Das Mordkreuz
gerade frischen gemacht.»
«Bah», winkte Kilian ab. «Dass ihr bei so einer Hitze noch heißen Kaffee trinken könnt. Ich verstehe das nicht.»
«Wieso?», fragte Heinlein. «Kaffee kann man zu jeder Tages- und Nachtzeit trinken.»
«Aber keinen heißen. Eiskalt muss er sein. Hier, so wie dieser.»
Kilian reichte Heinlein seinen Café Frappé. Er probierte.
«Nicht schlecht. Was ist das?»
«Ein Frappé. Das trinkt man im Süden, wenn es so heiß ist wie heute.»
«Okay. Sabine, machst du mir auch so ’nen kalten Kaffee?»
«Noch einen Wunsch?», protestierte sie und verschwand in ihrem Zimmer.
«Was hat die denn schon wieder?», fragte Heinlein.
Kilian lächelte. «Keine Ahnung. Vielleicht solltest du ihren Kaffee nicht verschmähen.»
Das Telefon klingelte. «Heinlein.»
Er hörte die Stimme seines Vorgesetzten, die ihn zum Rapport bestellte. «Bin sofort da», sagte er und machte sich auf den Weg. «Ich bin dann mal beim Chef.»
Kilian wünschte ihm viel Glück. Dann suchte er die Nummer der Kollegen in Bonn heraus. Nach mehreren Weiterleitungen war er beim gesuchten Beamten in Rheinland-Pfalz gelandet. «Können Sie mir etwas zu den Umständen des Unfalls sagen?»
Der Mann wiederholte stichpunktartig die Informationen, die Kilian bereits kannte.
«Gab es irgendwelche Anzeichen von Fremdverschulden?», unterbrach er ihn.
«Nicht dass ich wüsste. Wieso fragen Sie?»
Nun war Kilian an der Reihe. Er berichtete von ihrenErmittlungen und diesem seltsamen Zufall und dass kurz nach Rosie Wildes Tod nun auch der Verursacher des Unfalls gestorben sei.
Der Kollege am anderen Ende der Leitung geriet ins Nachdenken. Er bat um einen Moment Geduld und entfernte sich. Schließlich meldete er sich wieder. «Ich habe nochmals mit dem Beamten gesprochen, der mit mir damals den Unfall aufgenommen hat. Es gibt da eine Sache, die uns etwas spanisch vorgekommen ist. Wir haben uns nicht sonderlich was dabei gedacht, aber nachdem Sie nun fragen … Es handelt sich um die Ölspur, die dazu geführt hat, dass Wuhlheide mit seinem Motorrad ausgerutscht ist. Und zwar befand sie sich in dieser Kurve. Normalerweise ziehen sich diese Spuren ja über einige Meter dahin, aber bei dieser schien es, als ob ein Fahrzeug just an dieser Stelle gestoppt und dabei das Öl verloren hätte. Wir haben bei allen Werkstätten und bei den Automobilclubs nachgefragt, ob es irgendwelche Schäden an Autos gab, die mit diesem Ölverlust zu erklären gewesen seien. Doch niemand wollte etwas davon wissen. Wer auch immer das Öl dort verloren hat, musste Ersatzteile und Öl dabei gehabt haben, um den Schaden zu beheben. Leider hatte er versäumt, die Ölspur trockenzulegen.»
«Ermitteln Sie noch in dieser Sache?»
«Nein, wo denken Sie hin? Der Nürburgring ist in der Nähe. Die Straße wird an Wochenenden stark befahren. Da kommen Leute aus ganz Deutschland zusammen.»
«Wie sah die Unfallstelle aus? Ich meine, lag sie auf freier Strecke?»
«Überhaupt nicht. Die Straße, auf der Wuhlheide gefahren ist, führt durch die Eifel. Laut seinem Vater war sie ihm sogar sehr vertraut. Jeden Morgen soll er sie auf dem Weg zur Arbeit genommen haben. Kurz bevor man aus dem Wald herauskommt, macht die Straße eine scharfe Linkskurve, wo man die Geschwindigkeit drosseln muss. Nicht zuletzt, weilkurz danach eine Stelle kommt, die von Wallfahrern frequentiert wird.»
«Wallfahrer? Was haben die dort zu suchen?»
«Da gibt es so eine Art Gebetsstein. Ein ganz bekanntes Teil.»
«Gebetsstein? Was ist das?»
«Na, wie nennt man das gleich wieder … genau, einen Bildstock.»
28
Heinlein schloss die Tür zum Büro des Polizeipräsidenten hinter sich. Wie erwartet hatte er Rede und Antwort zum Stand der Ermittlungen stehen müssen. Dass dieses persönliche Gespräch allerdings zu einem so frühen Zeitpunkt stattfand, hatte Heinlein dennoch überrascht. Normalerweise ließ man ihn ein paar Tage länger gewähren, bevor er sich zur aktuellen Ergebnislage äußern musste. Denn viele gesicherte Erkenntnisse hatte er noch nicht vorzuweisen. So blieb es bei den Todesursachen von Zinnhobel und Mangel und dass er noch in alle Richtungen ermittle.
Der Polizeipräsident war darüber wenig begeistert gewesen. Er hatte ihm erneut klargemacht, dass die Öffentlichkeit Ergebnisse erwartete. Der Druck nehme zu. Wen er mit Öffentlichkeit meinte, wusste Heinlein genau. Dahinter standen ganz andere Leute als die von der Straße. Den Gerichtspräsidenten hatte
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