Das Mordgesindel (German Edition)
einen Clan, sonst nichts Weltbewegendes.«
Ich schwieg. Was sprach gegen die Theorie eines Clans? Es gab unzählige Interessengemeinschaften, warum nicht auch hier?
Pädophilen-Ringe? Kein Problem, tragen Sie sich ein und schon liefern wir …
Serienmörderduos? Kein Problem, komm Kumpel, wir schlitzen eine Hure auf …
In meinem Job hatte ich viel gesehen und gehört. Nicht zuletzt der Kannibalen-Ring aus Dianas und meinem letzten Fall bestätigte, dass Psychopathen gerne die Gesellschaft Gleichgesinnter suchten. Weshalb dann nicht ein Clan, der gemeinsam auf die Jagd ging? Und ich wusste, dass Markus der Kopf der Bande war. Für mich bestand kein Zweifel daran. Jede Gruppe brauchte ein Alphatier und Dianas Freund schien prädestiniert für solch einen Job zu sein.
Das kleine, rote Teufelchen setzte sich auf meine Schulter. »Und wenn wir ihn finden, brauchen wir keine Helferlein, um ihn kaltzumachen. Stimmt’s, Tomas, alter Freund?«
Kapitel 11
Lady begleitete Diana durch einen weiteren Flur. Dieser war ebenfalls gefliest und auch hier gab es in den Fugen feine rostbraune Blutsprenkel, die von Gewalt, Schmerz und Tod zeugten. Diana fröstelte. Das schwarze Kleid saß eng wie eine zweite Haut und sie fühlte sich unwohler denn je. Für wen hatte man sie so aufgebrezelt? Was befand sich hinter der Tür, die Lady öffnete?
»Viel Spaß beim Kennenlernen.« Sie lachte und stieß Diana in ein Zimmer.
Mehrere Hände fingen sie auf und bewahrten sie vor einem Sturz. Schwaches Kerzenlicht spiegelte sich flackernd in den Augen der Frauen, die genau wie Diana so aussahen, als gingen sie gleich zu einem Abschlussball. Rothaarige, Blonde, Brünette, alles vertreten, und wie Diana erkannte, kamen sie aus den verschiedensten Teilen der Welt.
Eine Asiatin brachte sie zu einer Steinbank und setzte sich gemeinsam mit ihr hin. »Wie heißt du?«, fragte sie in einwandfreiem Deutsch. Sie strich Diana eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus der Hochsteckfrisur gelöst hatte. »Ich bin Jiao.«
»Diana«, flüsterte sie und wandte den Blick von Jiao ab. Sie zählte zwanzig Frauen, die auf engstem Raum zusammengepfercht standen oder saßen. Viele redeten mit sich selbst in Sprachen, die sie nicht einordnen konnte. »Was passiert jetzt?«
Jiao öffnete den Mund, als die Tür aufgerissen wurde und einige einen kurzen Schrei ausstießen.
»Du da!« Ein Mann, dessen Oberarme dicker waren als Dianas Oberschenkel, griff sich eine Rothaarige und schleifte sie davon.
Diana blickte fassungslos hinter den beiden her, bis die Tür zugeschlagen und eine andere lautstark geöffnet wurde. Sie vernahm Rufe von Männern und Pfiffe, die durch das Gebäude hallten. Plötzlich verstummten sie und Ruhe kehrte ein. Diana zitterte und biss sich auf die Unterlippe.
Jiao berührte sie an der Schulter. »Halt dir die Ohren zu, die Wände sind dünn.«
Diana dachte nicht daran. Was auch immer gleich geschah, sie wollte es mitbekommen, um endlich zu erfahren, was zum Teufel hier eigentlich vorging.
Sie zuckte zusammen, als eine Frau schrie und es kurz darauf dumpf krachte, als hätte jemand etwas gegen Holz geworfen. Die Rothaarige! Sie wimmerte, weinte und flehte – es klatschte und sie schwieg.
»Er schlägt sie!«, rief Diana. Niemand reagierte. »Wir müssen ihr helfen!«
»Vergiss es, Schätzchen.« Eine Frau näherte sich Diana, die riesigen Brüste hingen ihr fast bis zum Bauchnabel. »Ich bin schon länger hier. Weder kannst du ihr helfen noch entkommen.« Sie zog Rotz hoch und spuckte auf den Boden.
»Was machen diese Schweine mit ihr?« Diana fühlte sich der Verzweiflung nahe. Waren die anderen dumm oder so sehr eingeschüchtert, dass sie es nicht einmal wagten, sich zu bewegen?
Die massige Frau packte Diana und zwang sie aufzustehen. Ihre Gesichter klebten beinahe aneinander. Diana sah verfaulte Zahnstümpfe. Der Mundgeruch der Frau war unerträglich.
»Vergewaltigen, schlagen, verbrennen, ihr Körperteile abschneiden …« Ein Knall unterbrach sie. »Oder einfach erschießen, jede bekommt das, was sie verdient.« Sie ließ Diana los. »Ich kann mir schon vorstellen, was sie mit dir machen werden, Schätzchen.«
Diana knickten die Beine weg. Sie fiel zu Boden, rollte sich wie ein Embryo zusammen und schlang die Arme um die Knie. Jiao hockte sich neben sie und streichelte ihre Wange.
»Hör nicht auf Olga, sie erzählt nur Unsinn. Niemand wird dir wehtun. Wenn sich kein Käufer für dich findet, bringen
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