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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Tathergang fragen.»
    «Es gibt keinen
Tathergang,
weil es offensichtlich ein Unfall gewesen ist
.
Sven ist auf der Flucht vor der Weißen Frau in den Wassergraben gefallen und dabei an seinem eigenen Körpergewicht erstickt. Karls Obduktion sagt genau das aus.»
    Mit der Beteiligung einer mysteriösen Weißen Frau an dem Geschehen hatten alle ihre Schwierigkeiten. Kilian suchte nach den geeigneten Worten. «Schorsch, soll ich das vielleicht dem Staatsanwalt sagen?»
    Heinlein setzte zur Gegenrede an, fasste sich aber noch rechtzeitig. «So lauten die Aussagen der drei Zeugen», sagte er ruhig.
    «Die Jungs waren betrunken und bekifft. Die würden auch ein UFO beschwören, wenn es ihnen hilft.»
    Das war die denkbar schlechteste Erklärung. Das unterstellte Heinleins Sohn Falschaussage, wenn nicht Vorsatz. «Was soll das heißen, verdammt?! Denkst du, Thomas oder die drei haben Sven gemeinsam in den Graben gestoßen und wollen es nun vertuschen?»
    «Natürlich nicht. Aber es ist eine denkbare Möglichkeit, die der Anwalt der Familie aufwerfen wird», widersprach Kilian heftig. «Auch die haben ein Recht zu erfahren, wie es zum Tod ihres Kindes gekommen ist. Herrgott, wir wollen dirdoch nur helfen. Niemand von uns hält Thomas für schuldig am Tod des Jungen. Aber die Frage wird kommen. Solange nicht geklärt ist, wo sich Thomas zwischen dieser mysteriösen Erscheinung und dem Tod Svens aufgehalten hat, ist er verdächtig.»
    «So wie die beiden anderen auch. Wer sagt dir, dass sie nicht zurückgekommen sind und Sven in den Graben gestoßen haben?»
    «Genau das will ich rausfinden. Nur haben wir das Problem mit den Blutspuren an Thomas’ Jacke und dieser lächerlichen Weißen Frau. Der erste Blick richtet sich auf deinen Sohn.»
    Heinlein kochte innerlich vor Wut. Kilian hatte recht. Mit einer Weißen Frau als Auslöser für die Tat oder den Unfall brauchte er dem Staatsanwalt nicht zu kommen. Es musste einen anderen Weg geben.
    «Wer ist für den Fall zuständig?», fragte er.
    «Staatsanwalt Mangel, habe ich gehört. Du weißt, er ist ein scharfer Hund, der nichts unversucht lässt, um seine Verurteilungsquote zu erhöhen.»
    Mangel, seufzte Heinlein. Den hatte ihm bestimmt der Chef eingebrockt. Es dürfen keine Zweifel an der Integrität meiner Beamten aufkommen, hatte er gesagt.

11
    Der Weg hinauf zum Weingut Baron zog sich kurvenreich an Pappeln vorbei, die die Straße säumten und angenehmen Schatten spendeten. Unten, am Fuß der Anhöhe, schmiegte sich der Main in das fruchtbare Tal, das den Winzern reiche Einträge bescherte. Das Sonnenlicht zerbarst in viele tausend kleine Diamanten auf der Wasseroberfläche. Sie schienen so nahe, als brauchte man nur mit beiden Händen zuzugreifen. Wer auch immer dieses Tal geschaffen hatte, wusste um das menschliche Streben nach Schönheit und Anmut.
    Heinlein war indes ganz anders zumute. Er hatte keinen Sinn für die Landschaft und deren Früchte. Während er wie geistesabwesend den Wagen steuerte, dachte er an die Vernehmung, die Kilian soeben mit Thomas führte. Er hatte seinem Sohn eingeschärft, nichts zu beschönigen oder zu verfälschen. Eine Lüge würde früher oder später aufgedeckt und würde seine Lage nur verschlimmern. Jetzt war sich Heinlein jedoch nicht mehr so sicher. Sollten Thomas und die beiden Zeugen tatsächlich auf die Erscheinung einer Weißen Frau bestehen? Das machte ihre Aussage auf keinen Fall glaubwürdiger. Im Gegenteil, sie gab Raum für Spekulationen, warum die Jungs nicht die Wahrheit über die Vorkommnisse jener Nacht preisgaben.
    Auf der anderen Seite konnte das Mysterium als Resultat ihres Drogenkonsums angesehen werden, was letztlich zu einer verminderten Schuldfähigkeit führen könnte.
    Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte, nichts brachte seinen Sohn aus der Schusslinie. Es blieb letztenEndes dem Staatsanwalt vorbehalten, ob er auf Basis der vorliegenden Beweislage Anklage erheben würde oder nicht. Wenn nur nicht dieser Staatsanwalt Mangel zuständig wäre, dann wäre ihm weitaus wohler zumute. Mangel stand im Ruf eines unerbittlichen Anklägers. Wenn er sich auf etwas eingeschossen hatte, dann ließ er nichts außer Acht, um sein Ziel zu erreichen. Heinlein konnte nur hoffen, dass Mangel mit einem anderen Fall beschäftigt war und diesem keine große Bedeutung beimaß.
    Der Wagen rollte knirschend auf dem Kies des Parkplatzes aus, der mit Fahrzeugen aus weit entfernten Städten gut besetzt war. Schattenspendende

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