Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Gegen ihre Logik ließ sich nicht viel sagen. »Desto mehr Grund hast du, hier drinnen zu bleiben«, sagte Jane und versuchte, ihre eigene Angst nicht zu zeigen. »Wir können nichts daran ändern und müssen uns einfach bedeckt halten. Ich werde versuchen, Jimmy zu fragen, ob er etwas von einem Einbruch bei Letty gehört hat.« Sie drückte Tenille noch einmal fest an sich und stand auf. »Lass dir das eine Lehre sein. Bleib drin - diesmal meine ich es wirklich ernst.«
    »Ja, ja. Du hast Recht.« Sie gähnte. »Ich bin sowieso zu müde für noch mehr Abenteuer. Mann, ich fühle mich, als wäre ich letzte Nacht bei einem Marathonrennen mitgelaufen.« Jane ging über den Hof, in ihrem Kopf drehte sich alles. Wer war dieser geheimnisvolle Mann? Er musste mit ihrer Suche nach dem Manuskript zu tun haben. Alles andere wäre ein zu großer Zufall. Aber wie sehr Matthew oder Jake sich auch wünschten, das Manuskript vor ihr zu finden, Jane konnte sich nicht vorstellen, dass sie diese Unverfrorenheit besaßen, und schon gar nicht, dass sie Lust auf einen Einbruch und noch viel weniger auf einen Mord hatten. Oder war es jemand anders, über den sie nichts wusste, dessen Existenz Jake angedeutet hatte? Bevor sie sich noch weiter in ihre Gedanken verstricken konnte, riss das Klingeln ihres Mobiltelefons sie in die Gegenwart zurück. »Hallo?«, meldete sie sich.
    »Ist da Jane Gresham?« Die Stimme kam ihr irgendwie bekannt vor. »Ja. Wer spricht?«
    »Detective Chief Inspector Ewan Rigston. Wir haben uns auf der Farm Ihrer Eltern am Samstagabend kennen gelernt.«
    »DCI Rigston. Wie kann ich Ihnen helfen? Ist Tenille gefunden worden?«
    »Nein, es hat nichts mit Tenille zu tun. Ich muss mit Ihnen wegen eines plötzlichen Todesfalls sprechen.«

 
     
     
    Und doch hatte ich trotz all meiner Vorbereitungen das Ende, als es kam, genauso wenig erwartet wie irgendjemand sonst. Eines unguten Tages im September 1793 lieh sich ein eingeborener Diener ein Gewehr. Er sagte, er wolle für die weißen Männer zum Abendessen ein Schwein schießen. Dies war an sich nichts Außergewöhnliches. Wir hatten sie oft ohne schlimme Folgen für solche Zwecke Feuerwaffen benutzen lassen. Die Frauen hatten, wie es üblich war, das Dorf verlassen, um Eier von Seevögeln zu sammeln. Die weißen Männer waren auf ihren Pflanzungen bei der Arbeit, während ich in der Nähe meines Hauses geblieben war. Meine Frau war mit unserem dritten Kind schwanger, und ich wollte zur Stelle sein. Als ich auf meinem Jamswurzelacker arbeitete, hörte ich einen Schuss und war so töricht, mich zu freuen, weil ich glaubte, der Schuss kündige einen Schweinebraten zum Abendessen an. Meine Freude währte aber nur kurz. Eine kleine Weile später schlichen sich die aufständischen Eingeborenen von hinten an mich heran und schossen mich in den Rücken, die Kugel drang in meine Schulter. Ich fiel mit einem Schrei zu Boden. Dann spürte ich einen Schlag auf den Kopf und um mich herum wurde alles schwarz.

36
    Jane kämpfte gegen die Angst an, die ihre Brust beengte, und stieß ein kurzes Stoßgebet aus. »Ein plötzlicher Tod?«, fragte sie und bemühte sich, so zu klingen, als sei das die unwahrscheinlichste Sache, zu der ein Polizeibeamter sie befragen könnte. »Wer ist gestorben?«
    »Eine ältere Frau namens Letty Brownrigg. Sie lebte auf Chestnut Hill am Rand von Keswick. Die Sache ist die, Ihr Name und Ihre Telefonnummer standen auf dem Notizblock neben dem Telefon in ihrem Wohnzimmer.« Er ließ die Worte im Raum stehen.
    Jane fühlte sich, als hätte sie jemand vor die Brust gestoßen. Sie versuchte, ruhig zu bleiben. »Ja. Ich habe sie ihr am Dienstag aufgeschrieben, als ich sie besuchte. Aber ich verstehe nicht, warum Sie mich anrufen. Stimmt etwas nicht? Ist etwas verdächtig?« Jane suchte verzweifelt nach den typischen Worten einer unschuldigen Person. Sie wusste schon jetzt, dass sie Tenilles Anwesenheit am Tatort nicht verraten würde. Es war besser, Beweise zurückzuhalten, als Tenille dem Verdacht auszusetzen, dass sie in einen zweiten Todesfall verwickelt sein könnte. »Tja, warum sollten Sie das denken?« Jane seufzte frustriert. »Wenn sie einfach im Schlaf gestorben wäre, wäre kein Kommissar mit der Sache befasst und würde mich schon gar nicht anrufen und Fragen stellen, die mir sinnlos vorkommen.«
    »In Ordnung. Folgendes: Mrs. Brownrigg war bereits einige Zeit nicht beim Arzt gewesen, deshalb müssen wir herumfragen, um sicherzugehen, dass alles

Weitere Kostenlose Bücher