Das Mordhaus (German Edition)
nicht. Sie schaute an sich herab und sah, dass sie an einen Stuhl festgebunden war. Das konnte nicht sein! Sie saß nackt und gefesselt auf einem ver dammten Holzstuhl. Manuela zit terte vor Angst und vor Wut auf sich selbst. Warum war sie aufge standen und umhergelaufen? Es schien ihr, als hätte der Mann den Moment abgewartet, dass sie ihren Platz an der Tür verließ. Hatte er sie mit Kameras beobach tet? Woher sonst hätte er wissen sollen, dass sie mit einer Flasche in der Hand auf ihn wartete? Aber in dem Raum war es dunkel ... das hinderte allerdings eine Nachtsichtkame ra nicht daran, sie zu filmen ...
»Er hat dich beobachtet«, sagte sie zu sich.
»Ganz recht«, erklang es hinter ihr.
Manuela zuckte zusammen. Der Kerl befand sich in ihrer unmit telbaren Nähe! Sie konnte förmlich seinen Atem auf der Haut spü ren. Sie versuchte, den Kopf nach allen Seiten zu drehen. Sie sah ihn nicht. Wo war dieses verdammte Schwein?
Wieder ertönte seine Stimme. Diesmal weiter weg, aber immer noch bedrohlich. »Dachtest du, du seist schlauer als ich? Wolltest mich überwältigen ... pah! Dummes, kleines Frauchen.«
»Wo ist Anne?«, fragte sie und ging nicht auf seine Provokation ein.
»Darüber solltest du dir nicht den Schädel zerbrechen, mach dir über dich selbst Gedanken und darüber, was du deinen Liebs ten an getan hast.«
Ihren Liebsten angetan? Was meinte dieser Irre? Sie hatte nie mals jemandem ernsthaften Schaden zugefügt. In der Schule war sie be liebt gewesen. Mit ihren Eltern hatte sie ein gutes Verhältnis ge habt und die Liebe zu ihrem Mann und Anne könnte inniger nicht sein.
»Was meinen Sie?«, fragte sie verblüfft und hoffnungsvoll zu gleich. Vielleicht lag eine Verwechslung vor und er meinte eine an dere Frau.
»Du weißt genau, was ich meine, Weib!«, schrie er und stand mit einem Mal zwischen ihr und der Steinwand.
Sie riss erschrocken die Augen auf, als sie das große Messer in sei ner zitternden Hand erblickte. »Ich weiß es wirklich nicht!« Sie weinte und wandte den Kopf von ihm ab.
Er zog an ihren Haaren, damit sie ihn wieder ansah. »Du hast sie mir weggenommen und ihr Lügen über mich erzählt!« Geifer flog in langen Fäden in Manuelas Gesicht. »Dafür werdet ihr bei de büßen!«
Mit einem Ruck drehte der Mann den Stuhl, auf dem Manuela saß, und lachte teuflisch. »Da, sieh sie dir an, deine geliebte Toch ter.«
Sie richtete den Blick nach vorn und sah sie, ihre Anne, nackt in ei nem Käfig sitzend!
»Anne!«, schrie sie. »Geht es dir gut, mein Schatz? Hat der Mann dir etwas getan?«
Anne antwortete ihr nicht. Sie blickte ihre Mutter starr an.
»Was hast du mit ihr gemacht, du Schwein?«
Manuela spürte kalten Stahl an ihrem Hals. Er beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins Ohr. »Ich habe ihr gesagt, wenn sie ein liebes Kind ist und den Mund hält, und nicht auf das hört, was ihre Mutter sagt, bleibt sie am Leben.«
Manuela atmete tief durch und versuchte das eben Gehörte zu ver arbeiten. Vielleicht hielt er Wort und ließ Anne am Leben ... sogar wenn das bedeutete, dass sie selbst starb.
Ihr blieb keine andere Wahl, sie musste so tun, als würde sie ihm glauben. »Hör auf den Mann, Anne. Mach alles, was er sagt, dann tut er dir nichts.« Im tiefsten Innern glaubte sie nicht an das, was sie zu ihrer Tochter gesagt hatte.
»Genau, Kleine, hör auf deine Mutter.« Er brach erneut in Geläch ter aus. »Dann tue ich dir nichts.« Das Lachen endete in ei nem Grun zen und ebbte endlich ab.
Manuela sah, wie ihrer Tochter Tränen über die Wangen liefen und konnte die eigenen nicht zurückhalten. Sie weinte und schluchzte, während der Mann sich wieder vor sie stellte und am Stuhl rumzu fingern begann.
Mit verquollenen Augen richtete sie ihren Blick auf ihn und auf das, was er da tat. Er hantierte an den Armlehnen, er entfernte et was ... Metallplatten, die darunter befestigt gewesen sein muss ten. Ma nuela verstand nicht, was das zu bedeuten hatte. Auch dann nicht, als der Mann mit zwei Babywannen zurückkam. Er stellte sie unter die Armlehnen. Er hockte sich vor ihre Beine und hielt das Messer an ihr linkes Handgelenk. Sie bewegte panisch die Arme hin und her, scheuerte sich an dem Seil die Haut auf. Sie sah, was er an der Armlehne freigelegt hatte, an beiden Seiten jeweils ein Loch im Holz, genau unter ihren ... als sie es begriff, war es zu spät. Die Klin ge bohrte sich unbarmherzig kalt in ihr Handgelenk. Sie spürte, wie warme Flüssigkeit aus
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