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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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vergnügt.
    Jake fragte sich kurz, was sie wohl genommen hatte und ob sie ihm etwas davon abgeben könnte. »Haben Sie ein Zimmer?«
    Die Frau machte ein skeptisches Gesicht. »Ist es nur für eine Nacht?«
    Sie schlug ein dickes Buch auf und fuhr mit dem Finger über die Seite.
    Wenns bloß so wäre. »Ich werde ein paar Nächte hier sein«, sagte er. »Ich weiß noch nicht genau, wie lange.« Der dickliche Finger hielt an. »Wir haben noch ein Einzelzimmer«, sagte sie. »Ich kann es Ihnen für vier Nächte geben.« »Das genügt mir«, sagte er und betete, dass das ausreichen würde, um die Dinge mit Jane zu regeln. Er nahm seine Brieftasche heraus und legte seine Firmenkreditkarte vor. »Gibt es einen Internetanschluss?«, fragte er, ohne Hoffnung auf eine positive Antwort.
    »Sie können sich analog über das Telefon anschließen, aber es gibt auch einen drahtlosen LAN-Anschluss gleich neben der Derwent Bar«, sagte sie so lässig, als hätte er gefragt, ob es fließendes Wasser gäbe. »Also, brauchen Sie etwas zu essen? Die Küche ist schon geschlossen, aber ich kann Ihnen eine Suppe und ein Sandwich organisieren, wenn Sie möchten.« »Das wäre toll«, sagte er - und nicht nur aus Freundlichkeit. »Und könnte ich irgendwo die Lokalzeitung bekommen?« Weniger als eine Stunde später lag er auf seinem Bett, gestärkt von einem Schinkensandwich, Lauch-Kartoffel-Suppe und Theakston's bestem Starkbier. »Die heißt doch tatsächlich Keswicker Mahnruf«, sagte er zu Caroline, die noch bemerkenswert wach klang, da es auf Kreta bereits ein Uhr morgens war.
    »Wie wunderbar viktorianisch«, sagte sie. »Stehen die Mastviehpreise immer noch auf der ersten Seite?« Er lachte. »Ganz so schlimm ist es nicht.« »Wenn man dort auch total auf dem Land ist, hat man ja trotzdem alles, was man braucht«, sagte Caroline. »Hast du schon mehr über die Moorleiche herausgefunden?« »Hier vor Ort gibt es jede Menge Gerüchte, aber wenig Einzelheiten über die Leiche selbst. Ich nehme an, die forensische Anthropologin hatte vor Redaktionsschluss kaum Zeit für ihre Untersuchungen.«
    »Schade. Hast du Jane schon kontaktiert?« »Ich bin ja gerade angekommen, und sie gehen hier in der Gegend früh zu Bett«, wandte Jake ein. »Außerdem dachte ich, ich sollte mich erst mal hier umschauen. Mal sehen, ob ich mich mit dieser Anthropologin, Dr. Wilde, unterhalten kann. Vielleicht kann sie das Alter der Leiche ungefähr bestimmen.«
    Er hörte Caroline seufzen. »Die Leiche ist nicht so wichtig, Jake. Wir sind an Janes Manuskript interessiert. Sobald du kannst, musst du sie auf deine Seite ziehen.« »Es ist nicht so einfach, wie es in London gewesen wäre«, sagte er. »Es wird schwierig sein, sie allein anzutreffen. Und ich muss unter vier Augen mit ihr sprechen. Wenn ich auf der Cold Comfort Farm auftauche, wird ihr Dad mich wütend anstarren und ihre Mum mich mit arsenversetztem, selbst gebackenem Kuchen traktieren.« »Was schlägst du also vor?«
    Jetzt war Jake an der Reihe mit dem Seufzen. »Ich werde mich wie ein verdammter alberner Spion verhalten müssen. Ich muss einen günstigen Aussichtspunkt suchen, von wo aus ich die Farm beobachten und Jane folgen kann, wenn sie herauskommt, und einfach hoffen, dass sie irgendwo hingeht, wo ich mit ihr sprechen kann.«
    Caroline konnte das Lachen kaum unterdrücken. »O Gott, ich wäre ja so gerne eine Fliege an der Wand. Jake beim Vorsprechen für seine Mantel-und-Degen-Rolle.« »Ich halte dich auf dem Laufenden«, sagte er, ärgerlich darüber, dass sie ihm offenbar nicht besonders viel zutraute. »Tu das. Ich erwarte Großes von dir, Jake. Träum schön.« Und weg war sie. Träum schön, dachte er und hopste zur Probe auf der viel zu weichen Matratze herum.
    Das kann ja heiter werden.
    Der abnehmende Mond stand tief über dem Parkplatz und ließ die letzten Blätter an den herunterhängenden Zweigen wie zerlumpte Fetzen erscheinen. River fröstelte in der feuchten Kälte, die in die Hotelhalle hereindrang, als Ewan Rigston die Tür für sie aufhielt. »Brrr«, sagte sie, »diese Luft im Lakeland vertreibt die Wärme aber wirklich gründlich.« »Du würdest also einen kleinen Spaziergang um Derwent Water herum nicht verlockend finden?«, neckte er sie und ging neben ihr her. »Ist das etwa dein Ernst?«
    Er lachte. »Ich hab dafür nicht die richtigen Sachen an. Und selbst wenn, würde ich nicht an so einem Abend wie heute losziehen.« Er schnupperte und zeigte auf eine

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