sind ganz in der Nähe unserer Freundin, ja?« Wie schafften es Spione, diese Art von verdeckter Unterhaltung zu führen, fragte sich Jane. Sie fühlte sich so unsicher, als hätte sie in einem Haifischbecken den Boden unter den Füßen verloren. »Ja, aber ich weiß nicht, wie lange das so bleiben kann«, sagte sie und hoffte, er würde verstehen. »Wenn Sie es bis zum Wochenende schaffen, werde ich die Sache in Ordnung bringen.« Hampton klang ruhig und zuversichtlich.
    »Ihnen beiden wird nichts passieren?« »Oh, darauf können Sie sich verlassen, Dr. Gresham«, sagte er und beendete das Gespräch.
    Jane stand da und starrte dümmlich auf das Handy. Sie brauchte einen Drink. Normalerweise nahm sie nicht gleich zu Alkohol Zuflucht, aber sie hatte auch nicht jeden Tag einen Killer an der Strippe.
    Sie ließ den Wagen stehen, ging den Hang hinunter in die Stadtmitte und kehrte im ersten Pub ein, an dem sie vorbeikam.
    Sie holte sich einen Southern Comfort und eine Cola und fand eine stille Ecke, wo sie dem Raum den Rücken zukehren und sich erholen konnte. So kam es, dass sie nicht vorgewarnt war, als Jake auftauchte. Gerade noch war sie allein, dachte über John Hamptons unergründlich dunkle Welt nach und hoffte, dass sie ihr nie wieder so nah kommen musste, wie sie gerade gewesen war. Im nächsten Moment stand Jake neben ihr, eine Hand auf der Stuhllehne, die andere am Tischrand. »Jane, was für eine Überraschung«, sagte er.
    Sie fuhr so schnell herum, dass ihr eine Locke ins Auge schlug, das daraufhin zu tränen begann. Sie rieb es wütend und sagte: »Verfolgst du mich schon wieder? Wie viel klarer soll ich mich denn noch ausdrücken? Wir. Sind. Fertig miteinander.«
    Jake war verwirrt und warf schnell einen Blick über die Schulter, ob jemand in dem halb leeren Pub ihr privates Melodrama mitbekommen hatte. Aber alle waren zufrieden ins Gespräch oder in Sudoku-Spiele vertieft. »Ich bin dir nicht gefolgt«, sagte er. »Ich war spazieren, und da fing es an zu regnen. Ich bin schnell hier reingegangen, um im Trockenen zu sein.« Er zeigte den Ärmel seiner Jacke, die dunkle

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