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Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten.

Titel: Das Morden ist des Mörders Lust. Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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die Lage der Kugeln auf dem leuchtend grünen Filz, schob seine Zunge in die Backe und verfehlte seinerseits. Er kicherte und rieb sein Queue mit Kreide ein.
    »Hör zu«, sagte Sal verzweifelt. »Du lotst mich rein, daß ich den Halpert sprechen kann, und ich geb dir was für deine Bemühungen.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ich hab kein Geld, aber ich werd dir was andres geben. Du kannst mein Spiel haben.«
    »Dein was?«
    »Du kannst so gut spieln wie ich, ich tausch mein Bil­lardspiel dagegen ein. Is das ein Angebot?«
    »Ich versteh nich. Du meinst, du willst mich trainieren?«
    »Das brauch ich nich. Du spielst so gut wie ich, das is al­les. Ich kann sowas. Ich kann’s nich erklärn, ich kann’s eben. Sag einfach ja, Jan, das is alles, was du sagen mußt. Wenn du anfängst, prima zu spielen, wirste mich dann mit Halpert zusammenbringen?«
    »He«, sagte Jans Partner, »du bist dran.«
    »Abgemacht!« Jan lachte. Er nahm sein Queue auf und vermasselte ein Spiel, bei dem die Kugeln nicht günstiger hätten liegen können.
    Am frühen Nachmittag des folgenden Tages rief Jan ihn direkt von Grimski aus an. Jan war viel zu erregt, um zu­sammenhängend sprechen zu können, weshalb Sal zum Billardsalon ging und sich die gestotterte Geschichte sei­ner plötzlichen Könnerschaft anhörte. Er hatte gerade Grimski selbst geschlagen, und der Inhaber des Billardsa­lons hatte verwirrt eine Wette von 3:1 auf das Spiel ausge­zahlt. Jan erbot sich, nun sogar gegen Sal anzutreten, aber Sal war klüger. Er kam statt dessen lieber auf den alten Halpert zu sprechen.
    Zwei Tage später holte der Chauffeur Sal in Halperts funkelndem Bentley ab und brachte ihn zu dem großen Apartmentblock an der unteren Fifth Avenue. Die Innen­ausstattung des Autos ließ Sal ergriffen verstummen, ebenso der erste Anblick von Halperts eine ganze Etage einnehmender Wohnung. Halpert war in der Bibliothek; dort gab es einen richtigen Kamin.
    »Das ist der Bursche, von dem ich Ihnen erzählt habe«, sagte Jan.
    »Der sieht mir gar nicht wie ein Arzt aus.« Halpert sag­te das mit Verachtung. Er war ein kleiner, dicker Mann mit einem fleckigen, rosa Gesicht. Zu seinem dunkel­grauen Anzug gehörte eine Weste mit weißer Paspelie- rung. Beim Sprechen keuchte er, und Sal konnte die win­zigen Adern auf seiner Nase und seinen Backen sich bei jedem Atemzug zusammenziehen und wieder ausdehnen sehen.
    Als Jan sie allein ließ, räusperte sich Sal. »Nicht direkt Arzt, Mr. Halpert, hat Jan das gesagt?«
    »Was willst du, Junge?«
    »Ich möchte ein Geschäft machen. Nur wird es sich ver­rückt anhören, deshalb schmeißen Sie mich nich gleich raus. Wissen Sie, wie alt ich bin?«
    »Was zum Teufel soll das?« murrte Halpert.
    »Ich bin sechsundzwanzig. Wie alt sind Sie, Mr. Halpert?«
    »Hör mal ...« sagte Halpert.
    »Nein, warten Sie einen Augenblick. Es ist mir egal, wie alt, Mr. Halpert. Ich meine, es spielt keine Rolle. Was ich wissen möchte ist, wieviel Sie dafür geben würden, wenn Sie so wie ich wären. Sechsundzwanzig, meine ich.«
    Halperts kleine Augen bewegten sich schnell, als wenn er Angst hätte.
    »Glauben Sie nicht, daß ich verrückt bin, Mr. Halpert. Ich möchte einen Tausch machen. Sie müssen mir nicht glauben, noch nicht. Aber wenn der Preis stimmt, tausche ich meine sechsundzwanzig Jahre gegen Ihr Alter, wie hoch auch immer.«
    »Jan!« rief Halpert.
    »Bitte, urteilen Sie nicht zu schnell, Mr. Halpert. Wie­viel würden Sie dafür geben, wenn Sie wieder sechsund­zwanzig sein könnten – sagen Sie mir nur das, und ich gehe.«
    »Ist das ein Versprechen?«
    »Wieviel, Mr. Halpert?«
    Der alte Mann entspannte sich ein wenig und ging sogar so weit, ein ganz kleines Lächeln zu lächeln. »Ich würde eine Million Dollar geben, so viel, ja. Mit was für Pillen gehst du denn hausieren, Bursche?«
    »Sie haben so viel Geld?«
    »Und mehr. So, willst du dich jetzt wohl zum Teufel scheren?«
    »Wollen Sie tauschen, Mr. Halpert? Geben Sie mir eine Million Dollar für meine sechsundzwanzig?«
    »Einfach so?«
    »Sie müssen nur ja sagen, Mr. Halpert. Der Rest ist leicht. Versuchen Sie nur nich, mich reinzulegen, da wür­de nix draus. Wenn wir erst getauscht haben, ist die Sache endgültig. Ich kriege die eine Million Dollar, Sie werden sechsundzwanzig. Was meinen Sie, Mr. Halpert?«
    Vier Tage später heuerte Mr. Halpert eine Vierercrew an, zwei davon wohlproportionierte Damen, und begab sich mit einer kleinen Yacht auf eine Kreuzfahrt in

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