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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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zum zweiten Mal beobachteten sie, wie Ostrowskij auf die Basilika zuging. Und wie von links diese einzelne Gestalt nahte ...
    »Stoppen Sie«, rief Gabriel plötzlich.
    Cassani klickte sofort auf PAUSE.
    »Springen Sie bitte zur letzten Aufnahme zurück.«
    Der Inspektor kam der Bitte nach.
    »Können Sie das Bild vergrößern?«
    »Ja«, antwortete Casssani, »aber die Auflösung wird schlechter.«
    »Tun Sie es trotzdem.«
    Mithilfe der Maus stutzte der Inspektor die Aufnahme auf die erforderliche Größe, dann klickte er auf das Symbol VERGRÖSSERN. Das Bild war, wie angekündigt, ziemlich verschwommen. Dennoch konnte Gabriel deutlich erkennen, wie die rechte Hand des Fremden an Boris Ostrowskijs rechten Oberarm fasste.
    »Wo befindet sich Ostrowskijs Leiche jetzt?«
    »In unserem Leichenschauhaus.«
    »Ist sie schon untersucht worden?«
    »Ich habe sie mir kurz angesehen, um festzustellen, ob sie äußere Anzeichen einer Verletzung oder Verwundung aufweist. Aber da war nichts.«
    »Wenn Sie noch einmal nachsehen, werden Sie vermutlich einen kleinen Einstich am rechten Oberarm entdecken. Dort hat ihm der Mörder ein russisches Gift injiziert, das innerhalb von Minuten die Atmung lähmt. Der KGB hat es im Kalten Krieg entwickelt.«
    »Ich werde gleich nachsehen.«
    »Vorher brauche ich noch eine Information von Ihnen.« Gabriel tippte auf den Bildschirm. »Ich muss wissen, wann dieser Mann den Platz betreten hat und in welche Richtung er gegangen ist, als er ihn wieder verlassen hat. Und ich brauche die fünf besten Fotos von ihm, die Sie finden können.«
     
    Er war ein Profi, und wie jeder Profi war er sich der Kameras bewusst. Nur einmal hatte seine Wachsamkeit nachgelassen, und zwar um 15:47:33, zehn Sekunden nachdem Boris Ostrowskij am Rand des Platzes zum ersten Mal von den Überwachungskameras des Vatikans erfasst worden war. Das Foto war von einer Kamera in der Nähe der Bronzetüren des Apostolischen Palastes aufgenommen worden. Es zeigte einen Mann mit kräftigem Kinn, breiten Wangenknochen, dicker Sonnenbrille und dichtem blondem Haar. Eli Lavon betrachtete das Foto im Schein einer Straßenlaterne oben auf der Spanischen Treppe, während fünfzig Meter weiter ein Sicherheitsteam des Dienstes hastig die sichere Wohnung nach Giften und radioaktivem Material durchsuchte.
    »Das Haar ist künstlich, aber die Backenknochen sind echt, würde ich sagen. Das ist ein Russe, Gabriel, und dem möchte ich lieber nicht in einer dunklen Gasse begegnen.« Lavon studierte das Foto, auf dem zu sehen war, wie sich die Hand des Mörders um Ostrowskijs Oberarm legte. »Der arme Boris sieht ihn nach ihrem Zusammenstoß kaum an. Ich glaube, er hat zu keiner Zeit geahnt, was mit ihm geschieht. «
    »Nein«, sagte Gabriel. »Er ist geradewegs in die Kirche gegangen und hat deine Anweisungen befolgt, als wäre nichts Ungewöhnliches geschehen. Selbst als er starb, schien er nicht zu begreifen, warum.«
    Lavon sah sich erneut das Foto des Mörders an. »Ich bleibe dabei, was ich vor der Kirche gesagt habe. Ostrowskij war sauber. Ich habe niemanden bemerkt, der ihm gefolgt wäre. Und jemand, der so aussieht wie der da, wäre mir mit Sicherheit aufgefallen.«
    »Ostrowskij war vielleicht sauber, aber
wir
waren es nicht.«
    »Willst du etwa behaupten, sie haben die Beschatter beschattet?« »Genau.«
    »Aber woher haben sie gewusst, dass wir dort sein würden?«
    »Wahrscheinlich wurde Ostrowskij in Moskau schon seit Monaten observiert. Als er nach Rom gekommen ist, hat er über eine nicht sichere Leitung in unserer Botschaft angerufen. Die andere Seite hat den Anruf mitgehört, entweder hier in Rom oder von einem Abhörposten in Moskau aus. Der Mörder ist ein Vollprofi. Er wusste, dass wir an Ostrowskij nicht herantreten würden, ohne vorher festzustellen, ob er beschattet wird. Und er hat getan, wozu echte Profis ausgebildet werden. Er hat die Zielperson ignoriert und sich stattdessen an unsere Fersen gehängt.«
    »Aber wie konnte er zehn Minuten vor Ostrowskij im Vatikan sein?«
    »Er muss mir gefolgt sein. Ich habe ihn nicht bemerkt, Eli. Es ist meine Schuld, dass Ostrowskij auf dem Fußboden der Kirche elendig zugrunde gegangen ist.«
    »So könnte es gewesen sein, aber ein stinknormaler russischer Durchschnittsgangster hätte das nicht hingekriegt.«
    »Wir haben es hier nicht mit Gangstern zu tun. Das sind Profis.«
    Lavon gab Gabriel die Fotos zurück. »Was Boris dir auch immer sagen wollte, es muss wichtig gewesen sein.

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