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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Funktionär beim zentralen staatlichen Plankomitee Gosplan, das die Rube-Goldberg-Maschine am Laufen hielt, die damals Sowjetwirtschaft genannt wurde. Sie hat die Leningrader Staatsuniversität besucht und sollte wie ihr Vater Nationalökonomin werden. Doch offensichtlich hat sie es sich anders überlegt und lieber Sprachen und Kunst studiert. Angeblich hat sie in der Eremitage gearbeitet, als sie Iwan kennenlernte. Man fragt sich, was sie an ihm gefunden hat.«
    »Sie stammen aus ähnlichen Verhältnissen. Sie waren beide Kinder der Elite.«
    »Zwischen Gosplan und KGB besteht ein großer Unterschied.«
    Gabriel hörte Schritte und schaute auf. Ein Jogger mit fransigen Haaren und Kopfhörern auf den Ohren kam ihnen entgegen. Gabriel beneidete solche unbeschwerten Zeitgenossen: Sie konnten unter Menschen gehen, ohne um ihr Leben fürchten zu müssen. Als sie wieder allein waren, fragte Carter: »Wie wollen Sie vorgehen?«
    »Seit ich mir diese Telefongespräche angehört habe, bin ich überzeugt: Sollte ein Gemälde von Mary Cassatt auf den Markt kommen, würde Elena Charkowa sich darum reißen, einen Blick darauf werfen zu können.«
    »Und Sie würden dann daneben stehen?«
    »Oder ein Kollege. Jemand mit sympathischem Auftreten und einer Vorliebe für Mary Cassatts Bilder. Jemand, der Elenas Leibwächter nicht nervös machen würde.«
    Carter klopfte nachdenklich an seine rechte Tasche, als suche er seine Pfeife. »Heißt das, dass diese Begegnung auf britischem Boden stattfinden würde?«
    »Ganz recht.«
    »Dann werden wir die Briten ins Bild setzen müssen. Iwan und seine Leute werden rund um die Uhr vom MI5 überwacht, wenn sie in London sind. Ich gehe davon aus, dass unsere britischen Vettern liebend gern mit uns zusammenarbeiten würden. Sie haben uns schon vor Jahren gedrängt, etwas gegen Iwan zu unternehmen.«
    Zwanzig Meter vor ihnen zog ein hechelnder Sibirischer Husky eine junge Frau hinter sich her. Gabriel, dessen Angst vor Hunden legendär war, tauschte geschickt mit Carter die Plätze und sah mit einer gewissen professionellen Genugtuung zu, wie der Hund seine triefende Schnauze an Carters Hosenbein rieb.
    »Um auf diesen Agenten mit dem sympathischen Auftreten und einer Vorliebe für Mary Cassatt zurückzukommen«, sagte Carter, während er den Sabber von der Trainingshose wischte, »haben Sie da schon jemanden im Auge?«
    »Ich würde lieber eine Frau einsetzen. Sie sollte in der Lage sein, sich als Amerikanerin oder Britin auszugeben. Wir haben mehrere geeignete Kandidatinnen, aber keine mit dem nötigen Kunstverstand. Was bedeutet, dass ich bei null anfangen müsste, um sie fit zu machen.«
    »Das ist jammerschade. Die Uhr tickt.«
    »Ja, Adrian, das ist mir klar.«
    »Wie Sie sich vielleicht erinnern, hätten wir da jemanden, der den Anforderungen möglicherweise entspricht. Sie hat in Harvard ihren Doktor in Kunstgeschichte gemacht, und sie hat schon einmal einen solchen Auftrag übernommen. Sie hat sogar ein paar Mal mit Ihrem Dienst zusammengearbeitet und versteht Ihre ziemlich archaische, hebräische Sprache.«
    »Das könnte zu Komplikationen führen, Adrian.«
    »Weil sie heimlich in Sie verliebt ist.« Carter blickte zu Gabriel, um festzustellen, wie er reagierte, erntete aber nur einen ausdruckslosen Blick. »Sie ist ein großes Mädchen, Gabriel. Und dank Ihnen jetzt ein Vollprofi.«
    »Wo ist sie?«
    »Immer noch im Zentrum für Terrorismusbekämpfung in Langley. Sie untersteht praktisch meiner Aufsicht. Wenn Sie sie haben wollen, gehört sie Ihnen.«
    »Eine unglückliche Wortwahl, Adrian.«
    »Das war natürlich rein dienstlich gemeint.«
    Gabriel ging eine Weile schweigend weiter. »Sie wäre ideal für den Job. Aber sind Sie sicher, dass sie bereit ist, wieder in den Außendienst zu gehen?«
    »Sie hat doch im Halton-Unternehmen mit Ihnen zusammengearbeitet. «
    »Nur als Verbindungsperson. Bei diesem Unternehmen müsste sie wieder verdeckt operieren.«
    »Ich werde regelmäßig über ihre Fortschritte auf dem Laufenden gehalten. Der Psychologe, den die Agency ihr zugewiesen hat, sagt, dass sie gut vorankommt. Nach Auskunft der Personalabteilung hat sie keine Probleme mit ihrer neuen Legende, und ihre Vorgesetzten im CTC haben ihr nur die besten Zeugnisse ausgestellt.«
    »Das überrascht mich nicht, Adrian. Sie ist phantastisch. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum Ihre Anwerber sie zuerst abgelehnt haben.«
    »Sie fanden sie zu selbstständig - und vielleicht eine Spur zu

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